Die Volksrepublik China gilt als viertstärkste Wirtschaftsnation der Welt. Hohe Wachstumsraten in Industrie, Dienstleistung und sogar in der Landwirtschaft treiben das Bruttoinlandsprodukt Chinas in immer neue Höhen. Besucher des Landes berichten von vielen Baustellen, westlichen Metropolen und allgemeiner Aufbruchstimmung. Immer wieder jedoch kommt es in China auch zu sozialen Unruhen. In der vergangenen Woche protestierten mehr als zehntausend Demonstranten gegen Enteignungen – die Regierung hatte den Menschen für ihre Grundstücke nur rund ein Viertel des versprochenen Betrages ausgezahlt. Die Demonstranten konnten nur durch massives Einschreiten der Polizei auseinandergetrieben werden.
Auch nehmen korrupte Funktionäre und Unternehmer in abgelegenen Provinzen immer häufiger das „Recht“ in die eigene Hand: Proteste werden nicht selten von bezahlten Schlägertrupps beendet. Erst allmählich wird in westlichen Medien über Unruhen im Reich der Mitte berichtet. Da das Land jedoch mittlerweile ein bedeutsamer Faktor in der Weltwirtschaft geworden ist, sollten soziale Konflikte nicht ignoriert werden – schließlich könnte eine Verschärfung der jetzigen Situation auch Chinas Wirtschaftsleistung und somit die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen. Die Ausschreitungen und Demonstrationen der vergangenen Monate zeigen, dass Chinas Aufschwung nicht ohne negative Folgen ist. Um Chinas Leistungsfähigkeit langfristig zu sichern, muss das Regime in Peking die chinesische Gesellschaft zusammenhalten: Möglichweise ist es somit in Zukunft von Nöten, das Prinzip „Wachstum um jeden Preis“ zu überdenken.