Seit Tagen zeigt sich Dax-Anlegern ein ähnliches Bild: Kursverluste werden meist sofort zu Käufen genutzt und selbst durchwachsene Unternehmensergebnisse, miese Konjunkturprognosen oder inoffizielle Schätzungen über hohe Bestände toxischer Wertpapiere in Bank-Bilanzen ignoriert. Was nicht fallen will, muss steigen, so die einfache Begründung vieler Anleger. Doch befindet sich der Dax aktuell aus charttechnischer Sicht in einem kritischen Bereich: Um 4700 Punkte setzte der Index bereits im Februar zu einem Sturzflug auf das bisherige Jahrestief knapp unter 3600 Punkten an und auch vor zwei Wochen rutschte der Index an einem Tag um stolze 200 Punkte, nachdem er sich zuvor an die 4700-Punkte-Marke herangepirscht hatte.
Diese Marke wurde heute sogar zeitweise überwunden. Die ungebrochen positive Stimmung der Anleger könnte im Zuge der neuerlichen Rettungspläne für General Motors (GM) und der zu erwartenden positiven Quartalsergebnisse der Deutschen Bank am Dienstag sogar kurzfristig zu einem Ausbruch über die 4700-Punkte-Marke führen. Am Mittwoch und Donnerstag dürften dann Konjunkturdaten den Börsen endgültig die Richtung vorgeben: Das US-Bruttoinlandsprodukt am Mittwoch sowie die Arbeitsmarktdaten aus Deutschland, den Vereinigten Staaten sowie der Europäischen Union (EU) am Donnerstag werden zeigen, inwiefern sich die Krise in der „Realwirtschaft“ bemerkbar macht. Während die Börsen in Deutschland am Freitag geschlossen sind, werden in den USA in Form der US-Industrieaufträge und der US-Verbraucherstimmung weitere bedeutsame Konjunktur-Indikatoren veröffentlicht.
Ob diese Zahlen nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen noch positiv überraschen können, muss bezweifelt werden. Auch dürfte der Markt seine Ignoranz gegenüber schlechten Nachrichten nach jedem erfolgreichen Börsentag ein Stück weit abgelegt haben. Die bevorstehenden Konjunkturdaten sind dazu geeignet, den ein oder anderen Anleger auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Mit zunehmender Höhe wird die Luft immer dünner – ist erst die Mehrheit der Anleger zu dieser Erkenntnis gelangt, ist es für einen erfolgreichen Ausstieg meist zu spät.
Eigentlich spiegelt sich die schlechte Wirtschaftslagen doch bereits in den Kursen wieder, also warum sollten die Kurse weiter fallen :-/ ? Die meisten Unternehmen sind doch auch unter berücksichtigung von starken Gewinneinbrüchen derzeit eher unterbewertet. Oder nicht?
Naja, die hysterischen Börsianer halt 😀
Zwischen „weiter fallen“ und „wieder fallen“ besteht ja ein Unterschied. Natürlich war die Zeit reif für eine Erholung und eine Bärenmarktrally, allerdings wird die Luft für eine Fortsetzung der Rally in meinen Augen schon wieder dünner. Die Öllager sind brechend voll, Chrysler meldet Insolvenz an und GM steht (wohl) kurz davor. Klar haben die Kurse im vergangenen Jahr dies alles vorweggenommen – die heute vermeldeten praktischen Folgen dieser Hiobsbotschaften sind aber dennoch ein Spiegelbild der Krise und zeigen, dass ein Ende noch nicht in Sicht ist.
Noch etwas zu den Unternehmen: Einige sind sicher auch unterbewertet, andere kämpfen mit ihrer Refinanzierung und gegen die Pleite.