Dividende gestrichen: ThyssenKrupp geht in Übersee baden

ThyssenKrupp in Duisburg: Die Hoffnung stirbt zuletzt (Foto: ThyssenKrupp AG)Der höchste Verlust der Unternehmensgeschichte sorgt dafür, dass bei Stahlkonzern ThyssenKrupp der halbe Vorstand seinen Schreibtisch räumen muss. Doch damit nicht genug: Auch Aktionären geht es an den Kragen – für eine Dividende ist schlichtweg kein Geld mehr da. Dabei galt das Unternehmen in der Vergangenheit doch als solider Dividenden-Wert.

ThyssenKrupp ging in Übersee baden

Satte 5 Mrd. € setzte ThyssenKrupp im abgelaufenen Geschäftsjahr in den Sand. Vor allem die einstmals als Zukunftsinvestitionen gepriesenen Projekte in Brasilien verhagelten die Bilanz. Bei Produktionsstätten in Übersee mussten insgesamt 3,6 Mrd. € abgeschrieben werden. Seit Mai schon will ThyssenKrupp die Stahlwerke in Brasilien und den USA verkaufen – und finden keinen Käufer. Obwohl das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 12 Mrd. € in das Geschäft in Übersee gesteckt hat, stehen die Produktionsstätten nun angeblich für rund 4 Mrd. € zum Verkauf.

Im Jahr 2005, als ThyssenKrupp seine Expansion nach Brasilien und die USA verkündet hatte, klang alles noch so vielversprechend: Man wolle der US-amerikanischen Konkurrenz mit günstigen Qualitätsstahl einheizen, hieß es aus Essen. Doch steigende Kosten und schwankende Wechselkurse machten die Investitionen unrentabel. Heute weiß man, dass das Übersee-Geschäft bei ThyssenKrupp keine Zukunft mehr hat.

Aktionäre schauen bei der Dividende in die Röhre

Die Ereignisse der vergangenen Jahre wären für langfristig orientierte Investoren wie Hauptaktionär Krupp-Stiftung nicht mehr als eine unerfreuliche Randnotiz, wenn da nicht ein weiteres unschönes Detail wäre: Dem verschuldeten Stahlkonzern fehlen nach dem neuerlichen Milliardenverlust schlichtweg die Mittel, um eine Dividende auszuzahlen. Das ist um so bemerkenswerter, dass es ThyssenKrupp in der Vergangenheit immer sehr wichtig war, Dividenden auszuschütten.

Erfahrene Analysten wissen: Wenn ein Unternehmen nicht einmal mehr dem Wunsch der Hauptaktionäre nachkommen kann, sieht es schlecht aus. In der Regel werden Hauptaktionäre nämlich selbst bei schlechter Geschäftsentwicklung aus den Dividenden-Töpfen bedient. Ist bei ThyssenKrupp jetzt nicht einmal noch dafür Geld da? Solchen Mutmaßungen sind müßig. Entscheidend ist die Bilanz und die nackten Zahlen. Es kann sogar positiv sein, dass ThyssenKrupp jetzt alle Kräfte bündelt, um das defizitäre Geschäft abzustoßen und wieder zurück in die Erfolgsspur will. Wenn man dazu kurzfristige Interessen von Hauptaktionären ignoriert, ist das auch gut.

ThyssenKrupp bleibt auf der Watchlist

Unabhängig von der Zukunft ThyssenKrupps ist klar, dass sich die Aktie für Dividenden-Jäger vorerst nicht mehr eignet. Dennoch sollte man das Unternehmen nicht abschreiben: Das defizitäre Geschäft ist inzwischen weitgehend aus der Bilanz verschwunden. Ein Verkauf könnte für ThyssenKrupp ein Neustart sein. Das sehen offenbar auch einige Anleger so. Nach der Hiobsbotschaft konnte die Aktie von ThyssenKrupp an der Börse zulegen. Kommt das Unternehmen wieder in die Spur, könnte langfristig auch die Dividende wieder sprudeln.

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