Beim Goldminenindex Gold Bugs HUI kam es in den vergangenen Tagen zu ganz massiven Kurseinbrüchen. Brach der Index noch im Juli über die Widerstandszone 460/ 465 nach oben aus (dabei wurde kurzfristig ein Zwischenhoch bei 480 Punkten markiert), so entpuppte sich diese Bewegung bereits kurz darauf als Fehlsignal, da der HUI wieder unter 460 Punkte zurückfiel. Nachdem in der weiteren Folge auch der Bereich bei 430 Punkten nach unten durchbrochen wurde, fand der HUI zunächst bei der psychologisch wichtigen Marke von 400 Punkten Unterstützung. Im Bereich 390/ 400 bestand die begründete Aussicht auf eine starke Gegenbewegung (erster Depotkauf), da auf diesem Niveau auch die letzten Zwischentiefs von Ende April/ Anfang Mai und Mitte Juni 2008 lagen.
Als jedoch diese Unterstützungszone ebenfalls nicht hielt, kam es zu einem massiven Ausverkauf: Der HUI fiel innerhalb von nur drei Tagen von knapp oberhalb von 400 Punkten auf aktuell 356,17 Punkte. Dabei stürzte der HUI allein gestern um satte 21,87 Punkte oder 5,8 % nach unten ab. Bei den Goldminen selbst kam es im Zuge exorbitant hoher Umsatzvolumina zu markanten Kursabschlägen. Ausgehend von seinem letzten Hoch bei 519,68 Punkten im März 2008 hat der HUI mittlerweile 31,5 % verloren. Das ist zweifelsohne „extrem viel Holz“. Wie geht es weiter?
Ist die Hausse des Gold Bugs HUI und damit auch die gigantische Aufwärtsbewegung des Goldpreises (welche das gelbe Metall von Mitte 2001 von 255 USD bis März 2008 auf ein bisheriges Zwischenhoch bei 1.033 USD je Feinunze führte) damit endgültig zu Ende gegangen? Um dies herauszufinden, untersuchen wir gemeinsam einige wichtige Faktoren – dabei fangen wir mit der aktuell herrschenden Stimmung unter den Marktteilnehmern an.
Die aktuelle Markstimmung: Trendwende beim Gold Bugs HUI wurde ausgerufen
Liest man die Berichte der vergangenen Tage, welche in Internetportalen, Fachzeitschriften und Zeitungen veröffentlicht wurden, so ist die Meinung einhellig. Schlagzeilen wie „Rohstoffe: Ende der Rallye!“, „Hausse zu Ende“, „Risse im Bild“, „Ladehemmung bei Edelmetallen“, „umfassende Trendwende beim Gold“ waren dabei gang und gäbe. Typisch für die derzeitige Stimmungslage ist eine aktuelle Analyse (vom 05.08.2008) von godmode-trader.de, welche die Überschrift trägt: „Amex Gold BUGS Index – Achtung Trendwende!“.
Nachstehend eine stark gekürzte Fassung: „Bei den Goldminen zeichnet sich das erste Mal seit 2000 eine relevante Trendwende ab. ….kommen wir aber zu dem Ergebnis, dass die Goldminen ihre gewaltige Aufwärtsbewegung seit 2000 erst einmal beenden.“ Keine Frage: Die Stimmung unter den Anlegern und Analysten bezüglich der weiteren Entwicklung der Goldaktien und des Goldpreises hat sich zuletzt drastisch verschlechtert.
Gold Bugs HUI: Die Bewegung von Anfang 2004 bis Mai 2005 als Fallbeispiel
Was uns persönlich aufgefallen ist: Die aktuelle Sentimenttechnik erinnert überaus an die Situation im Mai 2005. Damals brach der HUI ebenfalls stark ein (siehe Chart von 2005 auf Folgeseite!), was dazu führte, dass die Marktteilnehmer ihre Long-Positionen auf Gold und ihre Goldaktien geradezu panikartig „über Bord“ warfen. Wie kam es damals zu dieser Entwicklung? Sowohl im Dezember 2003 als auch im Januar 2004 blieb der HUI im Bereich von 258 Punkten hängen und markierte damit ein Doppel-Top. Im Februar und April 2004 gab es einen erneuten Anlauf nach oben: Der Index versuchte zweimal vergeblich, die Marke von 240 Punkten zu knacken. In der weiteren Folge sackten die Goldminen stark nach unten ab. Einige Marktteilnehmer reagierten enttäuscht und verkauften in den folgenden Monaten ihre Goldaktien.
Die Folge: Ein schneller Verfall des Gold Bugs bis in den Bereich von 170 Punkten (dieses Niveau wurde im Mai 2004 erreicht). Der Index erholte sich danach zwar wieder, war aber nicht in der Lage, einen nachhaltigen Aufwärtstrend zu etablieren. Ein Jahr später – im Mai 2005 – kam es dann zum großen Ausverkaufsfinale: Panikartige Verkäufe von zittrigen Händen führten dazu, dass die Goldminen wieder zum Sturzflug ansetzten. Dabei führten negative Berichte in den Massenmedien über Gold und Goldaktien zu einer sehr großen Verunsicherung. Hinzu kam noch, dass urplötzlich viele Chartexperten auf den Plan traten und auf massive Umkehrformationen beim HUI aufmerksam machten.
Aus sentimenttechnischer Sicht gab es kein besseres Umfeld, um in diesem Stadium antizyklisch Positionen im Goldsektor aufzubauen. Im Mai 2005 jedenfalls führte die schlechte Stimmung dazu, dass ein Zwischentief bei 165,71 Punkten markiert wurde. Als ein Großteil der Anleger herausgedrängt war und der Markt auf diese Weise flüssig gemacht wurde, war ein tragfähiger Boden für eine lange Aufwärtsbewegung gelegt worden. Der HUI stieg – ausgehend von dem Zwischentief bei 165,71 – bis Mai 2006 auf ein Hoch bei 401,69 Punkten. Diese Bewegung übersetzt sich in einen Wertzuwachs HUI 2006 – Heute von 142 % in 12 Monaten.
Einige wichtige Überlegungen zum HUI, welche Sie beachten sollten
Um die Entwicklung des HUI in den kommenden Monaten und Jahren richtig abschätzen zu können, ist es wichtig, sich einige grundsätzliche Faktoren vor Augen zu halten:
- Die Sommermonate bringen beim HUI traditionell Kursverluste – dabei sind selbst größere Kursabschläge in den Sommermonaten keineswegs ungewöhnlich
- Aus saisonaler Sicht war der August oftmals ein guter Kaufzeitpunkt: In diesem Monat gab es regelmäßig wichtige Tiefpunkte, wonach die Kurse der Goldaktien wieder nach oben drehten und ihren langfristigen Aufwärtstrend wieder aufnahmen
- Die Situation im August 2007: Der HUI bricht bis auf 285 Punkte ein! Auch der August des Jahres 2007 war im Nachhinein ein hervorragender antizyklischer Kaufzeitpunkt. Der Index baute noch im Juli 2007 mit einem Ausbruch über die Marke von 360 Punkten ein krasses Fehlsignal auf und fiel danach steil nach unten ab. Das Ganze gipfelte in hastigen Liquidierungen und Panikverkäufen, welche den Gold Bugs HUI bis auf ein Niveau von 285 Punkten drückten. Damals hagelte es von den Massenmedien tonnenweise Verkaufsempfehlungen. Auch hier wurde jedoch derjenige belohnt, welcher sich von der negativen Stimmung nicht beeindrucken ließ und konsequent in den HUI einstieg. Da der Goldminenindex daraufhin bis März 2008 bis auf 519,68 Punkte anzog, hätte ein einfaches 1:1-Zertifikat auf den HUI einen ansehnlichen Gewinn in Höhe von 82 % gebracht
- Am Tiefpunkt der Einbrüche sieht der Chart des HUI regelmäßig „kaputt“ aus! Eine wichtige Falle, von der sich auch erfahrene Charttechniker immer wieder in die Irre führen lassen: Wenn der HUI einbricht, sieht der Index nach Abarbeitung der Panikverkäufe aus charttechnischer Sicht regelmäßig kaputt aus! Ein kurzer Blick auf die Entwicklung im August 2007 genügt, um die Richtigkeit dieser Aussage bestätigt zu finden: Damals „riss“ der HUI die wichtige Unterstützungszone bei 315/ 320 Punkten und brach komplett bis auf 285 Punkte nach unten durch. Im Zuge dieser Bewegung wurden nicht nur die Zwischentiefs von Mai und Juni 2007 unterschritten; auch die Unterstützungen von Januar 2007 und sogar von November 2006 wurden nach unten durchschlagen! Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Gold Bugs HUI war zu diesem Zeitpunkt (im August 2007 bei einem Stand von 285 Punkten) charttechnisch „voll im Eimer“!
- Die aktuelle Situation: Bei einem HUI-Stand von 356,17 Punkten wurden alle Zwischentiefs des Jahres 2008 nach unten durchbrochen: In diesem Jahr liegt eine nahezu identische Situation wie im Jahr 2007 vor. Mit dem HUI-Verfall bis auf 356,17 Punkte wurden alle bisherigen Jahrestiefs unterschritten
- Der HUI baut mit Vorliebe Fehlsignale auf: An entscheidenden Wendepunkten nach oben versagt die Charttechnik kläglich! Wir sollten uns vor Augen führen, dass die Entwicklung im Jahr 2007 (im August 2007 aufgebautes Fehlsignal nach unten mit darauf folgender starker Aufwärtsbewegung) nur ein Beispiel von vielen ähnlichen Fällen aus anderen Jahren ist. Der HUI durchbricht mit Vorliebe wichtige Unterstützungen nach unten und baut auf diese Weise immer wieder Fehlsignale auf, nur um danach umso stärker nach oben durchzustarten. Eine Anlagestrategie, die nur auf Charttechnik allein aufgebaut ist, muss daher kläglich versagen. Man sollte vielmehr in derartige Einbrüche hinein kaufen
- Langfristige Zyklen im Rohstoff- und Goldsektor werden immer wieder unterschätzt! Die meisten Marktteilnehmer starren zu sehr auf kurzfristige Bewegungen auf Wochen- und Monatsbasis und verlieren gleichzeitig die großen Zyklen aus dem Auge. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass die drei großen Rohstoffhaussen des vergangenen Jahrhunderts im Durchschnitt 17 Jahre dauerten. Die aktuelle Hausse des Goldpreises begann im Jahr 2001 (bei 255 USD); die des Gold Bugs HUI (bei 35 Punkten) im Jahr 2000. Eine durchschnittliche Dauer vorausgesetzt, könnte die aktuelle Aufwärtsbewegung des gelben Metalls und der Goldaktien also noch bis 2017/18 andauern. Von diesem Zeitpunkt sind wir aber noch ein „gutes Stück weit“ entfernt. Auch die Betrachtung der Zyklen ab Anfang der 70er Jahre unterstützt diese Sichtweise: Der Goldpreis stieg von 1970 bis 1980 von 255 auf 850 USD je Feinunze – ein Zeitraum von 10 Jahren. Die Abwärtsbewegung dauerte jedoch von 1980 bis 2001 – dies entspricht einer Dauer von 21 Jahren. Die Goldaktien selbst fielen knapp 20 Jahre. Es ist demnach völlig unrealistisch, davon auszugehen, dass die Hausse der Goldaktien nach einem 20jährigen Bärenmarkt nach nur 7 Jahren schon wieder zu Ende sein soll. Man sollte vernünftigerweise davon ausgehen, dass stabile Trends viel länger und beständiger sind, als man vorher für möglich halten würde. Wir persönlich gehen nicht zuletzt mit Blick auf die großen Zyklen davon aus, dass die Hausse des Gold Bugs HUI noch viele Jahre anhalten wird!
Unser Fazit: Die Hausse sowohl des Goldpreise als auch der Goldaktien ist voll intakt. Sowohl die genaue Untersuchung der HUI-Einbrüche in den vergangenen Jahren als auch die Auswertung der traditionell schwachen Sommermonate lässt uns zu dem Schluss kommen, dass bei den Goldaktien derzeit erstklassige Einstiegskurse vorliegen. Die Betrachtung der übergeordneten Zyklen kann einen ebenfalls nur zu dem Ergebnis kommen lassen, dass der HUI noch viele gute Jahre vor sich hat. Aber auch mit Blick auf die aktuell vorherrschende überaus schlechte Stimmung kann man sagen, dass Investments in große Goldaktien wieder enorm attraktiv geworden sind. Vergessen wir nicht: Im Mai 2005 wurde von den Analysten, Fachmagazinen und Massemedien das „Ende der Goldminenhausse“ ausgerufen. Damals stand nach dem Rückgang des HUI von 258 auf 165,71 eine Reduktion von 35,8 % zu Buche.
Und wie sieht es jetzt aus?
Jetzt hat der HUI eine Korrektur von 31,5 % (Verfall Goldcorp von 519,68 auf 356,17 Punkte) hinter sich. Da es nach diesem Ausverkauf von der Presse jetzt wieder kübelweise Verkaufsempfehlungen gibt („Die Hausse der Goldaktien ist zu Ende gegangen“), ist eine ganz ähnliche Situation wie im Jahr 2005 gegeben. Indexrückgänge von über 30 % (beim HUI) führen immer wieder dazu, dass die aktuell laufende Superhausse komplett abgeschrieben wird – für gewiefte Anleger eine ideale Möglichkeit, um bereits bestehende Positionen aufzustocken oder Neuengagements einzugehen.
Unser Kursziel für den Goldpreis mit Blick auf 2012/13 liegt bei deutlich über 3.000 USD je Feinunze. Parallel hierzu sollte der Gold Bugs HUI auf deutlich über 1.000 Punkte anziehen. Aber selbst Agnico-Eagle wenn es in den nächsten Monaten zu einem deflationären Schock mit fallenden Asset-Preisen kommen sollte, so bieten Goldminenaktien fundamental einen stabilen und berechenbaren Cash
Flow/Gewinn, den andere Branchen in einem schwachen konjunkturellen Umfeld nicht versprechen können! Kaufenswert erscheinen uns derzeit vor allem etablierte Goldproduzenten wie Kinross Gold (US-Kürzel: KGC; 16,60 USD), Goldcorp (GG; 32,55 USD), Agnico-Eagle Mines (AEM; 48,65 USD), Yamana Gold (YRI in Kanada; 11,11 CAD) oder die Nummer 1, Gigant Barrick Gold (ABX, 37,05 USD) mit seinem hervorragenden Hedge-Management gegen steigende Energiepreise.
Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Orsus Consult GmbH aus dem Börsenbrief Rohstoffraketen vom 6. August 2008 übernommen.
Würden Sie einen Einstieg in Physisches Gold und Silber empfehlen, obwohl der derzeitige Aufschlag bei Münzen und Barren fast zwischen 4-5% liegt??? Das macht die Investition schon teuer und riskant – oder sehen Sie dies anders??