„Entscheidung über Euro-Rettung“, „Wachstum sinkt auf Krisen-Niveau“, „Dax auf Zwei-Jahres-Tief“ – wer sich die Schlagzeilen im Wirtschaftsteil der großen deutschen Tageszeitungen anschaut, bekommt schnell das Gefühl, dass an den Börsen der Welt jeden Tag aufs Neue über das Schicksal der Menschheit entschieden wird. Insbesondere seit das Bekanntwerden von Griechenlands gewaltigem Haushaltsloch im Sommer 2010 mit Pauken und Trompeten die Euro-Krise einläutete, häufen sich die dramatischen Prophezeiungen; immer apokalyptischer werden Wortwahl und Ausblick.
Unternehmensmeldungen, Konjunkturdaten, geldpolitische Entscheidungen der Zentralbanken, jede noch so beiläufig getätigte Äußerung von mehr oder minder einflussreichen Politikern – alles fungiert als Taktgeber für die Märkte und äußert sich massenpsychologisch in heftigen Kurssprüngen nach oben und unten. Wildem Optimismus folgt Enttäuschung um Enttäuschung, und sobald die in Bedrängnis geratenen Analysten eine zufriedenstellende Erklärung für ihr Scheitern gefunden haben und sich erneut vorsichtige Hoffnung breitmacht, folgt garantiert die nächste Kehrtwende, und mit ihr erneut die Verzweiflung.
Anleger halten sich zurück
Zumindest war das noch bis vor kurzem der Fall. Inzwischen besteht das globale Sentiment vor allem aus einer einzigen Emotion: Frust. Frust darüber, dass die Märkte sich weigern, auf als Impulsgeber intendierte Lockerungen wie Leitsinssenkungen oder Geldspritzen der Zentralbanken zu reagieren und sich stattdessen lieber weiterhin in der stabilen Seitenlage ausruhen. Frust darüber, dass der neue Trend scheinbar darin besteht, einen sichtbaren Trend zu verweigern. „Die Anleger bleiben vorerst in Deckung, halten sich mit neuen Engagements zurück und warten ab, wohin die Reise geht“, sagt Gregor Kuhn, Analyst bei IG Markets. Jim Vogel, Zinsstratege bei FTN Financial, bestätigte diese Beobachtung im Wall Street Journal: „Die Leute reagieren viel weniger auf kurzfristige Neuigkeiten.“ So langsam scheint es allen zu dämmern: Es gibt keine einfache Lösung für die Krise. Das ohnehin angeschlagene Finanzsystem und die nationalen Interessen der tonangebenden Politiker verlangsamen jegliches Strategiedenken, auf jeden Schritt nach vorn folgen zwei in die entgegengesetzte Richtung.
Impulswirkung von Konjunkturdaten lässt nach
Ein Beispiel: Im Januar entstanden in den USA knapp 250.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Die Meldung kam als regelrechter Paukenschlag zum Schluss der Börsenwoche; die Erholung des US-Arbeitsmarktes hatte die Hoffnungen der Anleger weit übertroffen; der Dow Jones stieg innerhalb einer Stunde um 1,2 Prozent und der Dax beendete die siebte Woche in Folge im Plus. Eine solche Gewinnserie hatte der deutsche Leitindex zuletzt Anfang 2007 gesehen. Nur einen Monat später ließ die Volksrepublik China schwächere Konjunkturdaten verlauten als von Investoren und Analysten erwartet; als Folge stürzten Dax und Dow Jones um mehrere Prozentpunkte. In Frankfurt konnte kein einziger Wert im Plus schließen. Als die EU-Finanzminister im Mai den Rettungsschirm in Höhe von 750 Milliarden Euro beschlossen, stürzten die Renditen der griechischen Staatsanleihen um mehr als fünf Prozentpunkte ab und hielten sich fast ein Jahr unterhalb der 13-Prozent-Marke. Zum Vergleich: Trotz des Beschlüsse des EU-Gipfels, Spanien 100 Milliarden an Soforthilfen für seinen maroden Bankensektor zukommen zu lassen, hielt die Erleichterung an den Börsen nur kurz an. Zwar legten alle großen Indizes um mehrere Prozent zu, aber die Hoffnung der Anleger auf eine längerfristige Lösung der Krise verpuffte schnell wieder – der Effekt hielt nicht mal einen Tag an; Spaniens Anleihezinsen wurden indes kaum berührt. Weitere Anstrengungen zur Beruhigung der Krise und Ankurbelung der Märkte wie die jüngsten Leitzinssenkungen der Zentralbanken hatten sogar noch schwächere Auswirkungen – die Anleger erwarten stimulierende Maßnahmen und beziehen sie in ihre Kaufentscheidungen mit ein; jegliche Impulsgebung wird eingepreist, Volatilität flacht ab – derzeit auf ein Level, dass zuletzt Anfang 2010 erreicht wurde.
Big Noise in Small Markets
Signale, dass Marktteilnehmer ihre Aktivitäten herunterfahren, gibt es überall. Das Volumen der in den USA gehandelten Aktien im ersten Halbjahr 2012 nahm gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über neun Prozent ab. Investoren mit langfristigen Positionen haben sich ihre Meinung gebildet und lassen ihre Werte nun in Ruhe, und das fehlende Abzeichnen einer distinktiven Trendlinie macht Intraday-Spekulationen für Anleger deutlich attraktiver. Interessant werden in diesem Marktklima Assets, mit denen selbst bei kleinsten Kursbewegungen Gewinne erzeugt werden können. Finanzprodukte mit Hebelwirkung also, wie zum Beispiel Binäre Optionen, mit denen der Trader auf ein bestimmtes Börsenszenario setzt, was entweder eintritt oder ausbleibt. Im Gewinnfall können je nach eingesetztem Hebel bis zu mehrere hundert Prozent des ursprünglichen Einsatzes mitgenommen werden – „big noise in small markets“. Im Verlustfall wird der Einsatz jedoch nicht gehebelt, sodass der Maximalverlust von Anfang an festgelegt ist. Wird ein breiteres Anlagespektrum gewünscht, könnte zum Beispiel der CFD-Handel von Interesse sein. Wichtig ist hierbei jedoch ein effizientes Risikomanagement, da sowohl Gewinne als auch Verluste gehebelt werden und im Fall einer ungünstigen Marktbewegung selbst um wenige Punkte der ursprüngliche Einsatz um ein Vielfachtes überstiegen werden kann.