Entsteht ein neuer „Super-Dienstleister“? Personalschwund bei AWD und MLP

Bereits vor einigen Wochen munkelte man von größeren Personal-Abspaltungen beim Finanzdienstleister AWD. Was bei den angeblichen Übernahmegesprächen zwischen MLP und dem AWD nicht geklappt hat, scheint nun bei den „ehemaligen“ Top-Leuten der beiden Unternehmen Realität zu werden: Wie die Süddeutsche Zeitung gestern berichtete, wollen sich in den kommenden Tagen die Gründer eines neuen Finanzvertriebs öffentlich äußern. Ein Name der neuen Gesellschaft ist noch nicht bekannt, doch gelten AWD-Top-Vertriebsmann Jörg Jacob, das ehemalige DVAG-Geschäftsführungsmitglied in der Schweiz Ralf Steinmeister sowie Kai Lange als die Gründer der neuen Gesellschaft. Dazu stößt ein alter Bekannter – der ehemalige Vertriebsvorstand von MLP, Eugen Bucher. Pikant ist, dass ehemalige Mitarbeiter der beiden erbitterten Rivalen nun gemeinsam mit den Platzhirschen MLP und AWD konkurrieren wollen.

Man darf gespannt sein, welches Konzept nun verwirklicht werden soll. Vollmundig lassen die abtrünnigen Top-Manager von MLP und AWD verlauten, dass sie einen „Finanzvertrieb mit tausenden Beratern aufbauen werden und ein Börsengang in fünf bis sieben Jahren denkbar ist“.

Für den AWD und für MLP könnte dies gravierende Folgen haben. Beim AWD könnten große Teile der Struktur von Jörg Jacob „mitgehen“, und auch Eugen Bucher hat sehr gute Kontakte zu den Top-Beratern bei MLP. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei MLP schrumpft rapide und damit verschwinden Bestände zur Konkurrenz. Es steht viel Geld auf dem Spiel, sollte es Eugen Bucher schaffen, auch „nur“ 50-100 gute Berater zum Wechsel zu bewegen.

Natürlich gibt man sich bei AWD und MLP gelassen – wie üblich. Doch Branchenkenner warnen davor, die neue Konkurrenz auf die leichte Schulter zu nehmen. Selten hat eine Kombination solch hochkarätiger Führungskräfte so geballt ein neues Projekt in Angriff genommen. Die Umbruchphase in der gesamten Branche ist Grundstein für perfektes Timing. Wenn man als bekanntes Beispiel FiNet betrachtet, wo sich schon weit über 300 Berater zusammengeschlossen haben – großteils ehemalige MLP-Berater auf hohem Niveau – dann darf man gespannt sein, wie die Finanzdienstleistungsbranche in drei bis fünf Jahren aussehen wird.

Laut der Finanzzeitschrift Capital ist MLP ein Übernahmekandidat. Bei Kursen unter 10 Euro erwarten viele Marktteilnehmer rasch ein Übernahmeangebot. Mit dem Weggang weiterer Top-Berater oder gar ganzer Geschäftsstellen ist dies kein unrealistisches Kursziel mehr. Eine weitere Gewinnwarnung nach dem überraschenden Abgang von CFO Nils Frowein ist auch nicht mehr ausgeschlossen. Die Postbank könnte ein Auge auf MLP werfen.

Das Augenmerk richtet sich nun auf das Geschäftsmodell des neuen Finanzdienstleisters – wird es ein Klon des AWD- oder MLP-Geschäftsmodells? Ein weiterer straff geführter Strukturvertrieb? Oder haben die neuen gesetzlichen Vorschriften einen positiven Einfluss auf die Pläne der Gründer? Nähere Details sollen auf der bevorstehenden Pressekonferenz bekannt gegeben werden.

4 Gedanken zu „Entsteht ein neuer „Super-Dienstleister“? Personalschwund bei AWD und MLP

  1. M.Bittrich

    Herr Breitenberger, was spricht dagegen, dass die Firma klein bleibt wie die ehemaligen MLP-Spitzenberater (?) von PlanF in Stuttgart, die sich mit Schilling einen sehr renommierten externen Fondsexperten ins Boot geholt haben?

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  2. andreas

    hallo herr bittrich,
    es bleibt gespannt abzuwarten, ob die vollmundigen eroeffnungssaetze der genannten herren wahr werden.

    zu unterschaetzen ist dies aber nicht. bei plan f haben sich ein „paar“ berater einer erfolgreichen stuttgarter geschaeftstelle von MLP selbstaendig gemacht. hier aber reden wir von top-leuten aus dem management … da steckt mehr cash, know-how und kontakte drin.

    es tut sich was in der branche … wir werden kaum ahnen, wie diese in wenigen jahren aussehen wird.

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