An Gold scheiden sich die Geister: Für die einen ist das Edelmetall Krisen-Währung und Inflationsschutz, für die anderen ist es nicht mehr als ein Rohstoff, der mal gefragt ist und mal nicht. Vor allem die letztere Gruppe sieht sich nach dem jüngsten Kursrutsch bei Gold bestätigt. Trotz Griechenland, obwohl die Europäische Union in der tiefsten Krise seit Jahren steckt, kommt Gold nicht vom Fleck. Angesichts dieser Entwicklung lohnt es sich, die wirklichen Einflussfaktoren auf den Goldpreis einmal näher zu beleuchten. Jens Kummer von MARS Asset Management hat dies in einem Gastbeitrag bei Citywire kürzlich getan. Das Ergebnis: Weder Inflation noch Kriege sind aus statistischer Sicht ein Argument für steigende Notierungen bei Gold. Zwar gibt es in Phasen hoher Inflation oftmals auch einen starken Anstieg des Goldpreises, doch gab es diesen Anstieg auch während deflationärer Phasen. Auch sorgt nicht jeder Krieg für einen Kurssprung bei Gold. Was sollten Anleger aus diesen Erkenntnissen folgern?
Taktische Investoren kehren Gold den Rücken
Die Zeiten der einfachen Lösungen ist vorbei – wenn es sie denn jemals gegeben hat. Der Kursverlauf von Gold ist genau so wenig berechenbar, wie der Kursverlauf anderer Rohstoffe. Bei Gold kommt sogar noch erschwerend hinzu, dass es neben der industriellen Nachfrage nach Gold, beispielsweise für die Schmuck-Produktion, auch eine Reihe von Krisen-Investoren gibt. Diese zweite Investoren-Gruppe kauft physisches Gold und sieht dieses als eine Art Versicherung gegen Systemkrisen. Eine dritte Gruppe nutzt Gold für taktische Investments und investiert in erster Linie mittels Derivaten oder ETFs. Gerade diese letzte große Gruppe hat sich von Gold verabschiedet und dürfte angesichts des Chartbildes auch nicht so schnell zu Gold zurückkehren. Wie sich nun herausstellt, war aber gerade diese Gruppe für die Entwicklung des Goldpreises wichtig. Doch die Nachfrage der taktisch ausgerichteten Investoren dürfte kurz- und mittelfristig weiter schwinden. Was bedeutet das nun für den Goldpreis?
Beruhigung am Gold-Markt hätte auch Vorteile
Das schwindende Interesse an Gold dürfte zunächst zu einem Rückgang der Volatilität führen: Steht Gold bei kurzfristig orientierten Anlegern nicht mehr so stark im Fokus, bleiben auch die starken Ausschläge, die es während der vergangenen Jahre immer wieder gab, aus. Da der Goldpreis derzeit in der Nähe oder gar unterhalb der Produktionskosten vieler Minen liegt, dürfte auch der Minensektor – bis auf wenige Ausnahmen bei Unternehmen mit niedrigen Produktionskosten – keine großen Chancen bieten. Für Anleger, die in Gold eine Krisen-Versicherung sehen und die das Edelmetall physisch kaufen wollen, wäre eine Beruhigung am Goldmarkt gar nicht schlecht: Tritt der während der vergangenen zehn Jahre teilweise überhitzte Goldmarkt in eine Bodenbildung ein, wird der physische Kauf von Edelmetallen einfacher. Die Spreads beim physischen Goldpreis dürften dann geringer werden.
Große Kurssteigerungen dürften diese Investoren allerdings vorerst nicht erwarten. Gold hat in den vergangenen Jahren bereits gezeigt, dass die Luft raus ist. Auch Krisen-Angst und Inflationssorgen ziehen nicht mehr. Anleger sollten Gold daher wieder als langfristige Versicherung sehen, die ganz nebenbei für eine höhere Diversifikation im Depot sorgt. Der kurzfristige Hype um spektakuläre Kurssprünge ist allerdings vorbei.
Gold wird zwangsläufig an Wert verlieren, da immer mehr geschürft wird. Das nennt man dann Wertzerfall
Dass Gold irgendwann bedeutend an Wert verliert ist surreal. Ein knappes Gut wird stets einen vergleichsweise hohen Wert haben. Auch wenn natürlich mehr geschürft wird, ändert das nichts an der Verknappung. Es steigt gleichzeitig auch der Goldbedarf weltweit an. Gold als sicheren Hafen zu sehen und als Heilsbringer gegen die Inflation halte ich aber ebenso für gefährlich. Es ist gut es im Portfolio zu haben, mehr auch nicht.