Der Gast-Kommentar: „Internet-Hype und Rohstoff-Boom sind nicht vergleichbar!“

Kaum sinken die Kurse, sprechen die Medien von einem „Crash“. Gerade der Rohstoff-Sektor wird seit den letzten Korrekturen verstärkt schlecht geschrieben. Immer wieder werden Parallelen zwischen 2001 und 2006 gezogen. Dies ist jedoch falsch. Ich bleibe weiter bei meiner Ansicht, dass fast alle Blue Chips weltweit ein „strong sell“ sind. Die Situation in den USA mag kompliziert erscheinen, für mich ist sie einfach: Der US-Dollar wird „halbiert“, so, wie es Kanada mit seiner Währung vor rund 12 Jahren vorgemacht hat. In diesem Szenario kann eine US-Wirtschaft nicht mehr beliebig Konsum-Kredite an Privathaushalte vergeben. Butter kostet in Kalifornien stellenweise über 3 USD und Immobilien sind horrend teuer, dass selbst die „Babyboomer“ sie kaum noch bezahlen können oder wollen – eine „echte Blase“, denn Wohnraum ist genügend vorhanden!
Denken wir zurück an den Internethype: Dieser war in der Tat eine Blase, denn Buchhändler, die in einer beliebigen Einkaufsstraße kaum eine Million umgesetzt hätten, waren auf einmal Milliarden wert, und das ganze Rahmenszenario – so sagen zumindest Fondsmanager der DWS – war aufgebaut auf der Jahr-2000-Panik. Rohstoffe dagegen werfen keine Blase auf, denn wir alle benötigen sie, das ist der wichtige Unterschied!

Besonders hervorzuheben ist hier Silber, denn die Silber-Baisse währte fast 15 Jahre. Buffett begann 1997, physisch Silber zu kaufen (die Superreichen kaufen immer am Trendbeginn und -boden!) und Silberproduzenten horten bekanntermaßen Bestände. Dies ist einerseits gut, um den Preis durch Verknappung hochzutreiben, andererseits jedoch gefährlich, da die Bestände ja reell vorhanden sind und ein Auflösen dieser Bestände den Marktpreis wieder fallen lassen kann. Ich unterstelle mal, dass dies zeitgleich zur Medienkampagne gegen Silber passieren wird, doch dazu später. Das ist so, als wenn Sie die Bilanz eines PC-Unternehmens lesen und dort Millionen an Lagerbeständen zum Preis X aufgeführt sind. Aber wird der diese Komponenten in einem halben Jahr noch zum gebuchten Preis X los? Niemals! Hier wird also fröhlich an den Beständen manpuliert und man muß ständig wachsam bleiben: Silber ist kein Selbstläufer! Ich widerspreche hiermit auch den Börsenbriefen, die behaupten, die weltweiten Silberlager seien leer.

Hier ist es hochinteressant, die Rolle der manipulierten (oder oft auch: schlecht informierten) Medien zu betrachten: Der gemeine Kleinanleger solle gefälligst Aktien und Anleihen kaufen, damit der Staat an ihm verdient. Gold, Silber und andere Rohstoffe sind Feinde der Steuerpolitik. Gold ist nicht national, mehr oder weniger unangreifbar und daher faktisch keinen Krisen unterworfen.

Zurück zu Silber: Dieses Industriemetall kann nicht in einer positiven Kostenbilanz recycelt werden, die kleinen Mengen aus Platinen, der Medizintechnik oder anderen Bereichen sind zu gering – und das wird die Silberbestände weiter verknappen. Ich warte in den Medien nun darauf, dass Gold und Silber wieder schlecht geschrieben werden. Vielleicht reichte aber schon die vernichtende letzte Woche inklusive der Crash-Berichte der Medien, die über eine „Rohstoffblase“ faselten, um dem Kleinanleger zu zeigen, dass er allenfalls geduldet ist? Gerade aus diesen Szenarien entwickeln sich ja die richtigen Weisheiten: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“. Ein Börsenbrief mit 1000 Abonnenten wird Ihnen nicht punktgenau sagen: „Jetzt kaufen!“ Eben weil er Verantwortung hat. Als selbständiger Trader allerdings können Sie jederzeit ohne Rücksicht auf andere Ihre Deals durchziehen, was Ihnen unschätzbare Vorteile bringt. Diese Thematik verbirgt sich auch hinter meinem Seminar-Thema „Guerilla-Investing“.

Hören Sie nicht auf die Warner, die Ihnen raten, Aktien zu verkaufen und stattdessen Cash oder Tagesgeld zu halten. Konnten Russen oder Argentinier in den Krisen der letzten fünf Jahre mit Cash noch etwas kaufen? Nein! Das Geld war fast wertlos, Stichwort „Inflation“. Hintergrund: Ein steigender Goldpreis war in der Betrachtung der Börsenhistorie schon immer Vorbote einer starken Inflation. Diesmal soll es anders sein? Ich glaube kaum.
Und Deutschlands Situation!? Spätestens die Mehrwertsteuer-Erhöhung wird die reale (ich meine nicht den seit Jahrzehnten irreführenden, offiziellen Warenkorb) Inflation auf über zehn Prozent heben – eine unglückliche Konstellation für jeden, der „Cash aufgebaut“ hat.
Welche Strategiemöglichkeiten ergeben sich für den Anleger? Konservative Anleger investieren breit gestreut in Rohstoff-Aktien, Rentenfonds und Garantie-Zertifikate. Spekulative Anleger kaufen Hebelzertifikate auf Rohstoffe – beispielsweise Mais, da dieser für die Gewinnung von amerikanischem Bio-Ethanol benötigt wird – und täglich Einzelaktien aus verschiedenen Rohstoffsektoren, immer dem Trend folgend auf dem Weg des geringsten Widerstandes.

    Matthias K. Bittrich ist Daytrader, unabhängiger Finanzmakler und Seminarleiter.

5 Gedanken zu „Der Gast-Kommentar: „Internet-Hype und Rohstoff-Boom sind nicht vergleichbar!“

  1. Nico Popp

    Danke für diese offenen und sachlich versierten Ausführungen! Die Gefahr einer Inflation wird zwar häufig diskutiert, doch scheint es mir, als ob die Problematik nie ernst genommen wird. Was mich jedoch stutzig macht: Aktuell befindet sich der Euro doch auf einem Höhenflug. Mir scheint es, als würde der Euro doch der direkte Profiteur eines schwachen Dollars sein. Wieso erwarten wir dann eine Inflation im Euroraum?

    Grundsätzlich finde ich auch Ihren langfristigen Ansatz gut. Ich werde bald ein Buch über langfristige Börsentrends rezensieren. Auch dort gefällt mir der Ansatz sehr. Langfristiges und vorausschauendes Investieren klingt wie Urlaub! 😉

    In diesem Sinne bedanke ich mich und hoffe noch auf viele weitere interessante Artikel.

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  2. Stefan

    Irgendwie kann ich in die Lobeshymne nicht richtig einstimmen & der Grund ist ein einfacher: ich verstehe nicht, was der Autor mir nun letztendlich sagen will. Glaubt der Autor nun an Silber rauf oder Silber runter? Und das mit den Medien ist auch so ne Sache – natürlich hinken die immer den Märkten hinterher, sonst wären es ja auch keine Journalisten sondern Börsenprofis. Und zu guter Letzt & das ist zwar abgedroschen aber letztlich doch immer ein Killerargument: Der Autor wäre Millionär und müsste keine Seminare mehr halten, wenn ers wirklich drauf hätte….

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  3. M.K. Bittrich

    1. Der Autor ist (Intra)Daytrader und es ist ihm daher nicht so wichtig, ob Silber tendenziell rauf oder runter geht. Die Verknappung bedeutet: Steigt. Die Manipulation hinter der Verknappung aber bedeutet: Schwankungen. Aber wie soll der Autor als Nicht-Fondsmanager oder Insider am Hebel wissen, wann es steigt oder fällt?

    2. Er kann auch nur in einem einzigen Bett schlafen und dreimal am Tag lecker essen, hier und da was spenden und Urlaub machen und sich am Nervenkitzel Börse erfreuen, reicht das nicht? Jeder hat ein anderes Werteystem, weswegen er tradet, der eine will eine Villa, der andere will nur die Spielernatur befriedigen, der nächste braucht Selbstbestätigung oder Anerkennung, der übernächste will damit Kindergärten unterstützen. 🙂

    3. Er will den Lesern ferner zeigen, dass sie zwar als Lemming Geld verdienen können, aber nicht unbedingt auf “zufällig�? lancierte Medienberichte zählen sollen.

    4. Ich gebe dir recht, dass man kaum viel Geld für eine Tradingsoftware ausgeben sollte, denn wenn die so toll funktionieren würde, würde man sie wohl eher nicht verkaufen und schon gar nicht verkaufen müssen. Seminare sind aber gerne gesehen und werden sowohl von millionenschweren Leuten abgehalten, die sich zuhause langweilen, als auch von Normalbürgern, die nur Spass an Wissenstransfer und Folgediskussion haben.

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  4. M.K. Bittrich

    Herr Popp schrieb „Wieso erwarten wir dann eine Inflation im Euroraum?“

    1. Der CRB-Index spiegelt 17 verschiedene Rohstoffpreise wider, der steigt und dies signalisiert höhere Rohstoffpreise und eine höhere Inflation. Oder anders:

    2. Die „Kernrate“ der Inflation – ohne Energie und Nahrungsmittel! – steigt nur um 0,x %, was scheinbar beruhigend ist. Aber – Energie/Rohstoffpfreise! Wir haben also keine „richtige“ Inflation, sondern einen externen Schock in Form von explodierenden Energiepreisen, d.h. keine durch Konsumnachfrage angetriebene Inflation, sondern eine durch Öl, Gas, Strom forcierte. Von der kommenden MwSt-Erhöhung reden wir noch gar nicht.

    3. Erwartet man niedrige Inflationsraten, führt dies zu niedrigen Rentenrenditen und erhöht die Attraktivität des Aktienmarkts. Zinsen und Renten steigen aber gerade wieder.

    4. Und: Die Geldmengenerweiterung der großen Nationen der Welt, Deutschland eingeschlossen, erreicht hohe Quoten, aber kaum jemand merkt es. Wenn DAS keine massive Inflation nach sich zieht. Wir haben keine Kriege in Europa und damit keine Inflation durch „Gelddrucken für die Kriegskasse“ wie die USA, aber die o.a. Gründe sprechen eine deutliche Sprache.

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