Noch zu Beginn der vergangenen Woche hatten sich Bundesregierung und Privatbanken zusammengetan, um die Hypo Real Estate in einer konzertierten Aktion vor dem Kollaps zu bewahren. Am gestrigen Samstagabend verkündete dann ein Hypo-Real-Estate-Sprecher, dass die Privatbanken ihre Kreditzusagen in Höhe von 15 Milliarden Euro zurückgezogen haben, weil der Kapitalbedarf bei Hypo Real Estate plötzlich höher eingeschätzt wurde, als noch während der ersten Schieflage vor einer Woche. Zur Stunde treffen sich erneut Vertreter von Bunderegierung, Bundesbank, Bankenaufsicht und Kreditwirtschaft, um ein zweites Rettungspaket für den angeschlagenen Hypothekenfinanzierer zu schnüren.
Einem Bericht der „Welt am Sonntag“ zu Folge, benötigt die Hypo Real Estate bis Jahresende 50 Milliarden Euro und bis Ende 2009 sogar 70 bis 100 Milliarden Euro. Das Unternehmen kommentierte die Meldungen bislang nicht. Vom Krisengipfel in Berlin war allerdings zu hören, dass der Kapitalbedarf von 100 Milliarden Euro bis Ende 2009 nicht mit den tatsächlichen Zahlen übereinstimme. Der geschätzte Kapitalbedarf von bis zu 50 Milliarden Euro bis Ende dieses Jahres, sei allerdings „nicht ganz falsch“, so die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Regierungskreise.
Rettung im zweiten Anlauf ungewiss
Marktbeobachter gingen bereits am Samstag davon aus, dass eine Rettung der Hypo Real Estate angesichts des großen Kapitalbedarfs unwahrscheinlich sei. Die verantwortlichen Politiker der Bundesregierung versprachen allerdings zu Beginn der heutigen Beratungen, das Finanzsystem zu retten und die Einlagen der Sparer zu sichern. Angesichts der Tatsache, dass die Privatbanken schon in der vergangenen Woche nicht zu größeren Kapitalmaßnahmen bereit waren, soll die Bundesregierung sich nun bemühen, auch Versicherungskonzerne in die Verantwortung zu nehmen.
Die neuerliche Zuspitzung des Dramas rund um Hypo Real Estate dürfte auch die vermeintlichen Retter des Hypothekenfinanzierers aufhorchen lassen. Nachdem sich der Kapitalbedarf bereits innerhalb einer Woche dramatisch vergrößert hat, dürfte es noch schwerer werden, eine Lösung für die angeschlagene Gesellschaft zu finden. Zwar erhalten die Retter von Hypo Real Estate ihre Mittel zurück, doch auch nur, wenn der Dax-Konzern überlebt und nicht durch neuerliche Milliarden-Löcher in die Insolvenz geht.