Legale Gelddruckmaschinen? Die Rolle der Banken in der Finanzkrise

Die Krise an den Finanzmärkten ist das Resultat der jahrelangen laxen Kreditvergabe. Die genauere Betrachtung zeigt sogar, dass seitens der Banken in den vergangenen Jahren Wege eingeschlagen wurden, um möglichst viele Kredite verteilen zu können.

– Gedanken des Traders Christian Müller –

Normalerweise wird die Vergabemöglichkeit von Kreditinstituten durch das Bilden von Rücklagen eingeschränkt, da die Banken ansonsten endlos Kredite vergeben könnten und das Geldmengenwachstum nach oben treiben würden. Um eben diese „unlimitierte“ Kreditvergabe zu verhindern, gibt es das geldpolitische Instrument der Mindestrücklage.

Mit Hilfe der Mindestrücklage steuert die Zentralbank, wie viel Geld durch die Banken in Form von Krediten verteilt werden kann. Hinzu kommen weitere Gesetze und Regelungen, die eigentlich verhindern sollen, dass ein Kreditinstitut über seine Verhältnisse lebt.

Seit etwa 2004 kam es bei den Banken in Mode, die Kredite durch sogenannte Monoliner (Bondversicherungen) zu versichern, um das Kreditrisiko zu verringern. Hierdurch wurde es den Banken möglich, mehr Kredite zu vergeben und weitaus mehr Geld zu „produzieren“, als volkswirtschaftlich vorgesehen. Hierzu hat man Derivate generiert, die so genannten „Forderungsbesicherten Wertpapiere„, die außerbörslich gehandelt werden. Hiermit war es den Banken möglich, bilanzneutrale Kredite zu erzeugen, die häufig – aber vermutlich nicht ausschließlich – zur Finanzierung von Immobilien in der USA eingesetzt wurden.

Während die Banken durch Gesetze an die Regeln ihres Risikomanagements gebunden waren, konnten Monoliner Risiken auf sich nehmen, die deutlich über dem bei Banken erlaubten Niveau lagen. Hiervon provitierten zunächst beide Seiten, die Banken konnten durch die größere Anzahl vergebener Kredite größere Margen einfahren, während die Versicherer hohe Prämien einstreichen konnten.

Die Risiken wurden allerdings falsch bewertet und die Versicherer haben sich höhere Risiken zugemutet, als sie tragen konnten. Die Rating-Agenturen, die für die Bewertung herangezogen wurden, haben größeren Portfolios aufgrund einer höheren Diversifizierung meist auch ein besseres Rating gegeben, da das Ausfallrisiko bei mehreren Schuldnern geringer erschien. Daher haben die Banken versucht, möglicht viele Kredite an den Mann zu bekommen: Dies war eine der wichtigsten Triebfedern für die entstehende Immobilienblase, denn durch das bessere Rating eines Forderungstopfs in Folge einer höheren Diversifikation konnte man die Risikosumme gegenüber den Anleihen-Versicherern drücken.

Das Platzen der Immobilienblase in der USA macht es den Banken nun deutlich, dass Risiken völlig falsch eingestuft wurden und nicht vollständig an die Versicherer ausgelagert werden konnten. Allerdings können die Finanzinstitute ihr eigenes Risiko aktuell wohl gar nicht abschätzen, da es eigentlich von den Versicherern getragen wird und ihnen nicht bekannt ist, wie hoch das Risiko durch die mögliche Zahlungsunfähigkeit von Schuldnern tatsächlich ist. Das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit wurde bei der Konstruktion der „Forderungsbesicherten Wertpapieren“ scheinbar komplett vergessen. Sollten sich nun die Pleiten der Versicherer häufen, könnte es einige Banken dazu zwingen, sich durch Kapitalerhöhungen frisches Geld zu beschaffen.

Nouriel Roubini hat am 5. Februar hierzu einen Artikel „12 Schritte zum finanziellen Desaster“ veröffentlicht. Aktuell befinden wir uns bei Schritt 4:

Fourth, while there is serious uncertainty about the losses that monolines will undertake on their insurance of RMBS, CDO and other toxic ABS products, it is now clear that such losses are much higher than the $10-15 billion rescue package that regulators are trying to patch up. Some monolines are actually borderline insolvent and none of them deserves at this point a AAA rating regardless of how much realistic recapitalization is provided. Any business that required an AAA rating to stay in business is a business that does not deserve such a rating in the first place. The monolines should be downgraded as no private rescue package – short of an unlikely public bailout – is realistic or feasible given the deep losses of the monolines on their insurance of toxic ABS products.

Auf der Website „www.shadowstats.com“ veröffentlicht John Williams die inoffizielle Entwicklung der Geldmenge M3, da diese seit Anfang 2006 nicht mehr offiziell ermittelt wird. Hier sieht man eine extreme Wachstumsrate, die auf eine akute Inflationsbedrohung hinweist.

Die Geldmenge M3 ist hier im Gegensatz zu M2 massiv angestiegen. Dieser Liquititätsanstieg ist nach meiner Ansicht auch den Banken, die diese Derivate handelten und so ihr Risiko senkten, zu verdanken. Ein Kollaps der Finanzwirtschaft würde diese Übertreibungen durch Abschreibungen korrigieren, doch Bernanke und die us-amerikansiche Regierung haben bereits zugesagt, dass sie Geld in die problematischen Bereiche pumpen werden. Aus diesem Grund wird das Anwachsen der Geldmenge weiterhin vorangetrieben werden.

Als Anleger sollte man sich daher auf jeden Fall mit Rohstoffen beschäftigen, da diese Aufgrund der Inflation weiter aufwerten sollten. Hierbei stehen bei mir Edelmetalle und Agrarrohstoffe weiterhin als Anlageziel im Vordergrund. Industriemetalle haben aufgrund der aktuellen Rezessionsbefürchtungen bereits massiv an Wert verloren. Es bleibt abzuwarten, ob die Industrie von der Rezession auch erfasst wird. Sollte durch die Maßnahmen der FED und der USA eine Ausweitung der Rezession vermieden werden, könnten sich hier günstige Einkaufsmöglichkeiten bieten.

Als Aktieninvestition sollte man die Finanzwirtschaft außen vor lassen, da sich hier nicht abschätzen lässt, wie stark die Risiken tatsächlich schon im Markt eingepreist wurden. Nach meiner Argumentation wissen die Banken selbst nicht, wie hoch ihr eigenes Risiko zu bewerten ist, so dass dieses unter Umständen noch nicht komplett in die Kurse eingepreist wurde. Selbst erfolgreiche kleine Substanzunternehmen werden in den nächsten Monaten kaum Gelder für eine Expansion von den Banken zur Verfügung gestellt bekommen und sollten Underperformer sein.

Eine Ausnahme stellen Unternehmen dar, die durch steigende Rohstoffpreise direkt profitieren. Solche Gesellschaften sollten auch weiterhin gute Renditen abwerfen, beispielsweise Exxon oder Chevron. Ebenso sollten Energieversorger und Pharmaunternehmen antizyklisch erfolgreicher sein als Unternehmen aus anderen Branchen.

Auch wenn durch die finanziellen Maßnahmen der US-Notenbank FED und der US-Regierung eine weitere größere Korrektur an den Märkten vermieden werden sollte, ist eine Absicherung von Long-Positionen gegen Verluste durch Optionen oder Optionsscheine auf jeden Fall zu erwägen. Schließlich könnte sich die Finanzkrise zeitweise weiter verschärfen. Prinzipiell jedoch sehe ich die Aktienmärkte mit Ausnahme des Finanz- und Bausektors als bullisch an, da die staatlichen finanziellen Hilfen und die damit verbundene steigende Liquidität die Kurse weiter antreiben sollte.

3 Gedanken zu „Legale Gelddruckmaschinen? Die Rolle der Banken in der Finanzkrise

  1. Robert

    Also die Grafik von John Williams ist schon beeindruckend – vorsichtig formuliert. Denn so extrem hatte ich das nicht erwartet, wenngleich jede Goldempfehlung u.a. auf diesen Umstand hinweist.

    Antworten
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