„Indexfonds werden nie so beliebt werden wie aktiv gemanagte Fonds“, so ein befreundeter Bankkaufmann. Auf die Frage nach dem Warum antwortete er nur: „Zu wenig Provision! So ein Produkt wird der Masse der Bankkunden überhaupt nicht empfohlen. Und das, obwohl es so viele Vorteile hat!“ In der Tat zeigt schon ein Blick auf die Gebühren, warum Indexfonds eine geeignete Alternative zu herkömmlichen Fonds darstellen: Da der Fonds einen bestehenden Index lediglich nachbildet, werden nur minimale Gebühren fällig. Zudem werden die meisten Indexfonds mittlerweile als Exchange-Traded-Funds (ETFs) angeboten und sind somit an vielen Börsen handelbar. Teilweise müssen Käufer von Indexfonds gar nur 0,01 Prozent für Gebühren aufwenden, doch sollten Anleger auch bei Indexfonds nicht zu knausrig sein – der Teufel steckt wie bei so vielen Anlageprodukten im Detail.
Zwar gelten Indexfonds als sehr transparentes Anlageprodukt, da lediglich die Verteilung eines bestehenden Index nachgebildet wird, doch gibt es hinsichtlich der Art und Weise, wie das geschieht, Unterschiede. Einerseits können Indexfonds ihren zu Grunde liegenden Basiswert nachbilden, indem die selben Aktien im selben Verhältnis gekauft werden. Andererseits besteht die Möglichkeit, mittels Optionsgeschäften eine Bindung des Indexfonds an das so genannte Underlying zu erreichen. Zwar verfügt der Anbieter von ETFs in diesem Fall statt über ein Aktienportfolio nur über einen Anspruch aus einem Optionsgeschäft, doch bieten die meist über so genannte Swaps durchgeführten Derivate-Deals für den Anleger auch Vorteile.
Derivategeschäfte garantieren Indexfonds steuerfreie Dividendenerträge
Einerseits sind Swap-Geschäfte für den Anbieter von Indexfonds günstiger als der Kauf der Wertpapiere eines Index, da der Emittent lediglich ein Geschäft über den Verlauf des Index abschließen muss. Andererseits können häufige Änderungen eines Index, wie während der Krisenmonate der Jahre 2008 und 2009 geschehen, von Fondsmanagern die Aktienbestände verwalten nur verzögert und somit mit „Reibungsverlusten“ nachvollzogen werden – die parallele Entwicklung von Indexfonds und Basiswert gerät so in Gefahr. Um diese Unterschiede zwischen Indexfonds und Basiswert vergleichen zu können, sollten Anleger einen Blick auf den „Tracking Error“ werfen. Je niedriger diese Kennzahl ist, um so geringer sind auch die Unterschiede zwischen dem Kursverlauf eines Index und dem dazu gehörigen Fonds.
Ein weiterer Vorteil von Indexfonds, die ihre Bindung an das Underlying mittels Derivate-Geschäften erreichen, ist die vollständige Beteiligung der Anteilseigner an Dividendenerträgen. Indexfonds, die Einzelwerte halten, müssen hingegen auf Dividendenerträge Steuern bezahlen. Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen bei Produkten, die nicht auf Einzelwerte im Portfolio setzen, im Schnitt einen geringeren „Tracking Error“ – die Produkte bilden Indizes also exakter nach. Dennoch bergen die kostengünstigen Derivategeschäfte der Fondsanbieter für Anleger zumindest ein theoretisches Risiko: Fällt der Handelspartner der Fondsgesellschaft aus und kann die Kursentwicklung des Index nicht mehr garantieren, kann der Indexfonds in Schwierigkeiten geraten. Zwar wird dieses Risiko aufgrund von Versicherungen und ausgeprägtem Risikocontrolling in diesem Bereich mittlerweile als gering angesehen, doch besteht bei reinen Derivate-Geschäften doch ein größeres Risiko, als wenn ein Indexfonds Aktien im Portfolio hält.
Konservative Anleger setzen mit großen Fondsgesellschaften auf liquide Indizes
Bei der Entscheidung für einen Indexfonds sollten nicht ausschließlich die Gebühren eine Rolle spielen. Viel wichtiger als die ohnehin niedrigen Kosten für ETFs ist der „Tracking Error“ des Produkts – also die Abweichung vom Basiswert. Dabei sollten selbst Outperformer, die ihren zugrunde liegenden Index hinsichtlich der Rendite übertrumpfen oder in der Vergangenheit übertrumpft haben, kritisch betrachtet werden. Ziel eines jeden Indexfonds sollte die möglichst genaue Spiegelung von Indizes sein – selbst positive Abweichungen gelten daher als Warnsignal. Da die meisten Fonds auf Indizes mittlerweile nicht mehr direkt in Aktien investieren, spielt auch die Größe des Fondsanbieters eine Rolle: iShares, x-trackers, Comstage oder ETFlab sind gängige Emittenten, die groß genug sind, um auch theoretisch mögliche Forderungsausfälle aus Derivategeschäften kompensieren zu können.
Trotz der zahlreichen Unterschiede in Detailfragen entscheidet noch immer der Basiswert über Erfolg und Misserfolg eines Investments in Indexfonds. Konservative Anleger sollten daher auf gängige Indizes wie Dax, EuroStoxx oder Dow Jones setzen. Indizes aus Schwellenländern bieten zwar hohe Ertragschancen, doch bergen sie auch höhere Risiken. Hinzu kommt, dass es Fondsgesellschaften schwerer fällt, illiquide Indizes aus Schwellenländern nachzubilden, als die größten Aktienindizes der Welt. Daher müssen bei exotischen Investments mittels Indexfonds auch größere Abweichungen vom Basiswert in Kauf genommen werden. Für vorsichtige Anleger ist es daher ratsam, mittels Indexfonds großer Gesellschaften in gängige Aktienindizes zu investieren.
Dieses Interview ist Teil einer Serie über ETFs, lesen Sie auch die anderen Artikel:
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Cooler Einblick, hier lernt man immer mehr. Ich würde die Swapvarianten bevorzugen und auf den Dax setzen. Gut finde ich auch Öl oder Gold, aber da entsteht wieder der Contango…
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