Wird alles wirklich so schlimm? Keine Feierlaune am Dax-Geburtstag – Konjunktur-Angst belastet

Der deutsche Aktienindex Dax wird heute zwanzig Jahre alt, doch sorgt die Kursentwicklung der vergangenen Wochen nicht für Feierlaune. Anfang Juni notierte der Index noch jenseits der 7000-Punkte-Marke, heute nimmt das Börsenbarometer Kurs auf die Jahrestiefststände vom März. Neben dem hohen Ölpreis drücken zunehmend auch negative Konjunktur-Prognosen auf die Kurse.

Insbesondere die hohe Inflationsrate in den USA sowie in der Euro-Zone zwingt die Notenbanken zum Umdenken: Wurden in den vergangenen Monaten noch Zinsen gesenkt, beziehungsweise unverändert gelassen, planen die Währungshüter nun Zinserhöhungen und gefährden damit nach Ansicht von Volkswirtschaftlern das Wachstum.

Nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) könnte es durch einen über den Erwartungen liegenden Rückgang der Nachfrage als Folge der Zinsschritte sogar zu einer deflationären Wirtschaftsentwicklung kommen. Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat sich in den vergangenen Tagen kritisch über eine für kommenden Donnerstag geplante Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert.

Auch unter Finanzmarktprofis macht sich mittlerweile Ernüchterung breit. „Sollte der Dax das Jahrestief bei 6167 Punkten nachhaltig unterschreiten, befinden wir uns in einem Bärenmarkt“, so die Meinung vieler Marktteilnehmer. Noch „fehlen“ bis zum Jahrestief allerdings knapp 150 Punkte. Möglicherweise wirken die Argumente der EZB am kommenden Donnerstag beruhigend und die bevorstehenden Quartalszahlen zeigen, dass die konjunkturelle Lage keineswegs so aussichtslos ist, wie prognostiziert. Der momentan weit verbreitete Pessimismus birgt also zumindest die Chance positiver Überraschungen.

3 Gedanken zu „Wird alles wirklich so schlimm? Keine Feierlaune am Dax-Geburtstag – Konjunktur-Angst belastet

  1. M. Bittrich

    Dass die Krise ausgestanden ist, wage ich zu bezweifeln. Alleine schon der Wertverlust us-amerikanischer Häuser zieht einen Rattenschwanz von Folgen nach sich. Eine ebenso nicht zu vernachlässigende Branche ist die am Boden liegende US-Automobilindustrie, die weder ihre Modelle dem Ölpreis noch ihre Strategien an ausländische aggressive Anbieter (Toyota & Co) angepasst hatte. Das Ergebnis sind billige, lang laufende Kredite, um überhaupt Neugeschäft generieren zu können, dazu mit mittlerweile höheren Ausfallwahrscheinlichkeiten, die bei Langläufern natürlich teurer zu stehen kommen als Ausfälle bei kurzer Laufzeit/hohen Raten. Ich glaube allerdings nicht, dass der USD ins Bodenlose fallen(gelassen) wird; zudem hängt der Euro zu 80% am Dollar, wo also sollte das hinführen? Momentan sehen wir also nur gesteuerte Eigenentwertungen durch die Dollar-Hüter, um den Druck ausländischer Reserven zu reduzieren, was insgesamt als harmlos einzustufen ist.

    Zur Konjunktur bei uns: Also ICH bekomme oft keine Parkplätze an der Autobahn, da alles mit LKW zugestellt ist – die bekanntlich unter anderem Waren liefern, die erst in einem halben oder ganzen Jahr erst als Produkt oder auch Dienstleistung am Markt sind. (Wo sind denn die Stagflations-Auslöser, dass keiner mehr die Waren abnehmen will?) Die Börse nimmt die Volkswirtschaft idR um 1/4-3/4 Jahr voraus, ich kann aber keine Horrorszenarien bei der Konjunktur und damit im DAX erkennen. Sollte jemand Erkenntnisse haben, dass Fannie Mae&Co zusammenbrechen, dann soll er es hier schreiben, nur dann ziehe ich meine Einschätzung zurück. =o)

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  2. Nico Popp

    Es kam wie erwartet: Eine kleine Zinserhöhung damit alle sehen, dass die Inflation ernst genommen wird und gleichzeitig die Ankündigung, dass nicht weiter erhöht wird. Das war meiner Meinung nach genau die richtige Dosis für den Markt. Manche halten die Zinssenkung auch für zu gering, als dass sie Einfluss auf die Inflation haben könnte – dem Markt hat das Plazebo heute allerdings geschmeckt! 🙂

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