Der heiße Sommer in Europa hat den britischen Reisekonzern Thomas Cook tief in die roten Zahlen gebracht. Weil das Wetter so gut war, blieben viele Briten und Deutsche – die Hauptkundschaft des Konzerns – in ihren Ferien lieber zuhause, als mit Thomas Cook auf Reisen zu gehen.
Bis Ende September erwirtschaftete das Unternehmen darum einen Verlust von 163 Millionen britischen Pfund (184 Millionen Euro). Der um Sonderposten bereinigte Unternehmensgewinn brauch um 23 Prozent auf 250 Millionen Pfund ein.
„2018 war ein enttäuschendes Jahr für Thomas Cook“
Auch die wachsende Konkurrenz durch Billig-Airlines und Online-Rivalen ohne teure Ladengeschäfte machen den etablierten Reiseanbietern immer mehr Konkurrenz und drücken auf die Bilanz.
2018 sei für das Unternehmen mit Marken wie Neckermann oder der Fluglinie Condor „ein enttäuschendes Jahr gewesen“, erklärte der Chef des Reisekonzerns Peter Frankhauser vergangene Woche, als er die aktuellen Geschäftszahlen präsentierte.
Im vorigen Geschäftsjahr hatte Thomas Cook netto noch neun Millionen Pfund Gewinn eingefahren. In der Folge müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Frankhauser sagte, jetzt müsse man Lehren aus den vergangenen Monaten ziehen.
Darauf jedoch wollen viele Anleger nicht warten und gehen von Bord: Seit Offenlegung der Zahlen verlor die Aktie ein Drittel ihres Wertes. Alleine am Montag lag sie zeitweise 20 Prozent im Minus.
Letzte Krise liegt noch nicht lange zurück
Manche Investoren werden sich unangenehm an die letzte große Konzernkrise erinnert fühlen. Denn mit 24 Pence notiert die Thomas Cook-Aktie heute so niedrig wie seit 2012 nicht mehr.
Durch die Euro-Schuldenkrise und Unruhen in beliebten Ferienzielen wie Griechenland, Ägypten oder Tunesien, war der Konzern 2011 von der Pleite bedroht. Die damalige Konzernchefin Harriet Green baute rigoros Stellen ab, schloss Filialen und verkaufte Geschäftsbereiche, um das Unternehmen zu alter Stärke zu bringen – einstweilen durchaus mit Erfolg.
Experten raten zum Verkauf
Der scheint nun abzureißen: Experten befürchten, dass die Lage sich nicht kurzfristig verbessern ließe. In einer Studie warnten die Analysten von Berenberg, die Kapitalstruktur könnte sich als „unhaltbar“ erweisen. Thomas Cook stehe vor einer grundlegenden strukturellen Herausforderung. Nach wie vor sei der Cashflow „anämisch“.
Sie raten dazu, die Aktie zu verkaufen. Das Kursziel liege bei 12 Pence. Auch die Ratingagentur Standard & Poor’s bestätigte zwar letzte Woche noch ihre Kreditratings für Thomas Cook, stufte den Ausblick aber auf „negativ“ herab. Sollte der Konzern im neuen Geschäftsjahr keinen positiven Free-Cashflow erzielen können, müsse man das Rating herabsetzen.
Wenn das eintritt, käme das Unternehmen noch schwerer in die Bedrouille. Dann würde es für Thomas Cook nämlich teurer, neue Kredite aufzunehmen.