Hochzeit europäischer Luftfahrtriesen: Iberia & British Airways fusionieren zu IAG

Antonio Vazquéz: COB des neuen Luftfahrtriesen IAG (Quelle: Iberia)Die Konsolidierung in der internationalen Luftfahrtbranche schreitet voran. Der jüngste Zusammenschluss der großen europäischen Gesellschaften Iberia und British Airways trägt diese Entwicklung sogar im Namen: Die neue Holding heißt International Consolidated Airlines Group (IAG). Die beiden ehemals staatlichen Fluglinien bleiben in Zukunft zwar als Marken bestehen, an der Börse werden die Holdingtöchter jedoch nicht mehr einzeln quotiert. Seit dem 24. Januar 2011 wird stattdessen die IAG-Aktie in London, Barcelona, Bilbao, Madrid und Valencia gehandelt, nachdem die neue Gesellschaft bereits am 21. Januar im Handelsregister eingetragen wurde. Aktuell notiert die Aktie am Haupthandelsplatz London bei knapp 280 Pence.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 6,2 Milliarden Euro hat IAG die Gesellschaft Air France-KLM bereits als Nummer Zwei in der europäischen Luftfahrtbranche hinter Lufthansa abgelöst. Gemessen am Umsatz im Jahr 2009 liegen Iberia und British Airways mit zusammen 13,7 Milliarden Euro allerdings noch deutlich hinter Air France-KLM, die 2009 einen Jahresumsatz von gut 21,3 Milliarden Euro erwirtschafteten.

Zukäufe und Synergien sollen IAG weiter stärken

Bereits im Herbst 2010 hatte der ehemalige BA-Chef und aktuelle CEO von IAG, Willie Walsh, den europäischen Airlines einen harten Wettbewerb angekündigt und dem neuen Konzern ein starkes Wachstum prophezeit. Walsh sprach in diesem Zusammenhang von insgesamt zwölf potenziellen Übernahmekandidaten. Branchenkenner sehen in der australischen Fluglinie Qantas einen dieser Kandidaten und erwarten darüber hinaus eine starke Expansion des neuen Luftfahrtriesen auf dem asiatischen Markt.

Nach den Vorstellungen der IAG-Manager soll der aktuelle Zusammenschluss Synergien von jährlich 400 Millionen Euro ermöglichen. Und auch die Analysten der großen internationalen Banken bewerten die Zukunftsaussichten der neuen Gesellschaft positiv: Das durchschnittliche Kursziel für die IAG-Aktie liegt bei 350 Pence – also rund 25 Prozent über der aktuellen Notierung.

Konsolidierung auch außerhalb Europas

Nicht nur europäische Fluglinien verkünden in diesen Wochen neue Allianzen, Beteiligungen und Fusionen: Air New Zealand will in Kürze mit 15 Prozent bei der australischen Airline Virgin Blue einsteigen und die chilenische Fluglinie Lan bis zum dritten Quartal 2011 die Fusion mit der brasilianischen Tam abschließen. Diverse Billigflieger gelten derweil rund um den Globus als Übernahmekandidaten – wenngleich die kleinen Discount-Fluglinien aufgrund ihrer relativ geringen Kosten weniger Potenzial für Einsparungen und Synergien haben und daher in der Regel auch nicht so stark unter Fusionsdruck stehen.

Der europäische Marktführer Lufthansa hat seine Einkaufstour hingegen schon vor Jahren begonnen: 2007 übernahm das Unternehmen Swiss Air und stieg bei JetBlue Airways ein. 2008 kaufte die Kranichlinie auch Austrian Airlines, erhöhte den Anteil an British Midland Airways auf 80 Prozent und stieg mit 45 Prozent bei Brussels Airlines ein. Darüber hinaus ist der deutsche Luftfahrtriese an diversen kleineren Gesellschaften beteiligt.

Und das Kaufinteresse von Lufthansa bleibt auch in diesem Jahr groß: Der deutsche Luftfahrtkonzern wird voraussichtlich 2011 die restlichen Anteile von Brussels Airlines übernehmen und hat angeblich bereits ein Auge auf den zurzeit wankenden britischen Billigflieger Easyjet geworfen. Die Marktbereinigung dauert also offensichtlich noch an, und der harte Wettbewerb zwischen den großen europäischen Fluggesellschaften wird – wie von IAG-Chef Willie Walsh angekündigt – auch in der neuen Dekade stattfinden.

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