Aixtron, Infineon oder doch lieber Q-Cells? Wo lauern Risiken, wo Chancen – die TecDax-Werte im Vergleich

Das Rückschlagspotential beim TecDax zwingt Anleger zum AbwartenWaren die deutschen Hightechs im vierten Quartal 2008 bereits leicht in die Verlustzone geraten, rutschten sie im Auftaktquartal 2009 richtig tief in die roten Zahlen. Nachdem inzwischen auch die Solarunternehmen teils in der Krise stecken, ist es auch mit der Aufwärtsentwicklung bei den Umsätzen vorbei. So stagnierten die Erlöse der 29 TecDAX-Mitglieder im ersten Quartal (BB Biotech bleibt als Beteiligungsgesellschaft wie gewohnt bei unserer Betrachtung außen vor) im Vergleich zum Vorjahr und erreichten 5,11 Milliarden Euro. Immerhin schafften noch 18 Indexmitglieder eine Verbesserung, elf mussten einen Rückgang hinnehmen. Ohne den Debitel-Zukauf von freenet und die damit verbundene kräftige Umsatzsteigerung hätte die Entwicklung noch deutlich schlechter ausgesehen. Besonders kräftig ging es bei den Solarfirmen Conergy und Solon nach unten. Unter die Räder kamen auch die jüngsten Börsen-Highflyer Infineon und Aixtron. Das zeigt, dass die Kurskapriolen bislang hauptsächlich aus Hoffnung bestehen, aber nicht durch Fakten unterlegt sind.

Das zeigt sich auch an der desolaten Ergebnisentwicklung der Hightechs. Die – soweit möglich um Sonderfaktoren bereinigten – operativen Gewinne brachen im Jahresvergleich um 62 Prozent auf nur noch 185 Millionen Euro ein. Die Marge ging damit auf mickrige 3,6 Prozent zurück. Belastet wird die Entwicklung zum einen vom DAX-Absteiger Infineon, der dicke Verluste schreibt. Aber auch die breite Masse überzeugt nicht. Nur 13 Firmen schafften eine Verbesserung, bei 15 ging das operative Ergebnis zurück. Noch schlimmer fällt der Blick auf die Zahl unter dem Strich aus, wo mit 512 Millionen Euro ein dicker Verlust auflief. „Dank“ Infineon ergibt sich im Jahresvergleich immerhin eine deutliche Verbesserung. Vor Jahresfrist hatte der Halbleiterhersteller aufgrund von Sondereffekten noch gut 1,5 Milliarden Euro versenkt. Auch im ersten Quartal verzerren eine Reihe an Sonderfaktoren (etwa große Abschreibungen bei Q-Cells) das Ergebnis. Die Lage ist aber sicher nicht als gut zu bezeichnen.

Tec-Dax-Werte im Vergleich

Eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung bei den Hightechs ist derzeit schwer. Auf Basis unserer aktuellen Prognosen ergibt sich für den TecDAX auch im Gesamtjahr unter dem Strich ein Fehlbetrag. Eine Beurteilung nach KGV fällt damit flach. Die Bewertung mit dem rund einfachen der erwarteten Erlöse erscheint im historischen Vergleich nicht teuer, aber vor allem wegen des neuen Schwergewichts Infineon (als Halbleiterhersteller sind geringere Margen möglich als bei Wachstumswerten) ist die Aussagekraft dieser Kennziffer geschmälert. Sinn macht unserer Ansicht nach derzeit nur eine Einzelbetrachtung. Und demnach gibt es im TecDAX eine Reihe an Titeln, die nach dem jüngsten Kursanstieg von rund 60 Prozent im Index extrem teuer sind.

Dringend meiden würden wir auf jeden Fall wegen der Bewertung Aixtron, SMA Solar oder IDS Scheer sowie wegen der desolaten Geschäftslage Infineon und Conergy. Halbwegs interessant (aber auch keine Schnäppchen mehr) sind Kontron, Carl Zeiss Meditec, Wirecard und Q-Cells. Wegen der stark überkauften Marktsituation rechnen wir für den Index aber nach wie vor zumindest mit einer kräftigen Korrektur nach unten. Obwohl die Hightech-Euphorie die Kurse kurzfristig auch noch höher treiben kann, ist das Chance-Risiko-Verhältnis derzeit äußerst ungünstig. Auch wenn es schmerzt, bei so einem Anstieg nicht dabei zu sein: Abwarten lautet die Devise.

5 Gedanken zu „Aixtron, Infineon oder doch lieber Q-Cells? Wo lauern Risiken, wo Chancen – die TecDax-Werte im Vergleich

  1. Conny B

    Ihre Bewertung von Aixtron erscheint mir angesichts der soliden Finanausstattung und der Zukunftsperspektiven der Produkte zu pessimistisch. Aixtron ist eher eine Perle, die in jedes zukunftsgerichtete Depot gehört

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  2. JosefS

    Der Schreiber ist aber nicht der einzige Pessimist, was Aixtron angeht – die Analystenmeinungen sind ja auch eher zurückhaltend (siehe http://tr.im/nh9b – nur Cheuvreux und CS mit „kaufen“).
    Fraglich ist bei Aixtron mMn, wieviel Spielraum noch da ist und ob der Anstieg der letzten Zeit nicht etwas zu schnell ging – selbst er erst Anfang März gekauft hat, kann sich fast über eine Verdreifachung freuen, das schreit gerade zu nach Rücksetzern.

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  3. Nico Popp

    Ich kann beide Haltungen zu Aixtron verstehen: Einerseits steigt nach Monaten des rasanten Anstiegs das Rückschlagspotential, andererseits befindet sich Aixtron in einem lupenreinen Aufwärtstrend. Wie man konkret handelt, hängt da natürlich vom eigenen Anlagehorizont und der Positionsgröße ab. Eine kleine Trading-Position würde ich persönlich halten, da ich charttechnisch im besten Fall Luft bis 10 Euro sehe, bei einer größeren Position würde ich schon bevor der Chart Schwäche signalisiert, Teilgewinne mitnehmen.

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  4. Wolfgang Braun

    Der charttechnische Aufwärtstrend ist natürlich offensichtlich. Eine Aktie ist meiner Ansicht nach aber nur kaufenswert, wenn sowohl die fundamentalen Daten als auch die charttechnischen Signale positiv aussehen. Aus fundamentaler Sicht ist Aixtron aber klar überbewertet. Auch wenn dem Konzern immer ein wahnsinniges Zukunftspotenzial bescheinigt wird, ist Aixtron letztlich ein Maschinenbauer. Dank LED-Technologie könnte das Wachstum in den nächsten zwei, drei Jahren überdurchschnittlich sein, die Vergangenheit zeigt aber, dass sich auch Aixtron den branchentypischen Zyklen nicht entziehen kann. Man schaue sich nur einmal die Entwicklung nach der Jahrtausendwende an. Auch im ersten Quartal 09 sind die Auftragseingänge im Jahresvergleich über 60 Prozent eingebrochen. Auf Basis der Unternehmensprognose erscheint für 2009 ein Ergebis je Aktie von 0,20 Euro realistisch. Selbst wenn man für 2010 ein Wachstum von 50 Prozent unterstellt (dank LED-Fantasie) liegt das KGV dann noch bei 29. Normalerweise bringen es Maschinenbauer auf einen Wert von 10. Auch wenn man die absolut solide Finanzierung (Eigenkapitalquote von 73 Prozent) berücksichtigt, lässt das keinen Spielraum mehr nach oben!

    Um die Jahrtausendwende wurde Aixtron schon einmal als Zukunftswert gefeiert und die Aktie in extreme Höhen getrieben. Der Absturz erfolgte spät, aber dann umso heftiger. Auch wenn die Auswüche jetzt noch nicht so wahnsinnig sind wie 2000, das Rückschlagpotenzial ist meiner Ansicht nach trotzdem gewaltig.

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  5. Nico Popp

    Danke für die fundamentale Einschätzung. Ich finde solche Situationen, in denen fundamentale Lage und Chartbild etwas auseinander gehen, immer sehr interessant. Einerseits besteht die Gefahr, zu früh zu handeln (z.B. in einen starken Aufwärtstrend short zu gehen), weil man sich zu sehr auf seine fundamentale Einschätzung verlässt, andererseits erkennt man im Chart den eigenen Wissensvorsprung und ist vorbereitet.

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