Ein über den Erwartungen liegender US-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen, die Hoffnung auf eine Verdopplung des chinesischen Konjunkturpakets sowie positive Konjunkturdaten lösten heute die von zahlreichen Marktteilnehmern als „längst überfällig“ bezeichnete Erholung der Aktienmärkte aus. Der Dax kletterte heute um 5,4 Prozent auf 3890 Punkte und machte so annähernd die Verluste der vergangenen drei Tage wett.
Zwar sehen erste Chartanalysten den heutigen Anstieg bereits als Vorbote für eine Bärenmarktrally „bis auf 5200 Punkte“, doch haben die vergangenen Monate gezeigt, wie launisch die Börse sein kann. Erst gestern belastete die neuerliche Geldspritze für den US-Versicherer AIG die Kurse und Fed-Chef Ben Bernanke verglich das Geschäftsgebaren des Konzerns gar mit dem eines Hedge-Fonds. Wie viele Hedge-Fonds innerhalb der vergangenen Monate die Segel streichen mussten, ist bekannt.
Bereits heute scheinen diese Sorgen um die Finanzwelt wie weggewischt zu sein. Und das nur, weil China ein Investitionsprogramm verdoppeln will, von dem niemand weiß, ob es tatsächlich hilft. Tatsächlich liegt die Wahrheit wohl wie immer irgendwo dazwischen: Selbstverständlich werden die Volkswirtschaften in absehbarer Zeit die Talsohle des Abschwungs erreichen. Fraglich ist nur, wann. Der genaue Zeitpunkt lässt sich wohl nur in der Retrospektive bestimmen.
Bis dahin sollten Anleger im Wechselspiel von Euphorie und Depression einen kühlen Kopf bewahren oder der Börse gar gänzlich fern bleiben. Die Meldung, die noch heute die Kurse treibt, könnte bereits morgen Grund für weitere Ausverkäufe sein. Oder wissen Sie, was geschieht, wenn China wegen der Ausweitung seines Konjunkturpakets keine US-Staatsanleihen mehr kaufen kann? Vielleicht gibt uns eine Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius die Antwort: „Ein Augenblick der Geduld kann viel Unheil verhüten.“ Oder für Börsianer etwas weniger philosophisch: „Eine Schwalbe macht noch lange keinen Sommer.“ Holen Sie sich keine Erkältung!
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