Ein erfreulicher Ausblick für das operative Geschäft sowie Spekulationen über den Einstieg Kuwaits beflügelten die Aktie des Automobilzulieferers Continental gestern. Trotz der heutigen Gewinnmitnahmen hält sich der MDax-Wert um 26 Euro und damit so hoch wie seit Januar nicht mehr. Anleger erwarten für den Fall einer Kapitalerhöhung die Verwässerung der Anteile des Hauptaktionärs Schaeffler, der derzeit gemeinsam mit einem Bankenkonsortium rund 90 Prozent an Continental hält. Die Folge einer solchen Kapitalmaßnahme könnte also auch mehr Eigenständigkeit für Continental bedeuten. Heute hat Kuwait die Einstiegs-Gerüchte allerdings dementiert und als „unbegründet“ zurückgewiesen. Der von Schaeffler dominierte Conti-Aufsichtsrat hätte einer Kapitalmaßnahme sowieso zustimmen müssen. Trotz des Dementis eines potentiellen Investoren hält sich die Conti-Aktie verhältnismäßig stabil und bestätigt den gestern erfolgten charttechnischen Ausbruch. Anleger bleiben dennoch skeptisch.
Im Zusammenhang mit den zahlreichen positiven Einschätzungen durch Analysten sprechen einige Conti-Aktionäre gar von „Kurskosmetik vor der Kapitalerhöhung“. Doch könnte eine Kapitalerhöhung, die laut Medienberichten bis zu eine Milliarde Euro in die Kassen des Automobilzulieferers spülen soll, dem Konzern helfen, auch künftig schwierige Marktphasen durchzustehen. Im zweiten Quartal gelang Continental bereits ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 39 Millionen Euro – noch im ersten Quartal dieses Jahres wurde ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe verbucht. Nicht zuletzt dieser Umstand sorgte auch bei Analysten zu positiveren Einschätzungen: „Conti ist operativ auf gutem Weg“, kommentierte Unicredit-Analyst Christian Aust die jüngsten Zahlen gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD).
Der Einstieg eines Großaktionärs bei Continental würde auch helfen, die komplizierten Eigentumsverhältnisse zwischen Schaeffler und Continental zu entflechten. Bislang ist noch nicht endgültig klar, welcher der beiden Konzerne künftig federführend bei der Zusammenarbeit sein soll. Conti will bis Ende Juli entweder eine Trennung beider Unternehmen oder die Zusammenarbeit unter eigener Leitung. Es könnte also tatsächlich sein, dass die Pläne für eine Kapitalerhöhung lediglich ein Druckmittel für die Verhandlungen mit Schaeffler sind. Die mit den jüngsten Spekulationen einhergehenden Kursgewinne der Conti-Aktie helfen derweil beiden Unternehmen. Unabhängig davon, ob es Continental gelingt, einen Investor zu finden, hängt die Zukunft beider Unternehmen von der Einigung der „Streithähne“ ab.