Gleich drei Neulinge gibt es seit Beginn der Woche im TecDAX: Dialog Semiconductor, Drillisch und Manz Automation. Ob es sich dabei für den Index um eine Bereicherung handelt, muss die Zukunft zeigen. Aus bewertungstechnischer Sicht befürchten wir aber, dass bei zwei der Neuen erst einmal eine Korrektur ansteht.
Enormes Rückschlagrisiko bei Dialog Semiconductor
Einen kometenhaften Kursanstieg hat Dialog Semiconductor hinter sich und so die Qualifikation für den Hightech-Index geschafft. Seit ihrem Tief Ende 2008 hat die Aktie ein Kursplus von mehr als 1.000 Prozent eingefahren. Zum einen liegt das an der Trendwende im Geschäft. Der Konzern stellt Chips her, mit denen die Stromversorgung vor allem in Handys und Handhelds optimiert wird. Nach längerer Durststrecke zieht das Geschäft wegen der immer anspruchsvolleren mobilen Anwendungen seit 2008 wieder an. Der Trend setzt sich fort und im ersten Halbjahr 2009 kletterten die Erlöse um satte 23 Prozent auf 81,0 Millionen Dollar. Der Nettogewinn erreichte 4,1 (Vorjahr: 0,34) Millionen Dollar.
Nach Umrechnung in Euro trauen wir dem Konzern im Gesamtjahr Erlöse von 130 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie von 0,12 Euro zu. Bei einem Gewinnvielfachen von 38 ist die Aktie aber alles andere als billig. Und auch der Chart, der eine Fahnenstange ausgebildet hat, mahnt zur Vorsicht. Das Management hält den Kurs wohl selbst für recht ambitioniert und hat im September eine kräftige Kapitalerhöhung (zu 3,65 Euro je Aktie) durchgeführt. Schwer zu sagen, wann ein solcher Aufwärtstrend bricht, das Rückschlagsrisiko halten wir aber für enorm. Daher: Finger weg!
Drillisch trotz Skepsis mit Kurspotential
„Nur“ vervierfacht hat sich die Aktie von Drillisch von ihrem Tief. Der Konzern ist ein Mobilfunkprovider und damit ähnlich aufgestellt wie freenet, an der man auch eine strategische Beteiligung hält. Bei einem erwarteten Umsatz von 330 Millionen Euro bringt man aber nur rund zehn Prozent der Erlöse von freenet auf die Waage. Aus Bewertungssicht steht Drillisch dagegen weit besser da als der Wettbewerber. Das laufende Jahr ist durch Sondergewinne aus der freenet-Beteiligung verzerrt, 2010 dürfte der Gewinn je Aktie aber um die 0,50 Euro erreichen. Das KGV liegt damit unter zehn, freenet bringt es auf 23.
Dazu weist Drillisch eine um zehn Prozent höhere Eigenkapitalquote aus und führt weit weniger Wackelpositionen in der Bilanz. Am langfristigen Erfolg des Geschäftsmodells haben wir zwar Zweifel (das Geschäft können die Telekom-Konzerne auch selbst abwickeln, Service-Provider werden nicht mehr benötigt), besser als ein Investment in freenet gefällt uns Drillisch aber allemal. Hier könnten die Kurse noch weiter klettern.
Manz: „Fairer Wert deutlich niedriger“
Weit skeptischer sind wir da beim dritten Neuzugang Manz Automation. Erst am Montag hat der Vorstand in einem Interview die Prognosen gekappt. Jetzt rechnet man bei dem Ausrüster für die Solarindustrie im laufenden Jahr mit einem operativen Verlust. Besonders überraschend ist das nicht, hat der Konzern doch schon im ersten Halbjahr einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 12,6 Millionen Euro hinnehmen müssen. Die Erlöse brachen gegenüber dem Vorjahr um 72 (!) Prozent auf 28,3 Millionen Euro ein. Dabei sah das zweite Quartal sogar noch schlechter aus als die ersten drei Monate
2009.
Die Solarbranche müsste sich schon gewaltig erholen, um diese Scharte bis Dezember noch auswetzen zu können. Immerhin kalkulieren wir für 2010 mit einem kräftigen Wachstum und einem Umsatz von 128 Millionen Euro. Dann sollten auch wieder Gewinne drin sein. Allerdings hat die Aktie das Szenario mit einer Kursverdopplung schon eingepreist. Den fairen Wert für die Aktie sehen wir deutlich tiefer im Bereich von 35 Euro. Wir würden uns daher von dem Titel trennen.
Hallo,
ich bin auch mal gespannt wie die drei neuen Aktien sich im TecDAX schlagen. Ich persönlich stimme dir zu und denke, dass auch ersteinmal eine Korrektur ansteht. Mal schauen wie sich das alles Entwickelt.
Liebe Grüße
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Tja manchmal kommt es dann doch anders 😉
Zum Glück war ich weiterhin bei Dialog drin …