Sind „Mini-Bad-Banks“, die von den betroffenen Banken selbst eingerichtet werden, die Lösung der Probleme? Ein Kommentar von Michael Blomert.
Die Auslagerung der milliardenschweren faulen Wertpapiere aus den Bilanzen ist eine Kernforderung der Branche. Der Ausweg, die maroden Papiere der Banken in einer zentralen „Bad Bank“ zu sammeln und dem Steuerzahler die Verantwortung aufzubürden, ist allerdings geeignet, brave Bürger auf die Barrikaden zu treiben.
Aber wie dann der Auswirkungen der Giftpapiere Herr werden? Solange deren Risiken heimlich in den Bankbilanzen schlummern, bleibt die Bewertung von Bankaktien schwierig. In der Folge führt das andauernde Misstrauen zu fallenden Kursen, beständigen Bilanzverlusten und nagt am Eigenkapital der Banken.
Das Auslagern gefährlicher Papiere könnte hingegen schnell Transparenz schaffen, da jede Bank ein Interesse hat, ihre Bilanz von den eigenen Giftpapieren zu reinigen. Dieser Transparenz- und Vertrauensgewinn sollte sich schon kurzfristig positiv auf die Aktien der reingewaschenen „Good Bank“ auswirken. In der schwedischen Finanzkrise der neunziger Jahre jedenfalls war Offenheit eine Bedingung für die funktionierende Sanierung.
Die Risikopapiere könnten, einmal bewertet, längerfristig ohne Auswirkungen auf die Bilanz der „Good Bank“ in den Bücher der „Bad Bank“ stehen und nach und nach von den eigenen Bankfachleuten abgewickelt oder verkauft werden. Die verbliebenen Finanzrisiken würden abgefedert durch die zu erwartende positive Marktentwicklung und die Arbeit der „guten“ Bank, die nun ihr eigentliches Geschäft betreiben könnte: Kredite vergeben oder Sparer beraten.
„Mini-Bad-Banks“ dieser Art verursachen vergleichsweise geringe Kosten, schaffen schnell Transparenz und verschieben schlimmstenfalls Verluste in die Zukunft. Letztlich könnte in einem sich normalisierenden Markt genau der Erfolg eintreten, den die Schweden vorgemacht haben, denn hier ging der Staat sogar mit geringem Gewinn aus seinem Krisenengagement hervor. Die erhebliche Verunsicherung im Markt führt zur Zeit dazu, dass beispielsweise italienische Staatsanleihen nur zu schlechten Preisen verkäuflich sind, obwohl die Anleihen ziemlich sicher bedient werden. Hier kann der Staat sogar von der Krise profitieren, indem er gute Vermögenswerte und sichere Papiere stützend aufkauft. Ein auch Steuerzahlern gegenüber vertretbares Vorgehen, da in diesem Falle den neuen Schulden ja echte, wahrscheinlich sogar gewinnbringende Werte gegenüberstehen.
Der Finanzminister jedenfalls begrüßt offensichtlich dieses „Mini-Bad-Bank“-Modell, welches die Banken nicht aus ihrer Verantwortung entließe, ihnen aber einen unbelasteten Neuanfang ermöglichen würde. Peer Steinbrück unterstützte die Idee mit der Bemerkung, die übrig bleibende „Good Bank“ könnte dann ja Hilfen im Rahmen des Bankenschirms in Anspruch nehmen.
Interessant klingt im Kontext „Mini-Bad-Bank“ auch die von dem Ökonomen Thomas Hartmann-Wendels vorgeschlagene Idee, jede Aktie der „alten“ Bank in eine „gute“ und eine „schlechte“ aufzuteilen – warum sollten die Aktionäre dieses Risiko nicht mittragen?
…gute Idee. Aber so oder so…auch eine „Bad Bank“ (in welcher Form auch immer) wird das Problem nicht „beseitigen“.
Gutes Gelingen,
Juergen
Dem stimme ich einerseits zu, da die Probleme durch die hohen Staatsschulden und die massive Geldmengenausweitungen nur verschoben werden. Aber dennoch könnte eine weltweit koordinierte Offenlegung und Aufteilung der Bilanzen in „gut“ und „schlecht“ doch das Problem zumindest überschaubarer machen. Der Markt für diese ganzen toxischen Produkte wäre dann in den Händen der Staaten. Das sind zwar immer noch recht viele Akteure mitsamt eigener Interessen, aber immerhin könnten die Banken dann neu anfangen.
Wie siehst Du das?
wie gesagt:
…zumal es bestimmt einige spekulanten gäbe, die auch die „bad banks“ kaufen würden…und lang-langfristig macht das vielleicht sogar sinn, denn die „toxischen“ (was immer das in wirklichkeit heissen mag) wertpapiere gäbe es ja sehr wahrscheinlich zu einem ordentlichen abschlag…
Italien hat Schulden in Höhe von 132% des BIP, man könnte meinen, die hätten so ein gutes Rating nicht verdient. Habe mich nur gerade wieder an diesen Hinweis mit den „sicheren“ italienischen Bonds erinnert, als ich beim Lesen über den Verschuldungsgrad gestolpert bin.
Nun die „Sicherheit“ die den italienischen Staatsanleihen zugesprochen wird, beinhaltet sicherlich auch einen „EU“-Bonus…
Mein Vorschlag bestand darin, die Mini-Bad-Banks in den Händen der Verantwortlichen zu belassen und diesen die Chance zu geben, nicht beständig mit der Bilanz abzusacken, während sie in den kommenden Jahren ihren gehäuften „Müll“ selbst entsorgen. Ähnlich und mit begrenzten Staatsgarantien hatten die Schweden ihr Problem erfolgreich beseitigt…