Schlechte Ausgangposition in China und bei CO2-Werten: Wieso Daimler der Konkurrenz hinterher fährt

Steigende Verkaufszahlen bei der E-Klasse - dennoch fällt Mercedes hinter Audi und BMW zurück (Foto: Daimler AG)Vorab veröffentlichte Zahlen katapultierten die Aktie des Automobilbauers Daimler gestern an die Spitze des Dax-Index. Rigorose Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass das Fahrzeuglager trotz Absatzkrise abgebaut werden konnte und das Unternehmen beim Cashflow im dritten Quartal inzwischen sogar die im vergangenen Jahr auf zwei Milliarden Euro gelegte Messlatte um 300 Millionen Euro übertreffen konnte. Zahlreiche Beobachter und Analysten sehen die operative Wende bei Daimler nun erreicht. Dennoch belasten den schwäbischen Konzern vor allem die Aussichten für die gesamte Automobilbranche sowie die Konkurrenz bei Oberklasselimousinen.

Zwar sorgten insbesondere robuste Verkaufszahlen bei E- und S-Klasse für das gute Ergebnis im dritten Quartal, doch wird Daimler von Branchenkennern wie dem „Automobilpapst“ Ferdinand Dudenhöffer in diesem Segment nur noch als Nummer drei hinter BMW und Audi gesehen. Im Wachstumsmarkt China sei Daimler wegen seiner hohen Kosten gar gänzlich abgehängt, sagen Kenner. Insbesondere die hohen Fixkosten gelten zunehmend als Belastung Daimlers im Konkurrenzkampf um die Gunst vermögender Kunden. Diese potentiellen Daimler-Käufer wandern verstärkt zu BMW und Audi ab, deren Image sich in den vergangenen Jahren gegenüber Daimler verbessern konnte.

Studie über weltweiten Automobilabsatz: Nur China wächst

Am deutlichsten werden die Schwierigkeiten der Schwaben allerdings beim Blick auf die LKW-Sparte. Die Entwicklung dieses Bereichs hängt noch stärker von der Entwicklung der Weltkonjunktur ab, als das verhältnismäßig robuste Geschäft mit vermögenden Privatkunden: Trotz erster Hoffnung auf eine Wende fahren die Trucks aus Schwaben noch immer Verluste ein. Hinzu kommt, dass jüngste Statistiken über den weltweiten Absatz von Automobilen verdeutlichen, dass sich die gesamte Branche in einer Phase des tiefgreifenden Wandels befindet.

Nach einer Studie von JD Power ist der weltweite Absatz von PKW im Mai dieses Jahres um 16,7 Prozent gesunken. Dieser ohnehin schon deutliche Einbruch liest sich für Daimler noch dramatischer, wenn man berücksichtigt, dass in China – wo das Unternehmen nach Einschätzung führender Experten hinter die Konkurrenz zurück gefallen ist – im selben Zeitraum mehr als 40 Prozent mehr Automobile verkauft wurden. Übrig bleiben für Daimler der europäische und der nordamerikanische Markt: Zwar gaben die Verkaufszahlen in Westeuropa nur um rund 8 Prozent nach, im restlichen Europa und in den USA allerdings um mehr als 30 Prozent.

Jüngste Zahlen nur ein erster Schritt im Hinblick auf 2015

Trotz dieser ernüchternden Zahlen hat sich Daimler für die kommenden Jahre ambitionierte Ziele gesetzt, will die Kosten weiter senken und bis 2015 1,5 Millionen Autos verkaufen – ebenso viele wie auch Konkurrent Audi. Nach jüngsten Beschlüssen der EU müssen Autobauer von 2012 bis 2015 stufenweise den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotte senken. Das Ziel von 120 Gramm CO2 je gefahrenem Kilometer soll zunächst von 65 Prozent der Neuwagen erreicht werden und dann schrittweise über 75 und 80 Prozent bis 2015 auf 100 Prozent ausgebaut werden. Mercedes „bläst“ derzeit 175 Gramm CO2 je gefahrenem Kilometer in die Luft – BMW dagegen „nur“ 154 Gramm.

Es macht den Anschein, als könnten die jüngsten Erfolge von Daimler nur ein erster Schritt zu den für 2015 ins Auge gefassten Zielen sein. Die schlechte Position Daimlers im nahezu einzigen relevanten Wachstumsmarkt China, die wachsenden Vorlieben der Stammkundschaft aus Europa und den USA für die Konkurrenz sowie der Nachholbedarf beim CO2-Ausstoß lässt die Pläne des Daimler-CEOs Dieter Zetsche ambitioniert erscheinen. Zwar notiert die Daimler-Aktie in diesen Tagen auf Jahreshoch, doch liegt vor dem gesamten Konzern noch ein steiniger Weg.

3 Gedanken zu „Schlechte Ausgangposition in China und bei CO2-Werten: Wieso Daimler der Konkurrenz hinterher fährt

  1. Nico Popp

    Wachstum gelingt von einer niedrigen Ausgangsbasis natürlich leichter:

    „Die Duisburger Autoexperten sehen bei dem Wettrennen erhebliche strategische Lücken bei den Schwaben, vor allem im entscheidenden Wachstumsmarkt China. Dort liegt Audi mittlerweile deutlich vorne. Der Grund: der gesamte VW-Konzern produziert dort in sieben Werken und verkauft 1,6 Mio. Fahrzeuge, wie VW-Chef Martin Winterkorn kürzlich bestätigte.“

    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/daimler-dank-rotstift-in-den-schwarzen-zahlen%3B2470870

    Darauf und auf weitere Quellen stützt sich im wesentlichen meine Aussage, Daimler sei in China „abgehängt“. Die nächsten Quartale werden zeigen müssen, ob man nachhaltig aufholen kann.

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