Dax geht in Deckung: Banker sehen Kriegsgefahr zwischen USA und Iran

Nach der weltweiten Erholung an den Börsen steigt nun wieder die Nervosität: Neben der prekären Situation am US-Immobilienmarkt drückt nun zunehmend auch der Ölpreis auf die Stimmung der Anleger. Grund sind angebliche Pläne des US-Verteidigungsministeriums, Iran mit einem spontanen Militärschlag angreifen zu wollen. Eine Studie der ING-Bank kommt zum Ergebnis, dass ein derart spontaner Krieg auch die Finanzmärkte überraschen und in der Folge zu starken Kurseinbrüchen an den Börsen führen könnte. Der letzte Irak-Krieg war im Vorfeld lange erwartet worden, daher stiegen die Aktienmärkte bei Ausbruch des Krieges bereits wieder, so die Analysten. Diese Überlegungen sind allein schon deswegen nachvollziehbar, weil nach den erschütternden Erfahrungen im Nachkriegs-Irak kaum ein Beobachter der Szenerie mehr an einen unkomplizierten, von technischer Überlegenheit geprägten Präventionskrieg glaubt. Vielmehr haben die Erfahrungen im Irak gezeigt, dass die Präsenz der US-Militärs Terroristen aus der gesamten Region dazu motiviert, eine Art Terror-Tourismus zu betreiben und die US-Armee in einen Guerilla-Krieg zu verwickeln.

Sollten sich die USA darauf beschränken, durch einen gezielten Luftschlag die iranischen Atomanlagen ausschalten zu wollen, könnte Iran als Reaktion auf diesen Angriff zu einem unkalkulierbaren Risiko werden. Ein großes Waffenarsenal samt Mittelstreckenraketen ist vorhanden. Die Drohungen gegenüber Israel gehören im Iran bereits zum guten Ton. Auch hat Israel in der Vergangenheit angekündigt, sich notfalls auch durch einen expansiven Bodenkrieg gegenüber Feinden verteidigen zu wollen. Die Gefahr einer deutlichen Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens besteht. Leider hat sich die US-Regierung dem weltweiten Kampf gegen „Schurken“ verschrieben und ist fest von der Richtigkeit dieser Vorgehensweise überzeugt. Das nahende Ende der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush könnte Hardliner und „Neo Cons“ zudem in eine spontane Entscheidung treiben. Die Warnung der Banker vor einem US-Präventivschlag gegen den Iran und den weltweiten Folgen für die Finanzmärkte ist also berechtigt. Sollte sich dieses Kriegs-Szenario erhärten und würde es in den nächsten Wochen an den Börsen eingepreist, sollte die Reaktion allerdings weniger deutlich ausfallen.

11 Gedanken zu „Dax geht in Deckung: Banker sehen Kriegsgefahr zwischen USA und Iran

  1. tillex

    Ich habe insgesamt eher den Eindruck, als dass den Führern der Welt der nie wirklich in die Knie gegangene Dow Jones ein Dorn im Auge ist. Das Ding will ja auch bei Rezessionen keine x000 Punkte abgeben wie ein anständiger DAX u.ä., daher erwarte ich grundsätzlich mal eine nennenswerte Krise! Denn wen interessiert das, wenn in Madrid mal 10 oder 100 Leute sterben bei angeblichen Anschlägen? Die Wirtschaft würden nicht mal tausend Tote jucken, da müssen größere Kaliber her; wenig erfreulich, aber meine Vermutung.
    p.s. Wie ich schon vor dem Möchtegerncrash vor kurzem schrieb: DWS, Fidelity & Co haben bereits Milliarden an Euro aus ihren Aktienfonds abgezogen. So war es 2000 auch, aber keiner wollte hören. Wer sollte besser als diese Mrd-Verwalter Insider-Infos haben? Diese Manager setzen durch ihre Verkäufe eine Abwärtsspirale in Gang, da das den Märkten entzogene Kapital den VDAX (30-Tage-Volatilitätstool des DAX, minutiös von der Dt. Börse gemessen) in Bewegung bringt und nur eine Reaktion nach sich zieht: weitere Verkäufe = Börse abwärts!

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  2. taurus

    Sensation des Jahres: Eine „Studie“ der ING-Bank hält Auswirkungen eines USA-Iran-Krieges auf die Finanzmärkte für möglich! Wer hätte das gedacht? Und wer hätte geglaubt, daß ausgerechnet der aktien-blog solche Allgemeinplätze ernst nimmt?. George W. und „Neocons“, macht bloß keinen Sch…, sonst kommt unser Dax nicht mehr aus dem Loch! Laßt den Irren in Teheran und alle anderen Diktatoren gewähren. Unsere Börsen sind wichtiger!

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  3. Nico Popp

    Die Studie drückt insbesondere aus, dass die Börsen anders als beim Irak-Krieg drastisch einbrechen könnten. Es geht in meinen Augen im Falle eines Iran-Krieges nicht um die Dax-Performance 2007. Vielmehr ist der Nahe Osten ein Pulverfass und ein von Torschlusspanik getriebener „Spontankrieg“ ist in meinen Augen für die gesamte Region gefährlich. Immerhin droht der größte militärische Konflikt seit langer Zeit.

    Das Abkommen mit Nordkorea hat (wenn auch gekauft) gezeigt, dass man mit Schurken auch verhandeln kann. Natürlich muss man sich bei Diktatoren die nach Atomwaffen streben alle Optionen offen halten, allerdings sind Schnellschüsse gefährlich. Die Studie der ING bringt gerade die Gefahr eines „Spontankrieges“ zum Ausdruck. Dies nehme ich deswegen ernst, weil der besser vorbereitete Irak-Krieg ja auch schon daneben gegangen ist!

    Ich sehe keine Krise wie tillex, aber ich sehe die Gefahren, die hinter den Gerüchten um einen Angriff der USA auf Iran lauern. Die Tatsache, dass das Thema jetzt immer mehr diskutiert wird zeigt zudem, dass der Kurseinbruch den die ING sieht, möglicherweise relativiert werden muss. Schließlich führt dies zum Einpreisen solcher Szenarien, siehe letzter Satz des Artikels.

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  4. Nico Popp

    @ Eddie: Ja, an der Börse wird oft übertrieben. Allerdings hat der Ölpreis schon reagiert. Ich finde auch nicht, dass man jetzt in Panik seine Aktien verkaufen sollte, allerdings fügen sich diese Spekulationen ins zunehmend pessimistische Bild der vergangenen Wochen. Mit 7000 Punkten im Dax rechne ich deshalb mittelfristig nicht.

    Möglicherweise sorgt aber in einigen Wochen gerade eine Entspannung am Golf für den nötigen Kursschub. Wer weiß? Wir haben alle keine Glaskugel. Deswegen ist Börse ja auch so spannend und immer wieder für Überraschungen gut!

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  5. tillex

    Putin ergreift längst Partei für Iran, die Chinesen ebenfalls und Bush hat auch kein Tschetschenien mehr in der Tasche, wo er sagen könnte „Wir maulen dort nicht über euch Russen, ihr seid dafür in Afghanistan still, ok?“, gelle? 😛
    Ich rechne also nicht mit Angriffen.
    Der allergrößte Witz ist das Wort „Sanktionen“ gegen Iran. Das Land lebt seit über 20 Jahren seit dem ersten Golfkrieg gegen den Irak unter internationalen Sanktionen, jede Woche fällt irgendwas Technisches vom Himmel oder zusammen. Aber die Wahrheit schreiben diese Dummsch. der Presse bekanntlichst seltenst, wo es auch nur noch drei große Agenturen in der westlichen Welt gibt, da wundert einen nichts mehr. Die Jugend im Iran macht Party und und trinkt Coke und alles ohne Kopftücher und wollen mit den alten Mullahs nichts zu tun haben, DAS sind die Fakten.

    Und der Beitrag der ING ist idR in Auftrag gebeben worden und nicht eigenmotiviert entstanden. Woher kam der Auftrag? 😛 Ein positives Cover durch ein Analystenhaus kostet ganz grob 25tsd Euro, in der Finanzwelt passiert nie etwas zufällig, nichts und nirgends.

    Wie immer mein Kommentar: Alles Be trug…

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  6. tillex

    p.s. Man gucke sich an, wie GROSS der Iran ist. Da kann ich genauso gut versuchen, Brasilien zu überfallen, das mehr als 3x so groß wie Europa ist! Der Iran ist UNEINNEHMBAR! Punkt.

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  7. Nico Popp

    @tillex: Klar wird in Iran Coke getrunken und getanzt und der Anteil der Jugendlichen ist enorm groß. Das spricht in meinen Augen aber nicht dagegen, dass der Iran möglicherweise einen Krieg provozieren könnte. Gerade weil die Jugend nach Westen strebt braucht man einen externen Feind um die Bürger wieder auf Regimekurs zu bringen. Das hat die Geschichte gezeigt.

    Deswegen provozieren Terroristen auch Opfer in der Zivilbevölkerung. Je größer das Leid und die Not um so größer der Zuspruch für den Terror. Den selben Effekt gäbe es sicher auch im Iran im Falle eines Angriffs: Das (verhältnismäßig) immer heterogener gestrickte Volk wird durch einen gemeinsamen Feind geeint. Deswegen hatten totalitäre Diktaturen auch immer für alles Sündenböcke auserkoren. Und dass Diktatoren Wagnerianer sind und gerne spektakulär untergehen, hat sich in der Vergangenheit ebenfalls gezeigt…Saddam hatte ja auch ein erstklassiges Exilangebot.

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  8. tillex

    Der Iran will lediglich eine eigene Öl-Währung etablieren, warum auch nicht? Putin hat das gleiche vor. 🙂 Wettbewerb ist immer gut… China reduziert seine Dollarabhängigkeit, das können wir auch.
    Es werden am Ende China, Indien, Europa gut dastehen, die USA zerfallen in Hispanien, China II und Rest-USA, das werden wir noch erleben; man denke nur mal an die letzten 100 Jahre alleine in Deutschland, von Bismarck über 2 WK bis Bayern heute. 😉
    Dollar? KEINE nicht-goldgedeckte Währung hat in der Geschichte überlebt…

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