Förderung fällt weiter zurück: Langfristhausse bei Öl weiter intakt

RohstoffraketenDie fundamentale Situation am Ölmarkt wird immer bedrohlicher, da die zusammenbrechende Produktion in den Riesenölfeldern (Ghawar, Burgan und Cantarell) nicht mehr durch neue Ölfunde ausgeglichen werden kann. Im saudi-arabischen Ghawar (weltweit größtes Ölfeld!) ist man gezwungen, immer mehr Wasser in das Ölfeld zu pumpen, um den Druck auch nur annähernd aufrecht erhalten zu können. Diese „Strategie“ – welche die Saudis in den vergangenen Jahren stets anwandten – hat die Struktur von Ghawar jedoch irreparabel zerstört!

In den Massenmedien ist davon weit und breit (natürlich) nichts zu lesen. Dort liest man nur von den „bösen Spekulanten“, die den Ölpreis nach oben treiben. Unsere Prognose: Ghawar dürfte in den kommenden Jahren zur völligen Überraschung der Öffentlichkeit mit stark fallenden Förderraten aufwarten. Damit sollte klar sein, dass auch Saudi-Arabien insgesamt sein Produktionsmaximum überschritten hat.

Der Grund: Ghawar alleine steht für die Hälfte des gesamten Ölausstoßes für Saudi-Arabien.

Total-Chef Christophe de Margerie: Weltweite Ölförderung kann die Marke von 100 Millionen Barrel pro Tag kaum jemals überschreiten

Die Aussage des französischen Ölkonzerns Total, dass die weltweite Ölförderung die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag kaum jemals überschreiten kann, lässt aufhorchen. Laut Konzernchef Christophe de Margerie werde sich die globale Tagesförderung bestenfalls bei 100 Mio. Barrel stabilisieren; selbst dieses Niveaus dürfte schwer zu halten sein. Konkret prognostiziert der Unternehmenslenker bis zum Jahr 2020 einen Anstieg der weltweiten Ölförderung auf 95 Millionen Barrel (von aktuell 87 Mio.). Dazu kämen noch fünf Millionen Barrel Treibstoffe aus Gas- und Kohlesynthese. Weitere Steigerungen seien den Aussagen von de Margerie nur schwer möglich. Die IEA hingegen erwartet bis 2030 einen Anstieg von 87 auf 116 Mio. Barrel.

Börsenmagazine und Massenmedien wollen Sie weiter für dumm verkaufen!

Interessant ist, dass die Focus Money (aktuelle Ausgabe vom 4. Juni 2008) behauptet, dass die heute bekannten Rohölreserven noch Jahrzehnte reichen. Der Anstieg des Ölpreises wird daher mit anderen Spekulationsblasen (Häuserblase; Dotcom-Blase etc.) verglichen. Ins gleiche Horn stößt die aktuelle Euro am Sonntag (Ausgabe vom 01.06.2008) mit ihrer Titelstory „Der Öl-Crash kommt“.

Geradezu entgegengesetzt ist allerdings das derzeitige Handelsverhalten der Commercials: Diese verfügen über ihre niedrigste Netto-Short-Positionierung seit Mai 2007 (damaliger Ölpreis: 60 USD); im Gegenzug haben die Kleinspekulanten eine rekordhohe Shortposition von über 30.000 Kontrakten aufgebaut! In einer solchen Konstellation kann also keineswegs von einer Spekulationsblase gesprochen werden. Im Gegenteil! Dies könnte rein markttechnisch sogar der Treibsatz für ein gewaltiges Überschießen sein.

Brisante Daten zur weltweiten Ölversorgung/ Ölmarkt kann via Futures nicht nennenswert
beeinflusst werden/ Prognose: 2009/2010 steht der Ölpreis bei 250 USD

Die fundamentalen Faktoren rund um die Angebotssituation am globalen Ölmarkt können nur als extrem brisant bezeichnet werden. Bei einer bisherigen Weltölförderung von 1.050 Milliarden Barrel und Gesamt-Ölvorräten von 2.020 Milliarden Barrel hat die Menschheit bereits über die Hälfte aller Ölvorkommen aus dem Boden geholt. Die verbleibende Hälfte kann in jedem Fall nur noch unter deutlich erhöhten Kosten und mit beträchtlichem zusätzlichen Zeitaufwand gefördert werden. Man sollte sich auch vor Augen führen, dass das Maximum-Jahr der weltweiten Ölfunde bereits das Jahr 1964 war.

Die Menschheit verbraucht derzeit 3,8 Barrel für jedes neu gefundene Barrel Öl. Dass diese „Rechnung“ langfristig niemals aufgehen kann, leuchtet auch ein, wenn man sich klarmacht, dass die 120 größten globalen Ölfelder mehr als 50 % des weltweiten Ölbedarfs liefern. Von den Massenmedien und Börsenmagazinen werden Sie über diese Sachverhalte nach wie vor getäuscht.

Wichtig auch: Der physische Ölmarkt kann via Futures nur sehr eingeschränkt und ausschließlich extrem kurzfristig beeinflusst werden (siehe die immer wiederkehrende dümmliche Argumentation „Spekulanten treiben den Ölpreis nach oben“). Langfristig spielt die Spekulation in einem Markt ohne nennenswerte Lagerhaltung keine Rolle! Die Öl-abhängige Welt verlangt trotz streng begrenzter Vorkommen Tag für Tag und Woche für Woche Lieferung!

Fazit: Der Ölpreis ist unter die Marke von 130 USD gerutscht und notiert jetzt im Bereich von 123/124 USD. Ob es jetzt zu einem „Over-Shooting“ bis auf 150/160 USD kommt oder ob sich die Korrektur bis auf 100 USD fortsetzt, bleibt abzuwarten. Langfristig – mit Blick auf Ende 2009/2010 – sehen wir eher Ölpreise von 200 bis 250 USD je Barrel voraus! Dann würden verstärkt diejenigen Investitionen in extrem teure Lagerstätten getätigt werden, welche die Ölkonzerne in den letzten 20 Jahren vernachlässigten.

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Orsus Consult GmbH aus dem Börsenbrief Rohstoffraketen vom 4. Juni 2008 übernommen.

3 Gedanken zu „Förderung fällt weiter zurück: Langfristhausse bei Öl weiter intakt

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