Am Dienstag vor Börsenbeginn in Kanada wurde gemeldet, dass die Übernahme unseres Musterdepotwertes Forsys Metals vollzogen wird. George Forrest International (GFI) hat die Finanzierung in Höhe von 579 Millionen CAD, um die Aktionäre mit seinem im November 2008 abgegebenen Übernahmeangebot von je 7 CAD je Aktie in bar abzufinden, doch „irgendwo aufgetrieben“. Kaum jemand hatte mit diesem Schritt nach den Erfahrungen der letzten Monate gerechnet.
Noch am Freitag, dem letzten Handelstag in Kanada (Montag war Feiertag), wurde die Aktie auf ein Tief von 4,45 CAD gedrückt. Erst in den letzten fünf Minuten setzten massive Käufe bis 5 CAD ein, um die Aktie dann mit einem Minus von 7 Prozent auf 4,74 CAD ins Wochenende zu verabschieden. Nur die wenigsten Beobachter hätten an diesem 31. Juli daran geglaubt, dass vor dem nächsten Handelsbeginn am Dienstag, der Deal doch unter Dach und Fach sei. Sollte also in Kürze das Geld auf den Konten der Aktionäre sein, dann findet eine der unglaublichsten, dramatischsten, spannendsten und wohl auch irrwitzigsten Börsenstorys ihr Ende, die wir je erlebt haben. Wer diesen extrem steinigen Weg von Anfang an mitgegangen ist, der wird am Ende doch noch mit einem Happy End belohnt.
War eine so große Position wirklich angemessen?
Zwischenzeitlich dürften jedoch viele Anleger bezüglich der extremen Ausschläge der Aktie längst die Nerven verloren haben. Dies kann man keinem Investor verübeln. Undurchsichtige Umstände bei der Übernahme durch den belgischen „Kongo-Oligarchen“ und Sarkozy-Freund George Forrest, sowie eine nicht minder dubiose Vorgeschichte, mit Beschuldigungen gegen Forsys, man habe die Lizenz unrechtmäßig erworben, haben die Anleger auf eine harte Geduldsprobe gestellt.
Auch wir müssen selbstkritisch fragen: War es richtig, mit einer verhältnismäßig großen Position im Musterdepot auf die Übernahme zu spekulieren? Im Nachhinein wohl ja. Aber diese Gewinne sind echtes Schmerzensgeld! Was wir völlig unterschätzt haben ist folgende Tatsache: Der Übernehmer George Forrest braucht keinem Investor Rechenschaft darüber abzulegen, warum er jetzt das Geld hat und es im März noch nicht hatte. Trotz dieser für Kleinanleger unbefriedigenden, da völlig intransparenten Abwicklung, lief juristisch anscheinend alles mir rechten Dingen ab.
Die Übernahme bleibt intransparent
In der gestrigen kanadischen Financial Post meinte zwar der Vice-Chairman von Desjardin, Ron Mayers, dass der Fall Forsys wegen der Undurchsichtigkeit bei der Finanzierung der Übernahme ein Fall für die Regulierungsbehörden sei. Wir meinen: eine Intervention der Behörden wäre für uns eher im März oder im September/Oktober 2008 wünschenswert gewesen, als die Aktie dramatische Kurseinbrüche – wohl bewusst herbeigeführt – zu verzeichnen hatte. Damals hätte man gegen die offensichtlichen Manipulationen vorgehen müssen, nicht jetzt!
Eines ist klar: George Forrest ist mit seinen privaten Gesellschaften nicht börsennotiert und daher ist es auch seine Privatsache, mit wem er die Finanzierung auf die Beine gestellt hat. Ein Analyst aus Vancouver mutmaßte vorgestern, dass das Geld aus einem Konsortium aus Geschäftsbanken, Bergbaukonzernen, Staatsfonds und Kernkraftwerksbetreibern stamme. Doch erfahren wird man es entweder erst, wenn die Übernahme endgültig abgewickelt ist, oder nie. Wir gehen sogar soweit, dass es wohl für einige Uran-Abnehmer besser und von hohem Interesse ist, dass man solche (oft auch politisch motivierten) Deals, ohne Nennung von Ross und Reiter über die Bühne gehen lässt. Mit einem großen börsennotierten Unternehmen hätte man daher eine solche Übernahme wohl gar nicht durchführen können. Wir glauben inzwischen, dass George Forrest als Strohmann für ein solches Konsortium (welches im Hintergrund bleiben möchte) gedient hat. Da Aktionäre jedoch Offenheit, Klarheit und Transparenz – gerade bei einer Übernahme, wo es um viel Geld geht – wünschen, stößt man mit diesen politischen Interessen geradezu diametral zusammen.
Der Rohstoff-Bullenmarkt beginnt jetzt erst richtig!
Sollen wir dem Ende von Forsys nun nachtrauern, weil uns in Zukunft eine Aktie mit hohem Unterhaltungswert fehlen wird? Nein! Auch wenn es wohl nie wieder so eine „verrückte“ Aktie geben wird, trauern wir weder dem Beinahe-Herzstillstand vom März (als die Übernahme verschoben wurde), noch den Schweißausbrüchen vom Oktober (als Shortseller einige K.O.-Zertifikate „abschossen“), noch dem Ärger mit anderen Börsenbriefen und Kollegen nach, die damals die „Magna-Story“ von der unrechtmäßigen Lizenz in Umlauf brachten, in irgendeiner Form nach! Noch trauern wir den vielen Leseranfragen (die wir sonst gerne beantworten) nach, die uns verständlicherweise zu diesem emotional aufgeladenen Fall erreichten.
Ehrlich: Wir möchten in Zukunft nie mehr so eine Aktie erleben! Wir haben inzwischen so viele „stressfreiere“, wenn auch spekulative Gesellschaften auf dem Radar, mit denen sich ordentliche Erträge erzielen lassen, dass es keine Forsys mehr braucht. Unsere Musterdepotwerte sind in erstklassiger Form und Forsys war nicht die erste Übernahme (zuvor schon Western Silver, Nevada Pacific Gold; Blue Pearl/TCM-Übernahme, Aurelian, Wolfden Resources, Miramar Mining) und nicht die letzte bei der unsere Leser dabei sein werden. Dieser Rohstoff-Bullenmarkt wird uns noch viel Freude machen, davon sind wir felsenfest überzeugt. Wie wir schon letzte Woche an dieser Stelle schrieben: Was der 1987er Einbruch am Aktienmarkt war, war und wird für Rohstoffe und Rohstoffaktien der 2008er Crash sein! Die beste Kaufgelegenheit aller Zeiten! 1987 gab es eine unglaubliche Verkettung von Zwangsliquidationen. Diese haben sich 2008 im Rohstoffsektor wiederholt. Der Bullenmarkt im Rohstoffsektor wird durch das Scheitern vieler Projekte durch die Finanzkrise (Angebotsverknappung) und durch das Gelddrucken der Regierungen nun erst richtig Fahrt aufnehmen und an die Länge des Aktien-Bullenmarktes von 1988 bis 2000 heranreichen. Das bedeutet, dass jetzt der Bullenmarkt noch zwölf Jahre dauern sollte. 2008 bei Rohstoffen = 1987 beim Aktienmarkt! Bedenken Sie, dass auch 1987 die überwiegende Mehrheit dachte, der Aktien-Bullenmarkt sei nach fünf Jahren (1982-1987) zu Ende. Dabei begann er mit dem 87er Crash eigentlich erst richtig!
Sollte man als alter Forsys-Aktionär (am vermeintlichen Ende des Rohstoffzyklus) in 12 bis 15 Jahren einmal nach Namibia kommen, dann sollte ein Besuch der Valencia-Uranmine auf dem Programm stehen. Die dann wohl gewaltige, 1.200 Meter lange, 700 Meter breite und 300 Meter tiefe Tagebaumine und die Millionen Tonnen Gestein, die bewegt wurden, um das Uran zu fördern, werden jeden Forsys-Aktionär daran erinnern, dass sich um dieses Loch in den Jahren 2008/09 Dramen am Aktienmarkt abgespielt haben. Nie wieder Forsys!
ist ein elender dreckshaufen! noch ist kein geld da. meiner meinung kommt auch nix. short diesen müll!
@kiefer: Ich würde Forsys nicht als substanzlos bezeichnen. Ich glaube kaum, dass Forrest – so zwielichtig er auch erscheinen mag – so viel Geld für nichts in die Hand nimmt.
@peter: Ja, noch ist kein Geld da, aber Forsys handelt 10 Prozent unter dem Übernahmepreis, das ist doch schon ein großer Erfolg. Wer skeptisch ist, kann seine Position jetzt zu angemessenen Bedingungen minimieren, das war vor einer Woche noch deutlich schwerer. Ich verstehe daher die Aufregung nicht. Klar war Forsys eine Achterbahnfahrt, aber jetzt handeln wir wie gesagt 10% unter dem vermeintlichen Übernahmepreis.
„Zockerwert ohne Substanz“? Und für den zahlt dann ausgerechnet GFI 7 CAD? So ein Unsinn!
Wieder einmal nur ein Zockerwert ohne Substanz. Leider sind die deutschen Anleger in der Mehrheit für so etwas weiterhin anfällig.
Dieser „peler“ oder „peter“ hat seine Kommentare schon ausreichend bei w-o gegeben. Er hat uns köstlich amusiert – einfach eine Lachnummer.
4,17 Euro – das ist ein Kurs, mit dem auch jeder Zweifler zufrieden sein kann!
@ Niko Popp,
da hast Du recht. Allerdings müßte der Forsys-Aktionär seine Bestände jetzt sehr rasch verkaufen. Hast Du dies zum Ausdruck bringen wollen?
Denn auf eine Auszahlung von CAD 7,00 nach der Übernahme wird der Aktionär wohl nicht oder erst nach jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen rechnen können. Da es ganz offensichtlich ist, daß Forrest mit dem Forsys-Management innig zusammenarbeitet, und zwar mit aller verbalen Unterstützung durch die „Rohstoff-Raketen“, wird das Geld zwar von Forrest vorübergehend auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden, jedoch unter Berufung auf geheime Vertragsklauseln niemals freiwillig an die Aktionäre weitergeleitet werden. Zweifellos wird das Geld auch eingefroren werden, wenn sich herausstellen sollte, daß der Iran an dem Geschäft beteiligt ist.
@ Lothar,
du scheinst ein ziemlicher Spinner zu sein…
Die Entwicklung vieler Uran-Minen macht ökonomisch keinen Sinn. Preise zwischen 80 und 100 USD pro Pfund sind nötig, bevor Minen mit niedrigen Gehalten zur Produktion gebracht werden. Wo steht aber jetzt der Uranpreis ? Bei 48 USD/pound.
Einige Börsenbriefe, insbesondere auch die Rohstoff-Raketen, haben in der Vergangenheit den Wert der Forsys-Mine immer wieder nach oben gerechnet. Es wurde immer wieder behauptet, die Preise bei langfristigen Lieferkontrakten von Uran seien wesentlich (wesentlich!) höher. 80-100 USD/pound seien bei längerfristigen Verträgen allemal zu erzielen. Eine solche Behauptung zeugt von grober Unwissenheit, bei den Rohstoffraketen halte ich das für eine bewußt gestreute Unwahrheit. Die langfristigen Uranpreise sind lediglich ein wenig höher. Beispiel gefällig:
Im jetzt gerade herausgekommenen Halbjahresbericht von Denison Mines wird berichtet, daß die Gesellschaft in den ersten 6 Monaten 2009 die US-Produktion für 65.53 USD und die Kanada-Produktion nur für 49,75 USD/pond verkaufen konnte. Das bedeutete für diese etablierte Uran-Gesellschaft einen schmerzhaften Halbjahresverlust.
Eine neue Mine in Namibia mit den zunächst astronomisch hohen Investitionen für den Minenbau bei mangelhafter Infrastruktur und extrem ungeschulten, analphabethischen Personal ist bei einem Uranpreis von 48 USD ein krasses Verlustgeschäft. Der Uranpreis müßte auf das 3fache steigen, bis jemand eine solche Investition machen würde, es sei denn, er wäre nicht ganz bei Trost.
Forrest hat in seinen Tantal-Minen oben am Minenrand 10 Typen mit scharfen Waffen stehen und am Minengrund 10 anderer Typen mit Schaufeln. So macht man in Afrika Gewinne. So kann man aber keine komplizierte, kostspielige Uranmine mit den besonderen Sicherheitsanforderungen führen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Forrest sein Geld für die Übernahme herausgeben wird. Falls doch, dann mit gravierenden Vorbehaltsklauseln, so daß die Aktionäre ihr Geld niemals sehen werden. Hier läuft dasselbe Spiel ab wie bei vielen Timesharingmodellen auf den kanarischen Inseln: gutgläubige ältere Menschen oder aber gutgläubige Trottel werden um ihre Ersparnisse gebracht. Ich glaube aber nicht, daß die Staatsanwaltschaft bei den Rohstoffraketen vorstellig wird, denn diese habe ja stets nur das Wohl ihrer Abonnenten im Auge gehabt.
Einziger Ausweg: sofortiger Verkauf aller Forsysanteile bestens.
@ Lothar und Titus,
vielen Dank für Eure Beiträge, die ich für sehr weiterführend halte. Gestern Abend habe ich mir meine Unterlagen zu Forsys wieder aus dem Keller geholt und unter den neuen Gesichtspunkten für mich bewertet. Ich habe den Eindruck, daß Forsys Metals gegenwärtig höchstens 1,90 – 2,50 Euro wert sein kann. Möglicherweise fällt der Kurs auch tatsächlich auf diesen Wert zurück.
Ich habe Forsys deshalb erneut auf meine Watchliste für mögliche Abstauberkäufe gesetzt und werden, je nach Börsensituation, bei 1,95 Euro oder weit darunter wieder eine kleine Menge kaufen.
In ein/zwei Tagen meldet sich bestimmt wieder Nico Popp von Aktien-Blog zu wort. Zur Zeit arbeitet er aber glaub ich fieberhaft am Relaunch der Seite. Da er aber ein Börsen-Gossip-Mensch ist, hockt er bestimmt jetzt auch vorm Bildschirm.
Ich finde er kann genial rumors zusammenführen und dem Gesamt-Bild schärfe verleihen!
Warten wirs mal ab!
Ausserdem denke ich, dass in Canada heute am Abend noch einige Rumors veröffentlich werden, von der National-Financial-Post etc.
wait and see – spoke the blind
@ Nico Popp
Ich weiß genau, daß gestern hier noch ein Kommentar von Titus gestanden hat. Hier fanden sich einige für mich neue Gedanken.
Hierauf habe ich in meinen Beitrag eine Stellungnahme abgegeben. Ich hoffe doch nicht, daß neuerdings die Meinungen hier zensiert werden, indem man Kommentare verschwinden läßt !
Liebe Leser!
hier werden keine (rechtlich zulässigen) Kommentare oder Meinungen zensiert. Da ich aus rechtlichen Gründen die Kommentare vor Veröffentlichung prüfen muss, kann es manchmal zu Verzögerungen kommen. Neu geschriebene Kommentare sind unmittelbar nach Veröffentlichung zwar für den Schreiber ersichtlich, für den Rest der Leser allerdings nicht.
Ich werde mich um eine Lösung bemühen, damit sich interessierte Leser registrieren können und somit ohne Vorabprüfung meinerseits „direkt“ diskutieren können.
Zu Forsys werde ich in den kommenden Tagen ein Update schreiben. Die undurchsichtige Situation spricht aus meiner Sicht dafür, vorerst abzuwarten.