Gelassen trotz Verlusten: Moneymanagement hilft nicht nur in stürmischen Börsenzeiten

Wie kommt es, dass manch ein Anleger nach fünf verlustreichen Trades neben einem hohen Geldbetrag auch den Glauben an den Erfolg an der Börse verloren hat, während erfahrene Trader fünf Verlusttrades als „kleine Pechsträhne“ abtun? Die Antwort lässt sich meist unter dem abstrakten Begriff „Moneymanagement“ zusammenfassen. Moneymanagement bedeutet nach Wikipedia eine „Wertsicherungsstrategie, die darauf abzielt, das Risiko eines Wertpapier-Portfolios durch Größenfestlegung der einzelnen Handelspositionen zu steuern“. Man sollte mit einer einzelnen Position also niemals so viel riskieren, dass das gesamte Investitionsvorhaben in Frage gestellt werden muss.

Dies lässt sich leicht anhand eines Rechenbeispiels erklären: Erleidet der Anleger mit einem Depot, welches zwei gleich gewichtete Wertpapierpositionen beinhaltet, einen Totalverlust, ist der Wert des Depots um 50 Prozent gesunken. Um den ursprünglichen Wert wieder zu erreichen, müsste die verbleibende Position schon um 100 Prozent zulegen. Doch auch ohne einen Totalverlust wiegt ein Drawdown schwerer als ein Profit.

Moneymanagement gibt in Form einer klaren Depotstruktur die Antwort auf diese mathematischen Gesetzmäßigkeiten. Dazu gehört neben der Positionsgröße, die in keinem Fall mehr als zehn Prozent des Gesamtkapitals eines Wertpapierdepots betragen soll (je nach Anlagehorizont und Volatilität kann die Positionsgröße auch deutlich kleiner gewählt werden) auch die Bestimmung des Stop-Loss-Kurses. Eine Verkaufsorder mit dem Orderzusatz „Stop Loss“ gewährleistet, dass eine Depotposition unmittelbar nach Erreichen der Stop-Loss-Schwelle zum bestmöglichen Kurs verkauft wird.

Dabei ist es wichtig, dass das gehandelte Wertpapier liquide und die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs (Spread) möglichst gering ist, da die Wertpapierposition sonst zu weit unter dem zuvor bestimmten Stop-Loss-Kurs verkauft wird. Dieses Phänomen wird „Slippage“ genannt. Bei Titeln aus großen Indizes wie Dax, MDax, TecDax oder Dow Jones sind in der Regel allerdings alle Voraussetzungen erfüllt, um effizient mit Stop-Loss arbeiten zu können. Während die maximale Positionsgröße also das geringe Risiko eines plötzlichen Totalverlustes begrenzt, sorgt ein Stop-Loss-Kurs dafür, das Risiko üblicher Kursschwankungen beherrschbar zu machen. Bezogen auf das gesamte Depotvermögen soll durch diese Kursschwankungen nicht mehr als ein Prozent riskiert werden. Entsprechend wird der Stop-Loss-Kurs gewählt.

Ein kleines Praxisbeispiel soll verdeutlichen, wie Moneymanagement effizient umgesetzt werden kann: Nehmen wir an, ein Anleger verfügt über ein Gesamtkapital von 10.000 Euro und möchte je Position maximal zehn Prozent seines Gesamtkapitals riskieren. Es ergibt sich also eine maximale Positionsgröße von 1000 Euro. Das Risiko durch Kursschwankungen soll nicht mehr als ein Prozent des Gesamtkapitals ausmachen. In diesem Fall dürften je Position von 1000 Euro also 100 Euro riskiert werden.

Nehmen wir an, wir kaufen 10 Aktien zum Kurs von 100 Euro je Aktie. Folglich müsste das Stop-Loss-Limit bei 90 Euro gesetzt werden, da das maximale Risiko je Position geteilt durch die Anzahl der gekauften Wertpapiere 10 Euro ergibt. Schwankt unsere Aktie allerdings wie in diesem Jahr häufig geschehen seit Wochen hektisch zwischen 82 und 110 Euro hin und her, sollten wir in Erwägung ziehen, unseren Stop großzügiger zu setzen. Aus charttechnischen Gründen bietet sich möglicherweise die Marke von 80 Euro an. Um das maximale Risiko je Position auch hier im Blick zu haben, müssen wir die Positionsgröße verändern: Wir teilen das Risiko von 100 Euro je Position durch den mittels Stop-Loss begrenzten maximalen Verlust von 20 Euro je Aktie und erhalten die neue Positionsgröße von 5 Stück.

Wie das Beispiel zeigt, sollte die Berechnung der optimalen Positionsgröße und somit auch der empfohlenen Stop-Loss-Schwelle von charttechnischen Gegebenheiten oder Indikatoren wie der Volatilität abhängig gemacht werden. Folglich sollte jeder Anleger auch bestehende Positionen regelmäßig überprüfen. Nimmt eine Position durch Buchgewinne beispielsweise mehr als 10 Prozent des Gesamtdepots in Beschlag, sollte über einen Teilverkauf nachgedacht werden, um das Risiko auch weiterhin unter Kontrolle zu haben. Auch bei einer deutlichen Zunahme der Volatilität kann das Stop-Loss-Limit großzügiger gesetzt und die Positionsgröße minimiert werden.

Auch wenn Moneymanagement für Kleinanleger zunächst wenig praktikabel klingen sollte, ist es mit einiger Übung und kleinen Helfern einfach umzusetzen: Nützliche Online-Rechner nehmen dem Anleger mittlerweile die gesamte Rechenarbeit ab und berücksichtigen darüber hinaus sogar Gebühren und Slippage. Weiterhin können Interessierte durch Bücher über Moneymanagement noch tiefer in die Materie einsteigen – die optimalen Voraussetzungen, um die nächste „kleine Pechsträhne“ gelassen wegzustecken.

5 Gedanken zu „Gelassen trotz Verlusten: Moneymanagement hilft nicht nur in stürmischen Börsenzeiten

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  2. Stephen

    Moneymanagement ist lediglich ein wünschbare, aber völlig trügerische Illusion. Niemand kann Finanzmarktspekulation erfolgreich managen und sich so der Verantwortung für seine Anlageentscheidung entledigen…

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  3. Andreas

    Muss mich jetzt mal äussern zu dem Artikel den teilweise inkompetenten Aussagen, inkl. Komentare. Stephen nichts gegen dich aber Du hast den Sinn und Zweck von einem Moneymanagement nicht verstanden, um was es dabei wirklich geht. Nach Fakten verliehren von 100 Leuten 88.5 mehr Geld und nur 11.5 gewinnen mehr. Verweise hierbei gerne auf die Quelle: http://www.nasaa.org. Die Gründe warum, liegen genau da, dass die 88.5 kein Moneymanagement verwenden, oder minderwertig ist.

    Zum andern möchte ich auch betonen, das leider die meisten Leute kein, oder nur begrentze Kentnisse haben, für die Asset-Klasse, bzw. den jeweiligen Markt. Das beste Beispiel ist dieser Artikel selbst in dem in keiner Zeile bezogen auf das dort verwendetet Beispiel, die Rede ist von dynamischer Absicherung, sonder jeweils nur von statischer Absicherung, und das im Bezug auf den Artikel selbst ein Wiederspruch darstellt. Ich bitte daher den Verfasser, um fachlich richtige Artikel, denn alles andere ist minderwertig in der Qualität.

    Wenn jemand sich bereits intensiv mit der Thematik von Moneymamagement auseinander gesetzt hat, weis: Kriterien zu der Berechnung der idealen Kapitalmenge wie %, Margin, Hebel, Equity, und der gleichen, wie auch Ansätze von Martinale oder Antimartinale führen alle zu minderwertigeren Ergebnissen. Wer jetzt nicht mehr weiss um was es geht, nachlesen, denn bevor Sie nicht die Thematik von Moneymanagement verstanden haben wie Stephen inkl. dem Verfasser des Artikels, und ein entsprechendes Moneymanagement haben werden Sie nie zu den 11.5 gehören die erfolgreich sind. Ich selbst habe für mein Moneymanagement einen Zeitaufwand von über 40’000 Stunden verwendet. Von den Grundzügen bis zur fertigstellung. Und bin nachwievor auf der Suche nach einem besseren. Und das gibt es mit Sicherheit, irgendwo…
    Ich gehe davon aus mein Kommentar gelöscht wird auf Grund der Kritik.

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  4. Nico Popp

    Es ist grundsätzlich schwer, Inhalte von Büchern in einzelne Artikel zu packen. Dieser Artikel ist als Einstieg gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich freue mich über Gastbeiträge zu dynamischen MM-Modellen. 😉

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  5. Stephen

    Stimmt, so gesehen habe ich wohl keine Ahnung vom terminus technicus MM, es ging mir um den Sinn: Spekulation ist nicht per Ratio zu managen. Wer so tut, als könne er dies verliert sicher! Ich stze seit 10 Jahren nur auf intuitive Vernunft und brauche nicht mehr zu arbeiten. Zugegeben, die Prinzipien dahinter kann man nicht jedem vermitteln. Es ist fast wie beim Fußballspiel: der eine trifft die Bälle oft ins Tor, andere fast nie, sofern er nicht hart trainiert. Wer nicht trifft sollte aber keineswegs denen hinterher laufen, die ihm Patentrezepte mit schönen Namen wie MM andienen, in Wahrheit aber nur Wissen – Bücher, Seminare, heiße Tipps – verkaufen wollen, egal, in welch rationalisierter Form. Sorry, nur meine Meinung, in meinem Seminar „Geld-Gesellschaft“ geht es daher nur um etwas ganz anderes: verstehen, was nicht funktioniert…

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