Die großen europäischen Universalbanken demonstrieren wieder Selbstbewusstsein: Während der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, für das Jahr 2011 ein Rekordergebnis von 10 Milliarden anpeilt und im Rahmen der Jahrespressekonferenz am 3. Februar erneut das (vielfach als „unanständig“ kritisierte) Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent bekräftigte, nannte der Präsident der spanischen Banco Santander, Emilio Botín, im Rahmen der letzten Bilanzvorlage gleich mehrere konkrete Gründe für ein „exzellentes“ Jahr 2011.
Tatsächlich ist das spanische Finanzinstitut ausgesprochen stark aus der Finanzkrise herausgetreten: Das Geschäftsmodell ist überzeugend, die strategische Ausrichtung für die kommenden Jahre solide, die globale Positionierung dank zahlreicher internationaler Akquisitionen hervorragend und die Kapitalausstattung und Liquidität beruhigend. Darüber hinaus berichtet die größte spanische Bank in einer aktuellen Pressemitteilung von ihrem erfolgreichen internationalen Wachstum und einem Überschuss von insgesamt 35 Milliarden Euro in den vergangenen vier Jahren – ein Ergebnis, das in diesem Zeitraum lediglich von zwei chinesischen Großbanken übertroffen wurde.
So klingt spanischer Optimismus. Und während deutsche Medien den selbstsicheren und zuversichtlichen Auftritt von Josef Ackermann in diesen Tagen wieder einmal kritisch betrachten („Ackermann hat noch nicht genug“ titelte die Financial Times Deutschland am Tag nach der Jahrespresskonferenz des deutschen Branchenprimus), zeigte sich die spanische Wirtschaftspresse erfreut über die Zahlen und Aussichten, die ihnen der mächtigste Bankier ihres Landes in der ersten Februarwoche verkündete. Die größten Tageszeitungen El Pais und El Mundo sehen im Erfolg des spanischen Bankhauses sogar ein Zeichen für den baldigen Aufschwung im eigenen Land. Dabei ist das Spaniengeschäft für die Banco Santander längst zweitrangig.
Spanischer Wermutstropfen
Der Erfolg der spanischen Großbank ist beachtlich, wenngleich der Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um 8,5 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro zurückging. Die Ursache hierfür ist in erster Linie die hohe Risikovorsorge für spanische Immobilienkredite. Und tatsächlich bleibt das Risiko am spanischen Immobilienmarkt groß. Zwar entfallen nur noch 32 Prozent des gesamten Kreditvolumens der Großbank Santander auf den spanischen Heimatmarkt. Die Kreditausfallrate stieg jedoch im vergangenen Jahr noch einmal um 0,8 Prozent auf insgesamt 4,2 Prozent und die Ausfallrate bei den Krediten für Immobilienentwickler sogar auf 17 Prozent.
Insgesamt konnte die spanische Privatbank jedoch die Krise im eigenen Land relativ schadlos überwinden. Und auch beim zweitgrößten privaten Finanzinstitut Spaniens, der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), erwies sich die starke internationale Ausrichtung seit Ausbruch der heimischen Immobilienkrise als goldrichtige Strategie. BBVA gehört mittlerweile zu den stärksten Playern in Lateinamerika und hat auch in den USA seine Marktanteile erfolgreich ausgebaut. Und die Banco Santander konnte im vergangenen Geschäftsjahr allein in Brasilien satte 2,8 Milliarden Euro und somit rund 25 Prozent ihres gesamten Überschusses in 2010 erwirtschaften. Die Geschäfte auf dem spanischen Heimatmarkt verloren hingegen weiter an Bedeutung und trugen 2010 nur noch rund 15 Prozent zum Überschuss der Banco Santander bei.