Warum das KGV wenig aussagt

Erst wenn Werte auf ein sicheres Geschäft treffen lohnt ein Investment.

Erst wenn Werte auf ein sicheres Geschäft treffen lohnt ein Investment.

Es gibt eine Aktienkennzahl, die kennt fast jeder. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) steht für die Bewertung einer Aktie. Berechnet wird die Kennzahl, indem man den Kurs einer Aktie durch den Gewinn je Anteilsschein teilt. Damit steht das KGV auch für die Anzahl der Jahre, die es dauert, bis eine Investition in Aktien allein durch die Gewinne gedeckt ist. Diese Betrachtungsweise ist allerdings abstrakt, da kaum ein Unternehmen den vollen Gewinn auch ausschüttet. Viel üblicher ist es, das KGV als reine Bewertungskennzahl zu sehen. Je höher das KGV, desto teurer eine Aktie. Eigentlich ein prima Hilfsmittel, um günstige Aktien zu finden, mag manch ein unbedarfter Anleger jetzt denken. Tatsächlich drückt ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis zwar aus, dass eine Aktie niedrig bewertet ist, nicht aber, dass sie deswegen auch steigt. Dies ist nämlich oft nicht der Fall – vor allem dann, wenn es offensichtliche Gründe dafür gibt, wieso eine Aktie ein niedriges KGV aufweist.

Apple: Chance oder Falle für Investoren?

Wirft man einen Blick auf Aktientitel mit niedrigem KGV und zieht zugleich auch den Chart zu Rate, wird schnell offensichtlich, dass niedrige Bewertungen alles andere als Garantien für steigende Kurse sind. Profi-Anleger nennen solche Werte oftmals auch Value-Traps beziehungsweise Value-Fallen. Aktuelle Beispiele sind derzeit Aurelius, (KGV 6,3) CD Deutsche Eigenheim (KGV 1,47) oder auch Michelin (KGV 9,04) – der Kurs kommt bei diesen Titeln einfach nicht in die Gänge. Die Ursache liegt häufig darin, dass Aktienkurs und zugrunde liegende Gewinne unterschiedliche Zeitebenen widerspiegeln. Der Gewinn bezieht sich auf das abgelaufene Geschäftsjahr oder Prognosen für das laufende Jahr und bildet damit ziemlich genau die derzeitige Lage in einem Unternehmen ab. Der Kurs bezieht sich dagegen in erster Linie auf die Zukunft eines Unternehmens. Je unwahrscheinlicher es ist, dass ein Unternehmen Gewinne halten oder gar ausbauen kann, desto geringer fällt auch das KGV aus. Ein weiteres Beispiel ist die Apple-Aktie. Zwar ist der Kurs zuletzt wieder in die Gänge gekommen und erreichte ein Rekord-Hoch, doch ist Apple (KGV ca. 15) im Vergleich zu anderen Technologie-Unternehmen (Google KGV 20,8 oder Facebook KGV: 49,6) noch immer moderat bewertet. Woran liegt das?

Eines der Argumente, das immer wieder am Markt genannt wird, ist die fehlende Innovationskraft. Doch dies ist bereits zu weit gedacht. Hauptursache für die geringe Bewertung Apples sind die schwindenden Margen. Auch wenn Apple noch immer im Hochpreis-Segment unterwegs ist, registriert der Markt die wachsende Konkurrenz anderer Hersteller bei Smartphones und Tablets und den davon ausgehenden Druck auf die Marge. Je geringer die Marge, desto geringer auch der künftige Gewinn, denken sich Investoren und wollen für Apple eben nicht mit Google oder Facebook vergleichbare Bewertungsaufschläge bezahlen. Für Value-Investoren, die sich zum Ziel gesetzt haben, Aktien günstig einzukaufen, ist das KGV daher nur ein Teil der Wahrheit.

Nachhaltiges Geschäftsmodell entscheidend

Neben einer niedrigen Bewertung achten Value-Anleger auch darauf, dass ein Unternehmen von einem fähigen Management betreut wird, das langfristig denkt und, dass das Geschäftsmodell nachhaltig ist. Was oftmals als „ökonomischer Burggraben“ bezeichnet wird, meint eigentlich die Robustheit des Geschäfts. Erst wenn das Geschäft so sicher ist, dass Konkurrenz und Marktveränderungen wenig Einflüsse haben, ist eine geringe Bewertung es auch wert, als Argument für ein Investment zu dienen. Aus diesem Grund setzen Value-Investoren oftmals auf Unternehmen, die innerhalb einer Nische eine starke Marktposition haben oder die im Bereich der Basiskonsumgüter mit starken Marken seit Jahren erfolgreich sind. Beispiele dafür sind Nestlé oder auch Coca-Cola.

Anleger sollten sich aus diesem Grund nicht vorschnell von einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis verleitet lassen. Oftmals liegen dem Gewinne zu Grunde, die das Unternehmen womöglich nie mehr erreichen wird. Vor allem bei Unternehmen, die darauf angewiesen sind, innovativ zu sein und neue Produkte oder Absatzmärkte zu erkämpfen, kommt die Gefahr des Scheiterns hinzu. Eine operative Neuausrichtung kostet in der Regel viel Geld und es ist nicht sicher, dass so ein Schritt auch gelingt. Dieses Risiko spiegelt der Markt in der Regel wider – die Folge sind niedrige Kurse.

Ein Gedanke zu „Warum das KGV wenig aussagt

  1. Dvorecky Miroslav

    Der KGV sagt nichts über die zukünftige Kursentwicklung einer Aktie aus. Zur Orientierung bei der Kaufentscheidung ist es mit mehreren anderen Parametern aber nützlich. Nur ein absoluter Amateur gibt sich nicht die Mühe die im Internet veröffentlichte Bilanz eines Unternehmens zu studieren, und mit den Mitbewerbern zu vergleichen. Beurteilen Sie selbst: BASF KGV=14, Gewinn je Aktie 5,89 EUR, Tendenz steigend. Pharmacyclics (USA) KGV=491, Gewinn je Aktie 0,30 , Schätzung einer steigenden Tendenz bis zu 2,70 EUR Gewinn je Aktie.

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