Die Deutsche Post geht ab: Bonner Logistik- und Postunternehmen bleibt auf Wachstumskurs

Für 2011 'vorsichtig optimistisch': Die Deutsche Post (Foto: Deutsche Post AG)Die Deutsche Post AG profitierte in den vergangenen Monaten vom weltweiten Aufschwung und veröffentlichte in der zweiten Novemberwoche beachtliche Zahlen für das dritte Quartal. Das weltgrößte Logistik- und Postunternehmen erwirtschaftete demnach mit seinen Konzernmarken DHL und Deutsche Post einen Umsatz von 12,8 Milliarden Euro, ein EBIT vor Einmaleffekten von 543 Millionen und einen Nettogewinn von 226 Millionen Euro. Das Finanzergebnis wurde durch die Veränderung der Bewertung der Finanzinstrumente aus dem Postbank-Verkauf an die Deutsche Bank ebenfalls deutlich verbessert.

Die Logistiksparte profitierte vom starken Welthandel und verzeichnete steigende Transportvolumina und ein florierendes Neukundengeschäft. Darüber hinaus konnte der Konzern beim Tochterunternehmen DHL durch strikte Sparmaßnahmen die Margen deutlich verbessern. Der operative Konzerngewinn wuchs entsprechend im vergangenen Quartal mit 43,7 Prozent stärker als der Umsatz. „Das sehr gute Ergebnis im dritten Quartal zeigt erneut, dass wir hervorragend aufgestellt sind, um von der positiven konjunkturellen Entwicklung überproportional zu profitieren“, sagte Post-Chef Frank Appel im Rahmen der Präsentation der Geschäftszahlen.

Die virtuelle Renaissance des Briefs

In der Briefsparte erzielte der Konzern im abgelaufenen dritten Quartal trotz der geänderten Mehrwertsteuerregelung ebenfalls ein leichtes Gewinnplus. Die Krise in diesem Segment scheint somit vorerst überwunden, wenngleich der Umsatz um 2,7 Prozent auf 3,2 Milliarden zurückging und die Konzernmarke DHL im bisherigen Jahresverlauf erstmals einen höheren Ergebnisbeitrag erwirtschaften konnte als der Brief-Bereich. Für das Gesamtgeschäftsjahr 2010 erwartet die Konzernleitung hier aber immerhin noch ein bereinigtes Ebit von 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro.

Die positiven Zahlen und Aussichten in diesem Segment basieren vornehmlich auf den weltweit zunehmenden Online-Bestellungen und dem entsprechenden Zuwachs beim Paketversand. Die Umsätze im Paketgeschäft stiegen im dritten Quartal um mehr als 5 Prozent. Der physische Briefverkehr hingegen verliert kontinuierlich an Bedeutung. „Der anhaltende Trend einer Substitution des physischen Briefs durch elektronische Medien sowie der Verlust des Quelle-Geschäfts führten zu Umsatzrückgängen“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Konzerns.

Zwar will die Deutsche Post dieser Entwicklung mit ihrem neuen E-Postbrief entgegenwirken und mittelfristig einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe mit der neuen Dienstleistung erwirtschaften. Doch die rechtssichere E-Mail-Kommunikation wird in erster Linie den physischen Geschäfts- und Behördenbriefverkehr ersetzen – nicht jedoch für eine Renaissance von Urlaubs- und Liebesbriefen sorgen. Darüber hinaus wird der wirtschaftliche Erfolg des neuen Formats durch den langsamen Prozess der Gesetzgebung verzögert.

Auch Mitbewerber wie United Internet und die Deutsche Telekom warten mit ihren vergleichbaren Produkten sehnsüchtig auf das grüne Licht des Gesetzgebers. Die Deutsche Post steht bei der Markteinführung der neuen Dienstleistung allerdings eindeutig auf der Poleposition: Der Konzern hat in den vergangenen Monaten massiv in die Werbung für den E-Postbrief investiert und zählte im November 2010 bereits über eine Million registrierte Nutzer.

Sicherheitsmaßnahmen beim Frachtverkehr gefährden das Weihnachtsgeschäft

Seit den jüngsten Paketbomben aus dem Jemen und Griechenland steht das Thema Sicherheit beim weltweiten Frachtverkehr wieder auf der Agenda der internationalen Verkehrs-, Innen- und Justizminister und versetzt auch die Logistik- und Postunternehmen in Alarmbereitschaft. Kurzfristig befürchtet die Branche Einbußen beim lukrativen Weihnachtsgeschäft und mittelfristig höhere Kosten durch verschärfte Kontrollauflagen.

„Wir bleiben eher konservativ bei unserer Prognose, weil es nach wie vor keine Klarheit gibt, wie das Weihnachtsgeschäft ausfallen wird. Es gibt zwar keinen konkreten Grund anzunehmen, dass es besser oder schlechter als üblich wird. Aber es gibt – nicht zuletzt auch im Rahmen der aktuellen Sicherheitsdiskussion – weiterhin Unsicherheiten“, sagte Finanzchef Larry Rosen in einem Interview mit der Börsen-Zeitung.

Zwar verpflichtet eine neue EU-Verordnung für sogenannte „sichere Lieferketten“ bereits seit April 2010 die Fracht- und Logistikunternehmen zu lückenlosen Kontrollen und sicherem Frachttransport. Doch die verantwortlichen Politiker sind sich auch einig darüber, dass die Kontrolle des gesamten weltweiten Versandguts noch deutlich optimiert werden muss. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wären jedoch mit hohen Kosten verbunden. „Es gibt keine Sicherheit, die umsonst ist“, beteuerte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière kürzlich im Rahmen der aktuellen Sicherheitsdiskussion. Auf einer speziellen Internetseite informiert die Deutsche Post ihre Kunden mittlerweile über zusätzliche Vorschriften der Transportsicherheitsbehörde U.S. Transportation Security Administration und bittet um Verständnis für voraussichtlich längere Laufzeiten. Steigende Preise werden an dieser Stelle noch nicht erwähnt.

Höhere Kosten konnte der Konzern nach eigener Aussage allerdings schon im abgelaufenen Quartal erfolgreich an seine Kunden weitergeben. Im Konzernsegment Global Forwarding, Freight stiegen beispielsweise die Frachtraten aufgrund der starken Nachfragesituation und der entsprechenden Verknappung von Frachtkapazitäten. Dabei profitierte der Geschäftsbereich insgesamt stark von der Erholung der Weltwirtschaft und konnte in der Luft- und Seefracht jeweils deutlich zweistellige Umsatzzuwächse verzeichnen.

Standardprognose: Vorsichtig optimistisch

„Aus heutiger Sicht wird sich die positive Ergebnisentwicklung auch im Jahr 2011 fortsetzen, auch wenn die Indikatoren für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft derzeit noch uneinheitlich sind“, erklärte die Deutschen Post in der bereits zitierten Pressemitteilung. Mit dieser vorsichtigen Einschätzung liegt sie voll im Trend der aktuellen Prognosen deutscher und internationaler Konzerne. Einen uneingeschränkt positiven Ausblick für das Jahr 2011 wagt zurzeit kaum ein Management. Aber immerhin: Der Vorstand der Deutschen Post AG hat die Prognose für 2010 kürzlich angehoben und erwartet nun für das Gesamtjahr ein Ebit vor Einmaleffekten zwischen 2,0 Milliarden Euro und 2,1 Milliarden Euro.

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