Ambitionierte Zukunfts-Pläne: Gigaset will Massenmarkt erobern

Mehr als nur ein Telefon: Gigaset will Basisstationen smarter machen (Foto: Gigaset)Die Aktie des Telefonherstellers Gigaset ist seit Tagen der Star im Technologie-Index TecDax. Innerhalb von nur fünf Handelstagen kletterte das Papier von 1,27 auf 1,81 Euro. Kritische Beobachter sehen im jüngsten Anstieg der Aktie nur eine technische Gegenbewegung – das 52-Wochen-Hoch liegt bei 3,85 Euro. Trotz der Skepsis einiger Marktteilnehmer gibt es einige Gründe, die dafür sprechen, dass Gigaset-Aktionäre zuversichtlich in die Zukunft blicken können: Mitte Juni stellte das Unternehmen während seiner Hauptversammlung eine neue Wachstumsstrategie vor. Ziel des Unternehmens ist es nach eigenen Angaben, einen „Massenmarkt“ zu erschließen.

Gigaset setzt derzeit auf drei Säulen: Neben dem klassischen Geschäft mit tragbaren Festnetztelefonen, die nach Angaben des Unternehmens derzeit in 75 Millionen Haushalten vertreten sind, bietet Gigaset IP-Telefonie-Lösungen für Geschäftskunden. Künftig sollen auch Netzwerk-Lösungen für Immobilien dazukommen. Insbesondere in diesem Bereich verspricht sich Gigaset Wachstum. Die bereits in vielen Haushalten genutzte Basisstation soll zur digitalen Schaltzentrale werden. Mögliche Anwendungsgebiete sind Sicherheitslösungen, die Einbrüche in Privatwohnungen melden können, Notruf-Lösungen für alte oder kranke Menschen sowie die Steuerung von Geräten von unterwegs. Die Konkurrenz scheut Gigaset offenbar nicht: „Die heute bereits existierenden Lösungen für die Vernetzung zu Hause sind viel zu teuer. Unsere Lösungen auf Basis der Gigaset-Stationen ermöglichen den Einsatz in jedem Haushalt“, verkündete Gigaset-CEO Charles Fränkl Mitte Juni auf der Hauptversammlung des Unternehmens.

Zukäufe geplant

Eine Gigaset-Sprecherin begründet den Optimismus mit einer starken Marke, „bestehenden und guten Vertriebsstrukturen“ und der weiten Verbreitung der Gigaset-Stationen. Entscheidend sei die Entwicklung einer leistungsstarken Grundarchitektur, in deren Zentrum die Gigaset-Basisstation steht. Eine Basisstation soll demnach mit verschiedenen Sensoren im Haushalt kommunizieren und als Mittler zu einer in eine Cloud ausgelagerten Anwendungs-Plattform dienen. Erste Prototypen will Gigaset auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin im September präsentieren. Im Frühling des Jahres 2013 sollen diese dann auf den Markt kommen.

Um die neue Strategie zu stützen und weiter auszubauen, plant Gigaset Zukäufe. Anfang des Jahres schloss das Unternehmen dazu mit einem Bankenkonsortium einen Kreditvertrag über 35 Millionen Euro. Neben möglichen Zukäufen will das Unternehmen auch Betriebsmittel und sonstige Investitionen mit der Kreditlinie finanzieren. Zuletzt schockte das Unternehmen mit negativen Zahlen zum freien Cashflow den Markt. Dies verunsicherte Anleger insbesondere im Zusammenhang mit einer Forderung von Evonik Degussa in Höhe von zwölf Millionen Euro aus einer vertraglichen Vereinbarung aus dem Jahr 2006. Gigaset hält diese Forderung aus „rechtlichen und tatsächlichen Gründen für unbegründet“, hat Evonik Degussa zur Vermeidung eines langwierigen Schiedsverfahrens jedoch eine Zahlung in Höhe von 3,6 Millionen Euro angeboten und bereits Ende 2011 Rückstellungen in gleicher Höhe getätigt.

Wann der Streit beider Unternehmen beigelegt wird, ist derzeit nicht abzusehen. Auch der Erfolg, der an der Börse bereits gefeierten neuen Strategie, muss sich erst noch einstellen. Gigaset ist eine Wette auf die Zukunft – zumindest während der vergangenen Tage ging diese Wette auf.

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