Masse als Kontraindikator: Kapitalmärkte zunehmend in der Kritik

Das Buch mit dem Titel „Der Crash kommt“ ist derzeit erste Wahl vieler Publikationen zum Thema Börse. Auch Tageszeitungen und Zeitschriften warnen vermehrt vor einem Niedergang der Aktienmärkte. Bereits vor Monaten las ich in einer großen Wochenzeitung einen aufschlussreichen Artikel über die Gefahr von Hedge-Fonds für die weltweiten Börsen. Von einer Beschleunigung des für Private Equity-Gesellschaften typischen spekulativen Spiels war dort die Rede und es wurde angekündigt, der Zusammenbruch eines Hedge-Fonds sei nur noch eine Frage der Zeit. Mittlerweile greifen auch andere Massenmedien die Ansichten der Crash-Propheten auf und fügen der wahrlich nicht unrealistischen These über Hedge-Fonds weitere, weit unsinnigere hinzu: So soll Chinas Volkswirtschaft vor dem Kollaps stehen und die zunehmende Überalterung der Gesellschaft Deutschlands der Wirtschaft jede Grundlage für eine positive Entwicklung rauben.

Für den Zusammenbruch von Chinas Wirtschaft gibt es momentan keinerlei Anzeichen, die jetzige Kritik fußt lediglich auf dem Grundsatz „Was steigt, muss auch wieder fallen“. Experten erwarten für Chinas Wirtschaftswachstum zwar auch wieder schwächere Jahre, aber muss man da gleich von einem bevorstehenden Crash sprechen? Auch dass die zunehmende Überalterung der Bundesrepublik langfristig schaden kann, ist für Börsianer ein alter Hut.

Angesichts hoher Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangels könnte man allenfalls die schlechte Ausbildung deutscher Arbeitnehmer als langfristige Gefahr für die deutsche Wirtschaft gelten lassen. Dennoch, alle in den Medien angeführten Gründe für den angeblich bevorstehenden Niedergang der Kapitalmärkte sind für Anleger wenig überzeugend. Gepaart mit den geringen Mittelzuflüssen in den letzten Monaten spricht die negative Massenmeinung sogar für steigende Kurse! Gemäß dem Grundsatz: „Wer heute warnt, hat morgen noch Geld zum Kaufen!“

9 Gedanken zu „Masse als Kontraindikator: Kapitalmärkte zunehmend in der Kritik

  1. Ronny

    Der nächste Crash kommt sicher, aber nicht vor 2009. Vor dem Crash muß es erstmal einen Boom geben, der erst noch kommt. Die Verbreitung von Internet, Handy und Computern ist noch nicht abgeschlossen und die Verbreitungsgeschwindig wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Fragen kann man allerdings, ob der bevorstehende Boom der letzte für die Europäer und die USA ist, bevor China das Ruder übernimmt.

    Und gerade die längere Lebenszeit der Menschen sorgt doch dafür, daß sie länger produktiv sein können, Geld ausgeben, usw.

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  2. Nico Popp

    Handy finde ich momentan etwas unattraktiv. Der Markt konzentriert sich, die Schwachen werden aufgekauft oder gehen pleite, siehe BenQ. Zudem werden technische Neuererungen von den Kunden nicht richtig angenommen, siehe UMTS. Dennoch denke ich, dass das Internet noch nicht sein ganzes Potential ausgeschöpft hat.

    Die Frage nach dem Crash sollte diesmal aber nichts mit Internet zu tun haben. Einen Crash gibt es nach einer Überhitzung. Diese sehe ich momentan einfach nicht. Es sind doch aktuell kaum Privatanleger in Aktien investiert. Ende der 1990er waren bestimmt 60 Prozent in Fonds drin. Soweit sind wir noch lange nicht, sonst wäre die Stimmung in den Medien weit euphorischer. 

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  3. KFE

    max otte möchte mit diesem buch imo werbung für seinen börsenbrief machen, daher hat er diesen titel gewählt. ob man das erscheinen dieses buches als sentitment indikator werten bzw verwenden kann, würde ich erst machen wenn es in der bildzeitung
    veröffentlicht wird.
    bis jetzt sind die hedge fund pleiten (z.b. amaranth) sehr gut abgewickelt bzw verkraftet worden, eigentlich ein zeichen für die effizienz der märkte, nur ärgerlich für die anteilsinhaber.

    falls es zu einer größeren korrektur kommen sollte werden wohl alle bereiche betroffen sein, sichere häfen gibt es dann nicht.

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  4. Nico Popp

    Das „Crash-Buch“ war eher ein Einstieg in die Thematik. Also Kontraindikator werte ich eher die zunehmende Kritik und Panikmache in den überregionalen Tageszeitungen. Es scheint, als würden dort alte Ressentiments gegenüber den Kapitalmärkten durch Argumente der Crash-Propheten ergänzt.

    Stimmt, man kann die Hedge-Fond pleite auch aus einem anderen Licht sehen. Was war das denn für eine Panik damals Ende der 90er, viel passiert ist jedoch wirklich nicht.

    Es gibt keine sicheren Häfen? Vielleicht doch Rohstoffe? Oder Renten?

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  5. KFE

    Nico, wollte blos damit ausdrücken, daß viele der sogenannten crash propheten dies mehr aus werbungsgründen machen, das buch soll ja sehr einfach geschrieben sein, kaufen werde ich es mir bestimmt nicht. Die LTCM pleite war durch den großen Hebel
    schon ein Test für den kapitalmarkt, wie letzten Endes auch das platzen der blase von 2000.
    man kann es wie immer auch kritisch sehen, daß nach der aktienblase nun eine immobilienblase (housingbubble) geschaffen wurde, bei der nun die luft abgelassen wurde.
    die frage ist nun, ob es eine weiche landung, oder eine stärkere wirtschaftliche abschwächung in den usa gibt, da kann man auch länger darüber diskutieren, ohne zu einem ergebnis zu kommen, bis jetzt sieht der aktienmarkt eine weiche bzw eine
    punktlandung voraus.

    die sicheren häfen suche ich auch noch.

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  6. Nico Popp

    Ja, Werbung ist ja oft dabei. Die Einen schreien „Crash“, die Anderen „Dax 20.000!“
    Bezüglich der US-Märkte bin ich vorsichtig optimistisch. In der Vergangenheit haben es die Notenbanken ja auch immer recht gut hingekriegt! 😉

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  7. Mario

    Wenn schon Marktvorhersagen, so halte ich persönlich es mit Ken Fisher, der zur aktuellen Börsensituation sinngemäß sagt: „In diesem Umfeld enden keine Bullenmärkte.“ Der Aktienmarkt ist sicher nicht billig. In Anbetracht der niedrigen Zinsen haben wir es aber ganz sicher nicht mit einer Blase zu tun.

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  8. Nico Popp

    Hallo zusammen,

    ein Glück habe ich mich damals nicht soooo weit aus dem Fenster gelehnt und der Crash ist nicht von China ausgegangen 😉

    Danke auch Ihnen, Herr Otte, dass Sie reingeschaut haben! Die Anregung, öfter mal alte Beiträge zu lesen, nehme ich gerne auf.

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