Gold vs. Minenbetreiber: Warum Goldminen gerade jetzt Chancen bieten

Der aktuelle Crash am deutschen Aktienmarkt macht den Börsianern schmerzhaft bewusst, dass die Finanzkrise, die ihren vorläufigen Höhepunkt Ende 2008/Anfang 2009 erreicht hatte, noch lange nicht ausgestanden ist. Die Krisenschauplätze sind nicht verschwunden, sie haben sich nur etwas verlagert. Über die Hintergründe (Stichwort: „Derivate als virtuelle Massenvernichtungswaffen“; „Mangelnde Haushaltsdisziplin vieler Staaten, allen voran in Japan, den USA und Südeuropa) könnte man ganze Bücher füllen. Ein faszinierendes und zugleich Angst machendes Thema. Noch interessanter ist für uns als Trend-Trader aber der große Gewinner dieser Entwicklung: Gold!

Fakt ist: Angesichts von Milliarden und Aber-Milliarden von Euros und Dollars, die vor der Krise in undurchsichtige Derivate flossen, und sich seither quasi in Luft aufgelöst haben, stehen Anleger wieder auf handfeste Anlagen. Rohstoffe und Edelmetalle klettern in der Gunst der Anleger immer weiter und aus makroökonomischen Überlegungen ist das noch nicht einmal falsch. Im Zuge der Globalisierung steigt die Nachfrage nach Rohstoffen in den Emerging Markets in gigantischem Maße. Auch Silber lässt sich auf Grund seiner zunehmenden industriellen Nutzung in diese Kategorie packen. Allerdings spielen sich die Veränderungen letztlich vor allem im Kopf der Anleger ab. 2009 floss erstmals mehr Gold in die Finanzmärkte als zur Herstellung im Schmuck- und anderen Bereichen verbraucht worden ist.

2008 setzte die Liquiditätskrise Gold unter Druck – 2011 bleiben Edelmetalle stabil

Der Gold ETF GLD hat den Minenindex HUI während der letzten Monate abgehängt...In den vergangenen Ausgaben des Trend-Trader und verschiedenen Specials haben wir die Hintergründe der Goldhausse detailliert erklärt. Auffällig ist, dass bisher der Goldminen-Sektor deutlich hinter dem Anstieg des Goldpreises zurückgeblieben ist. Der HUI-Goldbugs-Index (HUI), der stellvertretend für die Entwicklung der Goldminen steht, hat sich deutlich schlechter entwickelt als der Gold-ETF (GLD). Die Diskrepanz hat dabei seit Mai dieses Jahres deutlich zugenommen.

Das könnte man so interpretieren, dass der jüngste Anstieg des Goldpreises von Panik getrieben ist und in einer solchen Situation das „fast money“ in den liquiden Gold-ETF fließt. Das mag zum Teil stimmen, aber dennoch sind die aktuellen Korrelationen zwischen Gold und dem Aktienmarkt komplett anders als bei der ersten Finanzkrise 2008/2009. Damals hatten wir es mit einer akuten Liquiditätskrise zu tun, was letztlich dazu führte, dass auch der Goldpreis massiv unter Druck kam. Schauen Sie sich den Verlauf des Goldpreises 2008 rechts neben diesem Absatz an.



Im Zuge des schwachen Aktienmarktes verlor auch Gold von über 1000 US-Dollar je Unze in der Spitze bis auf 680 US-Dollar im Tief. Obwohl der DAX nun auch 2011 wieder rund 30 Prozent von den Hochs abgegeben hat, läuft der Goldpreis dieses Jahr unbeeindruckt nach oben und beschleunigt seinen Anstieg sogar noch. Siehe den Charts rechts.

Woran liegt das? Meiner Ansicht nach daran, dass die aktuelle Krise aufgrund der massiven Staatsverschuldungen wesentlich schwieriger zu lösen und langwieriger sein wird als die „Finanzkrise Teil 1“, die im wesentlich eine Liquiditätskrise war und durch entsprechende Maßnahmen der Notenbanken (Quantitative Easing) gut und schnell in den Griff zu bekommen war. Der Markt scheint dies langsam zu realisieren. Entsprechend bleibt auch der Goldpreis oben. Das Krisenszenario weiter zu spinnen, bringt beängstigende Ergebnisse. Nachfolgend der Link zu einem solchen „Titanic Szenario“, welches das Handelsblatt in Zusammenarbeit mit dem Harvard-Volkswirtschafts-Professor Clemens Fuest erstellt hat.

Goldminen bieten Chance von fünfzig Prozent

Auch Ende der siebziger Jahre waren Goldminen Nachzügler...Was heißt das nun für Goldminen? Interessant ist der Vergleich mit der letzten extremen Goldhausse Ende der 70er-Jahre. Nebenstehend der Vergleich der Entwicklung zwischen Gold (grün) und Goldminen-Index (schwarz). Es ist deutlich erkennbar, dass zunächst der Goldpreis nach oben geschossen ist und die Goldminen erst dann folgten als der Goldpreis sich längere Zeit auf deutlich erhöhtem Niveau gehalten hat (wenn auch unter starken Schwankungen). Der Anstieg erfolgte dann aber umso stärker. Der komplette Performance-Rückstand wurde innerhalb weniger Monate aufgeholt. Ähnliches könnte in den kommenden Monaten wieder passieren, mit dem Unterschied, dass der Anstieg sogar noch nachhaltiger sein könnte als damals. Denn: Der Spuk war Anfang der 1980er-Jahre schnell beendet als der neue US-Notenpräsident Paul Volcker die Inflation mit der WIN-Kampagne („Whip inflation now“) besiegt hatte. Damals hatten die Anleger Gold vor allem als Schutz gegen die Inflation gekauft (Inflationsrate damals bei 12 Prozent).

Heute ist die Ursache der allgemeine Vertrauensverlust der Anleger in Papierwährungen. Hier dürfte ein Heilmittel deutlich schwerer zu finden sein. Je länger der Goldpreis steigt bzw. sich zumindest auf aktuellem Niveau hält, umso kräftiger sprudeln die Cash-Flows der Goldproduzenten. Derzeit sind die meisten Minen so gepreist als ob der Goldpreis bei 1.200 US-Dollar je Unze stünde, tatsächlich sind wir aber bei knapp 1.900 US-Dollar. Das Kurspotenzial des HUI Goldminen-Index liegt also derzeit bei über 50 Prozent. Der Einstiegszeitpunkt scheint perfekt: Denn erst in der vergangenen Woche ist der HUI auf ein neues 52-Wochen-Hoch ausgebrochen.

6 Gedanken zu „Gold vs. Minenbetreiber: Warum Goldminen gerade jetzt Chancen bieten

  1. aktien-tipps

    Über Goldminen kann indirekt in das Edelmetall investiert werden. Teilweise betragen die Förderkosten noch <300$ /Oz, und die Kurse für die Minen ziehen nur langsam an.

    Teilweise ist über den Umweg über die Minen auch Gold mit 50% Abschlag zu bekommen.

    Antworten
  2. Andre

    Hi, da stimme ich Dir zu. Leider war es in den letzten Monaten nur so, dass ein Rückgang beim Goldpreis voll auf die Aktien durchgeschlagen hat, umgekehrt ein Preisanstieg aber eben nur unterproportional abgebildet wurde.
    Bei Indizes muss man aber zudem berücksichtigen, dass dort auch südafrikanische Gesellschaften einfließen, deren Aktien ich momentan lieber meiden würde.

    Antworten
  3. aktien-tipps

    Die Südamerikaner scheinen mir auch ein bisschen zu kritisch… interessant sind manche Kanadier in jedem Fall, alles was im Open Pit verfahren Produziert… aber da ist es schwer was zu finden und entsprechend analysieren zu können, ohne sich die Mine selber anzusehen.
    Jetzt grad wirds auch richtig interessant im Gold… ich frag mich wo das endet und wanns wieder nach oben geht…. denn das muss es, das Metall wird ja wirklich gebraucht, nicht nur als Geldanlage und wird immer seltener

    Antworten
  4. Finanzdefinition

    Ich habe leider nicht die Zeit gehabt, den ganzen Artikel zu lesen, aber mir scheint, dass du nur über Gold berichtet hast. Du solltest Dir allerdings nochmal ein anderes Edelmetall anschauen. Kupfer ist im Moment stark im Kommen und steigt im Kurs von Tag zu Tag. Der Kurs steht zum Beispiel besonders hoch wenn in der größten Kupfermine der Welt, nämlich in Chile, gestreikt wird. Vielleicht schreibst du ja auch mal darüber einen kleinen Report.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert