Dax erreicht neues Jahreshoch: „Erfolgreiche Euphoriker haben die Korrektur im Hinterkopf“

Die vergangenen zwei Wochen gestalteten sich für Anleger äußerst schwierig. Zwischen 7300 und 7550 Punkten pendelte der Dax nervös hin und her. Die „Frühlings-Rallye“ drohte ins Stocken zu geraten. Der vergangene Freitag sorgte dann jedoch prompt für einen Befreiungsschlag: Positive Konjunkturaussichten und weiter zunehmende Phantasie rund um mögliche Fusionen in den USA katapultierten den Dax auf ein neues Jahreshoch. Kaum notierte der Index auf Rekordhoch, gaben die Anleger ihre Zurückhaltung auf und kauften den Index sogar bis auf 7607 Punkte – der Ausbruch war geschafft, die Euphorie ist zurück. Börsianer kommentierten den Kursverlauf des vergangenen Freitags mit den Worten: „Der Markt steigt, weil er steigt.“

Am Wochenende las ich einige Marktkommentare, wonach der Sprung über die 8000-Punkte-Marke nur noch eine reine Formsache sei und der Dax dieses Niveau bereits innerhalb der nächsten Wochen erreichen könne. Noch vor wenigen Tagen waren die selben Kommentatoren noch weitaus skeptischer gewesen. Natürlich, das charttechnische Kaufsignal, welches der Dax-Index letzten Freitag generiert hat, spricht offensichtlich für steigende Kurse. Dennoch hat sich an den fundamentalen Aussichten wenig geändert: Deutsche Standardwerte gelten wie bereits vor einer Woche als moderat bewertet, lediglich die Stimmung unter den Anlegern hat sich schlagartig verändert. Nach einigem Hin und Her haben schließlich die Optimisten gesiegt und gewinnen mit jedem Punkt, den der Dax weiter steigt, neue Anhänger.

Doch so wie auch vor einer Woche kein Grund zur Panik bestand, so hängt der Himmel heute nicht voller Geigen. Das Marktumfeld spricht zwar für eine sehr erfolgreiche Börsenwoche, doch folgt auf die Euphorie stets die Ernüchterung. Als der Dax im Februar die Marke von 7000 Punkten hinter sich ließ, nahmen seriöse Medien dies zum Anlass über die „neue“ Hausse zu berichten. Wenige Tage später rauschte der Index innerhalb kürzester Zeit um 600 Punkte in den Keller.

Die Korrektur kommt unverhofft und ihr Potential entlädt sich inmitten der Euphorie. Noch ist die Freude über den neuerlichen Sieg der Bullen jung und hat lediglich kurzfristig orientierte Trader erreicht. Sollten sich die Prophezeiungen rund um Kursziele jenseits der 8000-Punkte-Marke allerdings annähernd bewahrheiten, besteht Grund zur Vorsicht: Wechselt auch der letzte Pessimist überzeugt ins Lager der Optimisten, fehlen dem Markt für weitere Kurssteigerungen die Käufer und die Korrektur setzt ein. Nur wer die Möglichkeit einer Korrektur im Hinterkopf hat, kann bei ersten Anzeichen reagieren und tut diese nicht als „Störfeuer“ in einer scheinbar niemals enden wollenden Aufwärtsbewegung ab.

8 Gedanken zu „Dax erreicht neues Jahreshoch: „Erfolgreiche Euphoriker haben die Korrektur im Hinterkopf“

  1. Eddie

    Die Korrektur ist doch nur durch euch gekommen. Würdet ihr nicht immer drüber schwafeln, würde auch niemand verkaufen. Ihr macht die Kurse, ihr Medienleute.

    Nach der Euphorie kommt der Crash, ich kann es nicht mehr lesen, einer schreibt vom anderen ab!

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  2. Nico Popp

    Ich glaube nicht, dass die Korrektur durch Medienleute ausgelöst wird. Eigentlich steckt im Artikel das genaue Gegenteil: Wenn alle darüber reden, kommt sie nicht. Die Korrektur kommt unverhofft. Das schrieb schon Kostolany und er hatte recht. Der Vergleich mit Februar 2007 ist doch treffend. Um die Jahreswende haben viele den Aktienmarkt durchwachsen eingeschätzt. Über 7000 Punkten war die Euphorie groß und niemand wollte sich mehr an die kritischen Stimmen erinnern. Mit dem jetzigen Ausbruch erwarte ich eine neuerliche Welle der Euphorie. Deswegen die unterschwellige Warnung.

    Außerdem ist eine Korrektur ja nichts Schlimmes. Ich denke noch immer, dass es sehr gut um die Aktienmärkte steht. Eine kleine Korrektur ist angesichts der Rallye der letzten Monate aber nicht verkehrt.

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  3. doktor291

    Es ist schon wahnsinn was im DAx seit einiger Zeit abgeht. sehr gut finde ich dabei auch die rolle von Bayer, welche seit ca, einer woche fast nur eine richtung kennt nämlich nach Norden.

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  4. Zelle

    Die warnenden Stimmen sind doch nicht erst seit gestern zu hören, sogar im Jahr 2005 rechneten viele mit fallenden Kursen nach den Anstiegen von 2003 und 2004. Fakt ist: Jeder Rücksetzer in den letzten 4 Jahren wurde nach kürzester Zeit wieder weg gemacht und diejenigen die da zugegriffen haben kann man nur gratulieren. Ich persönlich sehe das Umfeld als weiter Positiv an, denn noch sind wir in den KGVs günstig bewertet und erst wenn wir neue Allzeithochs bekommen und die „wahren“ Medien das Thema Börse wieder in den Vordergrund stellen, ist eine größere Gefahr gekommen. Solange bleib ich dabei und ganz locker.
    P.S.: Von Carry-Trades, Immobiliencrash und Überbewertung hab ich schon länger nichts mehr gehört, komisch eigentlich oder?

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  5. Nico Popp

    @Zelle: Anfang letzter Woche war ein Artikel in der FTD, wonach einige Experten Druck auf die Aktienmärkte seitens aufgelöster Carry-Trades erwarteten. So richtig bewahrheitet hat sich das wohl nicht.

    Crash-Propheten gibt es immer und irgendwann bekommen sie alle recht. Die Frage ist nur, ob ihnen bis dahin noch Glaubwürdigkeit bleibt. Die Gefahr einer Korrektur ist nach einem 1000-Punkte-Anstieg nicht so einfach zu ignorieren. Das ist natürlich dann kein Crash, aber wer gehebelt den Dax handelt, möchte auch einen Einbruch um 250 Punkte nicht miterleben.

    Seit Wochen wird die Korrektur erwartet und immer bin ich zuversichtlich geblieben. Jetzt ist die Stimmung ins Positive gekippt, jetzt ist sie für mich wahrscheinlicher. Das bedeutet nicht, dass das in der nächsten Woche bereits soweit sein muss. In meinen Augen ist man heute long ganz gut positioniert. Nur im Hinterkopf sollte man die mögliche Korrektur haben um schnell reagieren zu können.

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  6. mw

    Die derzeitige Dax-Euphorie kann ich nicht nachvollziehen. Der rasante Aufstieg seit der Februar-Korrektur lastet nur auf den Schultern einiger Dax-Schwergewichte (DCX, EOA, SIE). Die Unterstützung des breiten Gesamtmarktes fehlt.

    Außerdem wird gern vergessen, dass der Dax nur auf Grund dessen die anderen Märkte outperformt, weil er ein Performance-Index ist. Ohne die Einberechnung der Dividenden (Kurs-Dax WKN: 846744) liegt der Dax weit hinter seinen historischen Neuer-Markt-Höchstständen zurück – nämlich rund 25,5%.

    Die Gefahr einer Korrektur ist immer gegeben. Gründe dafür liegen auf der Hand. Spekulationsblase in China, Yen-Carrys oder die amerikanische Konjunktur. Wenn es soweit ist, dürfen wie uns die Gründe dafür selbst erörtern.

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