Marktmanipulation oder Räuberpistole? Verschwörungstheorien rund um Gold und Silber

Nur ein Puzzleteil: Silber brach unmittelbar nach dem Bear-Stearns-Verkauf einTrotz ihrer vermeintlichen Eigenschaft als „Krisenwährung“ haben Edelmetalle in den vergangenen Wochen deutlich an Wert eingebüßt. Obwohl Kunden und Händler von einem knappen Angebot am physischen Markt berichten, gaben Gold und Silber von ihren Höchstkursen um mehr als zwanzig, beziehungsweise vierzig Prozent nach. Der Silber-Analyst Theodore Butler erhebt nun schwere Vorwürfe gegen US-Investmentbanken sowie Behörden: Butler vermutet eine groß angelegte Marktmanipulation mit dem Ziel, Edelmetallpreise zu drücken.

Nach Angaben der Kontrollbehörden gab es an den COMEX-Märkten zwischen Juli und August einen rasanten Anstieg der Short-Positionen bei Silber. Waren Marktteilnehmer im Juli noch im Umfang von 32 Millionen Unzen „short“, nahm der Shortbestand innerhalb eines Monats um 138 Millionen auf 170 Millionen Unzen Silber zu. Laut Butler entspricht dieser Anstieg 20 Prozent der weltweiten Jahresproduktion. Für Butler ist dabei erstaunlich, dass für diese Entwicklung lediglich zwei Banken verantwortlich sein sollen.

Auch bei Gold sollen hinter dem Leerverkauf im Umfang von zehn Prozent der jährlichen Weltminenproduktion innerhalb nur eines Monats lediglich drei Institutionen stecken. Da Butler allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei oder mehr Marktteilnehmer zur gleichen Zeit für Leerverkäufe in diesem Ausmaß entscheiden für gering hält, geht er entweder von illegalen Absprachen beteiligter Institutionen oder von einer Verschleierung der wahren Initiatoren des Ausverkaufs aus.

Die Annahme, dass die Halter der Silber-Shorts mit ihren Positionen lediglich bereits bestehende Short-Kontrakte ersetzt haben sollen, inspiriert Butler zu weiteren Spekulationen: Allein die zeitliche Nähe zum Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns im März veranlasst den Silber-Analysten zu der Vermutung, dass die US-Regierung im Zuge der Schuldenübernahme von Bear Stearns auch den Verbleib der Short-Positionen der gescheiterten Bank „geregelt“ haben könnte. Um die Glattstellung dieser ehemaligen Bear-Stearns-Shortbestände zu ermöglichen, sollen die neuerlichen Leerverkäufe und der damit verbundene Preisrutsch nötig geworden sein.

Die Schlussfolgerungen, die Butler aus den monatlichen Berichten der Handelsaufsicht zieht, sind gewagt und interessant zugleich. Nur wenige Anleger mögen noch im vergangenen Jahr daran geglaubt haben, dass sich Banken und Behörden an Marktmanipulationen dieses Ausmaßes beteiligen könnten. Der Umstand, dass unser Finanzsystem in einer kritischen Phase steckt, könnte jedoch selbst offizielle Stellen „erfinderisch“ werden lassen.

Tatsächlich hat Silber unmittelbar nach dem Notverkauf von Bear Stearns innerhalb weniger Tage mehr als 15 Prozent seines Wertes verloren. Bewiesen ist damit allerdings noch lange nichts. Unabhängig davon, ob Butler Recht hat oder nicht, sollten Rohstoff-Investoren diese Geschichte im Hinterkopf behalten, da sie deutlich macht, dass Angebot und Nachfrage in Zeiten von „credit crunches“ und „bail outs“ nicht allein für die Bildung fairer Marktpreise verantwortlich sind.

4 Gedanken zu „Marktmanipulation oder Räuberpistole? Verschwörungstheorien rund um Gold und Silber

  1. Andreas Heubach

    Das ist der Zeitpunkt wo man Silber und Gold kaufen sollte! Wir haben nun gestern den Boden der Talfahrt gesehen und steigen wieder….
    Die Nachfrage nach physischen Edelmetall ist sowieso enorm groß dass man den Geldwert an der Böres bereits längst abgehängt hat…
    Wir empfehlen Münzen und Barren als Investment oder Altersrücklagen!

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  2. Pingback: Chronologie eines Short-Squeeze: Gold bald wieder auf Rekordkurs? » Aktien-Blog

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