Biopetrol – der Name ist Musik in den Ohren eines jeden trendorientierten Kleinanlegers. Die Kombination aus regenerativ-ethischem „Bio“ und dem ebenso raren wie auch teuren „Petrol“ verschmilzt in den Gedanken des durchschnittlichen deutschen Aktionärs zum Dukatenesel mit stetig steigendem Auswurf. Schließlich wissen wir alle, dass regenerativen Energien irgendwann die Zukunft gehört: Sei es aus Mangel an Alternativen oder aus Gründen der Erhaltung unseres Planeten. Ein ungeschriebenes Gesetz. Auch ist „Mobilität“ (=“mein Auto“) nahezu jedem Deutschen sehr wichtig und die stetig steigenden Preise herkömmlicher Kraftstoffe beherrschen die Diskussionen an deutschen Stammtischen. Die besten Voraussetzungen für eine Aktie, die dermaßen nach Zukunft klingt. Biopetrol war im vergangenen Jahr im entry-standard der Deutschen Börse für 8,20 Euro emittiert worden. Etwas mehr als ein halbes Jahr ist mittlerweile vergangen, doch Zeichner haben mit Biopetrol seither vieles erlebt. Im April diesen Jahres erreichte Biopetrol Kurse über dreißig Euro. Rund dreihundert Prozent seit dem Börsengang. Die politischen Überlegungen rund um Bio-Kraftstoffe, deren Zwangsbeimischung zu regulärem Kraftstoff und die Frage nach der Besteuerung von Bio-Diesel, führte zu nervösen Reaktionen an der Börse. Doch die Anleger hätten gewarnt sein sollen: Den positiven Übertreibungen folgten die unangenehmen. Gemäß dem alten Grundsatz „Im Zweifel für mehr Steuereinnahmen“ beschloss die Regierung die Besteuerung von regenerativen Kraftstoffen. Die Biopetrol-Aktie geriet ins Schlingern. „Nun gut, nur ein wenig Psychologie“, dachten sich einige Anleger und sprachen von „Einstiegschancen“ und „Kaufkursen“. Schließlich war die Aktie auf rund zwanzig Euro gefallen. Vergangene Woche nun der große Paukenschlag: Die geplante Besteuerung von Bio-Diesel wirke sich bereits in diesem Geschäftsjahr negativ auf das Ergebnis aus. Eine Erklärung darüber, wie geplante Steuern bereits die Gewinne schmälern können, blieb aus. Zudem gibt CEO Dicks das Ruder bei Biopetrol ab. Die Anleger kannten nach dieser Meldung nur noch einen Weg: Notausgang! Innerhalb von nur drei Tagen verlor das Papier von Biopetrol rund die Hälfte seines Wertes. Kurse unter neun Euro bestimmten das Bild zum Wochenausklang.
Bereits zum Börsengang warnten kritische Stimmen vor einer ambitionierten Bewertung von Biopetrol. Doch die psychologischen Voraussetzungen stimmten. Alle Ampeln standen auf „Grün“. Die Hurrikan-Saison in den USA war noch in Erinnerung und der Öl-Preis kletterte. Zudem entwickelten sich auch Standardwerte wie beflügelt. Die Erfahrung mit Biopetrol zeigt: Selbst überteuerte und riskante Papiere können noch sehr stark steigen. Luftnummern erkennt man ohne fundamentale Analysen meist erst wenn es zu spät ist – nach dem rasanten Absturz.