Mit Einführung des entry-standard und zahlreicher Börsengänge in den vergangenen Monaten erlebt Deutschland aktuell eine wahre IPO-Welle. Doch sind Zeichnungsgewinne nicht mehr so selbstverständlich wie noch in früheren Zeiten. Lediglich drei der acht Börsengänge der vergangenen Monate notieren deutlich über ihren Ausgabepreisen. Darunter sind beispielsweise die Immobilien-Aktie Patrizia und das Nanotechnologie-Unternehmen Bio-Gate. Christian Schiffmacher, Chefredakteur des Anlegermagazins „Going Public“, kommentiert auf den Seiten der „ARD-Börse“ die Situation zwischen Banken und Unternehmen während des aktuellen IPO-Booms.
Laut Schiffmacher bestehe noch immer eine große Nachfrage nach Börsengängen – von Seiten der institutionellen, sowohl auch von Seiten der Privatanleger. Zudem machten die Konsortialbanken bezüglich der Unternehmensbewertungen „einiges mit“, so der Journalist von „Going Public“. Dies erklärt die Preise am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne. Weiterhin erlauben Banken, dass sich Altaktionäre bereits früh von ihren Papieren trennen können. So führen Börsengänge oft zu massiven Umwälzungen der Aktionärsstruktur. Das Beispiel von Solar² wäre hier zu nennen. Doch sieht Schiffmacher die Situation der IPOs nicht durchgängig problematisch. Er verweist auf die kurze Zeit, die seit den Börsengängen vergangen sei und dass Kurssteigerungen gerade bei Wachstumswerten weiterhin möglich sind.
Am kommenden Montag steht uns zudem der größte Börsengang seit dem Jahre 2004 bevor: Wacker Chemie drängt an die Börse. Mit einer größeren Marktkapitalisierung als seinerzeit Premiere, könnte dieser Börsengang für die weitere Stimmung bei deutschen IPOs richtungsweisend sein. Im Vorfeld winken bereits Zeichnungsgewinne. Graumarktkurse von bis zu 90 Euro wurden bereits für Wacker Chemie bezahlt – bei einer Preisspanne zwischen 57 und 67 Euro. Schiffmacher rät dazu, Wacker zwar zu zeichnen, Zeichnungsgewinne allerdings schnell zu realisieren.