Wird Gold zum Carry-Trade-Profiteur? Wieso die Notenbanken über Hausse und Baisse entscheiden

Gold statt Dollar: Schwellenländer setzen verstärkt auf das Edelmetall (Bild: Deutsche Bank AG)Der Goldpreis ist nunmehr endgültig aus seiner Seitwärtsbewegung über 1000 US-Dollar ausgebrochen und steuert auf die 1100-Dollar-Marke zu. Als Grund für die neuerliche Dynamik machen Beobachter indische Goldkäufe verantwortlich: Der Tigerstaat kaufte kurzerhand 200 Tonnen Gold vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und zerstreute so die Sorgen einiger Goldanleger vor einem Überangebot des Edelmetalls. Auch zeigt der Kauf um etwa 1060 Dollar je Unze, dass Schwellenländer, die auf Dollarreserven sitzen, diese nach wie vor in Edelmetall umtauschen möchten. Als möglicher Käufer der zweiten Tranche von 200 Tonnen Gold gilt China. Würde dieses Szenario wahr, hätte sich der häufig kolportierte Hunger der Schwellenländer nach Edelmetallen binnen weniger Tage eindrucksvoll bestätigt – 400 Tonnen Gold hätten problemlos einen Käufer gefunden.

Hinzu kommt, dass mit der US-Notenbank Fed sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) die wichtigsten geldpolitischen Akteure vorerst wohl an Ihrer Null- beziehungsweise Niedrigzinspolitik festhalten wollen. Bis Mitte 2010 erwarten Volkswirtschaftler in den USA sowie im Euroraum eine Zinspause. Diese neue Gewissheit könnte sich auch positiv auf den Goldpreis auswirken. Gold gilt in Zeiten niedriger Zinsen seit jeher als attraktiv, weil die Zinsdifferenz zu Anlagen in Papiergeld gering ist und niedrige Zinsen zudem Inflationsangst schüren – der geringe Vorteil von Anleihen und Sparkonten könnte in den Augen der Anleger also gar von der Inflation aufgezehrt werden.

Die Liquiditätshausse könnte weitergehen

Der niedrige oder gar negative Realzins wird auch nach Meinung von Hannes Huster, Herausgeber des Börsenbriefs Goldreport, den Goldpreis beleben: „Wir gehen davon aus, dass wir bereits im nächsten Jahr offizielle Inflationsraten von bis zu fünf Prozent sehen werden und dies bei anhaltend niedrigem Zinsniveau und damit einem negativen Realzins. Dieser war es auch, der den Goldpreis in 2007/2008 von rund 600 US-Dollar auf über 1.000 USD getrieben hat“, so der Edelmetall-Experte.

Andererseits begünstigen gerade diese niedrigen Zinsen auch die so genannten Carry-Trades, bei denen sich ein Anleger in „Niedrigzinswährungen“ wie dem Dollar verschuldet, um das so erhaltene Geld werthaltig im Ausland oder in Rohstoffen anzulegen. Entscheidet sich die Fed am heutigen Mittwoch gegen Zinserhöhungen, haben Spekulanten weitere Zeit gewonnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Liquiditätshausse der vergangenen Monate fortsetzt, steigt.

Der Goldpreis könnte von neuerlichen Carry-Trades profitieren

Marktbeobachter wie der Analyst Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest sehen im jüngsten Abverkauf gar so etwas wie einen Hilferuf oder eine Drohung der Märkte gegenüber den Notenbanken. Tatsächlich könnten im Vorfeld der Notenbanksitzungen Carry-Trades aufgelöst worden sein – der stabile US-Dollar sowie die Kursverluste der Aktienindizes sprechen für diese Theorie. Nun, da sich eine Zinspause immer mehr abzeichnet, stabilisieren sich die Aktienmärkte und warten auf die endgültige Entscheidung der Fed am heutigen Mittwoch.

Die relative Stärke des Goldpreises im Vergleich zu den Aktienmärkten könnte dafür sprechen, dass entweder das Gros der Carry-Trader auf Aktien gesetzt hat oder dass die Verkäufe der Kreditspekulanten durch andere Käufer kompensiert wurden. Tatsächlich blieb die Skepsis der professionellen Marktteilnehmer selbst jenseits der 1000-Dollar-Marke groß: Die Euphorie unter Kleinanlegern und der so genannte „Titelblattindikator“ der allgemeinen Presse sprachen für einen ungerechtfertigten Gold-Hype. Bleiben die Zinsen allerdings auch in den kommenden Monaten niedrig und hält sich die Unsicherheit über den künftigen Konjunkturverlauf am Markt, könnten viele Carry-Trader statt auf Titel der Banken- oder Automobilbranche künftig auch auf Gold setzen. An der Seite finanzkräftiger Schwellenländer lässt sich beruhigt investieren, so ein mögliches Argument.

4 Gedanken zu „Wird Gold zum Carry-Trade-Profiteur? Wieso die Notenbanken über Hausse und Baisse entscheiden

  1. Juergen

    Ich sehe das absolut genau so wie du, Nico. Die asset inflation wird weitergehen; zunächst durch die übermäßige Liquidität im Markt, später dann wegen Inflation. Und ja, Aktien haben das Risiko, dass man versehentlich auf das „falsche Pferd“ setzt und das ausgesuchte Aktienunternehmen Konkurs geht. Daher gilt Gold mal wieder als „sicherer Hafen“. Insgesamt werden die kommenden Jahre ein sehr schwieriges Umfeld für Investoren sein. Daher zählt Gold zumindest für die nächsten Jahre zu meinen Favoriten. Und wie du schon schreibst, ich bin ein großer Fan des 100Gold Handelszertifikates von der HypoVereinsbank.

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