Big in Japan: Spekulanten sind üble Zeitgenossen

Vor einiger Zeit war ich auf einer Party und wie es so ist, fragte man mich auch nach meinem Beruf. An einem Tisch mit gut einem Dutzend Leuten erzählte ich, dass ich mein Geld durch Spekulationen an den Börsen verdiene. Das kam bei meinen Zuhörern gar nicht gut an und von einer Sekunde auf die nächste hatte ich sie alle gegen mich. Ich konnte es zunächst gar nicht verstehen, aber wie sich im Nachhinein heraus stellte, war ich auf ein Rudel „Neuer Markt-“ und „Telekom-Geschädigter“ gestoßen. Sie erzürnten sich heftig: Leute wie ich seien schuld an allem: Dem hohen Ölpreis, dem wachsenden Einfluss der Hedge Fonds, der Abzocke der Kleinanleger und an noch einigen anderern üblen Umständen. Geduldig wie ich bin, aber nun wurde ich sauer, sehr sauer: Die Stubser meiner Frau gegen mein Schienbein hielten mich nicht davon ab, der Meute von meinem (zweifelsohne nicht vorhandenen) Investment in japanische Walfangboote zu berichten.

Ich unterstrich die hohen Gewinne, die dabei erzielt werden und wie wild die Japaner auf das Fleisch seien. Im Grunde genommen würde mir ja schon ein halber Pott gehören. Abfällige Äußerungen gegen Umweltorganisationen hätten mir dann fast noch einen Kinnhaken beschert. Meiner Frau ist es zu verdanken, dass die Rendite russischer Nerzfarmen unerwähnt blieb. Bei der Heimfahrt war Schweigen angesagt – meine Frau war nun sauer auf mich, da sie Kontakte zu einigen dieser „Börsen-Skeptiker“ pflegte. In das Schweigen spielte das Autoradio einen Song von Alphaville: Big in Japan! Wir brachen in großes Gelächter aus, schlugen uns vor Lachen auf die Schenkel und sangen mit. Noch heute fragt mich meine Frau, wenn ich vorm PC sitze: „Sind wir noch Big in Japan?“

Sollte es Ihnen einmal ähnlich ergehen und Sie brauchen ein verächtliches Investment, um unbelehrbare Kapitalmarktkritiker zu schockieren, hier mein Vorschlag: Kokablätter werden legal und pro Tonne am bolivanischen Terminmarkt gehandelt wie Sojabohnen oder Mais und bei der weltweit steigenden Nachfrage geht da mit Sicherheit „voll die Post ab“.

Über den Autor:

Andreas König beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit der Börse und hat sich auf Handelssysteme spezialisiert. Auf seiner Webseite Yellow Casa bietet König Interessenten kostenlos Einblick in die Thematik. Innerhalb der vergangenen Jahre konnte das Handelssystem von Yellow Casa durch den Handel mit Derivaten eine beeindruckende Performance erzielen.

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