Kursrutsch droht: Gold steht am Scheideweg

Steter Glanz? Unter Gold-Anleger steigt die Skepsis (Foto: pro aurum)

Steter Glanz? Unter Gold-Anleger steigt die Skepsis (Foto: pro aurum)

Seit Sommer des vergangenen Jahres fahren die Gefühle der Gold-Anleger Achterbahn: Während die europäische Schuldenkrise im Juli 2011 ihren vermeintlichen Hochpunkt erreichte, stieg Gold auf über 1900 US-Dollar je Unze. Seitdem kennt das Edelmetall allerdings nur noch eine Richtung: nach unten. Rohstoff-Experte Thorsten Proettel von der LBBW machte dafür zuletzt während einer Diskussionsrunde die Entspannung an den Märkten verantwortlich: Seit die Schuldenkrise nicht mehr das Thema Nummer eins sei, sei auch Gold nicht mehr in aller Munde, so der Experte. Diese Analyse klingt plausibel – wären da nicht die Wahlergebnisse vom vergangenen Wochenende. Die Parlamentswahl in Griechenland und auch die Stichwahl zugunsten des neuen französischen Präsidenten Francois Hollande bringen den europäischen Sparpakt zumindest ins Wanken. Und was macht der Goldpreis? Er taumelt weiter auf den Abgrund zu.

Angesprochen auf den Goldpreis nennen zahlreiche Vermögensverwalter und Analysten die Marke von 1610 Dollar als wichtige Unterstützung des Kurses. Fällt Gold unter diesen Bereich, rechnen Marktprofis mit Abverkäufen. Zwar notiert Gold noch knapp darüber, doch sehen Analysten Gold bereits jetzt am Scheideweg. Thomas May von Godmode-Trader.de hält die Marke von 1623 Dollar für entscheidend, Robert Gillinger, Herausgeber von foonds.com, sieht nach einem Rutsch unter die Marke von 1610 Dollar einen Abverkauf bis auf 1500 Dollar.

Experte sieht Gold Ende 2012 bei 1300 Dollar


Während der vergangenen Jahre lief der Goldpreis wie am Schnürchen - jetzt gibt es erst Anzeichen von Schwäche (Chart: Godmode-Trader.de)Noch hat der Goldpreis die wichtigen Marken der Analysten nicht passiert – eine Entscheidung steht aus charttechnischer Sicht also noch aus. Vergleicht man den Goldpreis allerdings mit der Entwicklung von Goldminen-Aktien, wird ein weiterer Kursverfall bei Gold wahrscheinlich. Da Goldminen-Aktien in der Regel volatiler sind als Gold und sensibler auf Marktentwicklungen reagieren, zeigen die deutlichen Kursverluste des Goldminen-Index Amex-Gold-Index nichts Gutes an: Der Index hat seinen langfristigen Aufwärtstrend bereits verlassen und korrigiert seit Wochen. Seit Jahreswechsel verlor der Goldminen-Index bereits mehr als 16 Prozent. Im Vergleich dazu wirken Kursgewinne in Höhe von etwas mehr als drei Prozent bei Gold trügerisch.


Goldminen-Aktien haben ihren Aufwärtstrend bereits verlassen - ein Signal für den Goldpreis? (Chart: Godmode-Trader.de)Christoph Eibl von Tiberius Asset Management hält Gold derzeit für zu teuer und prognostiziert fallende Kurse. Der Vermögensverwalter hält den Anstieg der vergangenen Jahre für nicht nachhaltig, da dieser nur von Investoren getrieben worden sei. Die traditionelle Goldnachfrage sei im Gegenzug gesunken. „Wir rechnen eher mit sinkenden Goldpreisen, also 1300 Dollar bis Ende des Jahres“, erklärt Eibl in einem Interview mit FAZ.net.

Auch andere Finanzprofis scheinen Gold gegenüber zumindest mittelfristig pessimistisch eingestellt zu sein: An der New Yorker Rohstoffbörse Comex stieg die Zahl der Nettoshort-Positionen, also der Kontrakte, die auf fallende Notierungen bei Gold setzen, zuletzt leicht an. Ob sich die Spekulation für Finanzprofis auszahlt und ob Skeptiker wie Christoph Eibl recht behalten, wird sich in den kommenden Handelstagen entscheiden. Dass das Krisen-Metall selbst von den Wahlergebnissen in Griechenland und Frankreich nicht profitieren kann, gibt allerdings Grund zur Sorge. Gold steht am Scheideweg.

4 Gedanken zu „Kursrutsch droht: Gold steht am Scheideweg

  1. Nico Popp

    Dank Dir Tim…Ich bin mal gespannt, wie es weiter geht. Kann gut sein, dass Gold wieder hochgekauft wird. An exakte Chartmarken glaube ich gerade bei Gold nicht so wirklich.

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  2. Robert

    Ich hoffe nicht , das es weiter runter geht mit den Edelmetallen. Denn eigentlich ist gold ja eher antizyklisch..gehen die Börsen runter steigt Gold und andere Edelmetalle

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