Dramatisch stürzende Kurse, Depots, die minütlich weiter einschmelzen, Indizes weltweit auf Talfahrt – das Vertrauen in die Grundpfeiler unseres kapitalistischen Systems ist in der vergangenen Woche stark beeinträchtigt worden. Und genau das ist viel dramatischer, als die Krise an sich. Der Markt wäre sicher in der Lage, sich selbst zu heilen, gäbe es nicht den menschlichen Faktor des Vertrauens. Wer kann die Spirale nach unten stoppen? Wer bringt Vertrauen zurück? Der Ruf nach staatlichen Eingriffen für den Wiederaufbau des Glaubens in den Markt schallt immer lauter.
Dies ist insofern verständlich, als dass es nicht ausreicht, die Zinsen zu senken und zu hoffen, dass dadurch Kapital in den Markt gespült wird. Das allein reicht nicht, das Misstrauen allerorten einzudämmen. Die neue Liquidität bleibt bei den Banken stecken. Zudem haben wir mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr zugewiesenen Aufgaben inklusive ihrer Selbstdefinition eine weitere Hürde: Die EZB und damit Trichet sind Diener des Monetarismus. Nach mehreren Hyperinflationen weltweit (Deutschland 1920) ist der Fokus deshalb auf Preisstabilität gelegt. Zinssenkungen steigern die Geldmenge und damit die Inflation – denkbar kontraproduktiv für die Preisstabilität.
Werden negative Prognosen zu selbsterfüllenden Prophezeiungen?
Es ist also deutlich zu sehen in diesen Tagen, dass nicht Liquidität das Schlüsselwort ist – davon ist genug vorhanden. Es fehlt die Risikobereitschaft der Banken. Füreinander, für die Privat- und Firmenkunden und zusätzlich auf der anderen Seite das Vertrauen der Kunden in das Bankensystem. In unserem Handelsraum standen die Telefone ein paar Tage fast komplett still. Der ganze Markt sah sich nervös um und wartete ab.
Zusätzlich zu der ohnehin schon angeschlagenen Reputation der Banken kamen in der vergangenen Woche die Stimmen der Konjunkturforscher, die ein düsteres Bild für die Entwicklung der Märkte malen. Hier und da wird sogar schon von Rezession gesprochen. Als Begründung wird angeführt, dass man nicht wisse, wie groß die Krise der Banken wirklich sei und wie lange sie dauern würde. Dies führe zu einem Investitionsrückgang. Und nicht zu vergessen: Dadurch natürlich auch zu Arbeitsplatzverlusten. Eine Frage stellt sich: Ist nicht eben eine solche Prognose der Auslöser für das, was dann folgt – eine sich selbsterfüllende Prophezeiung?
Die sich überschlagenden Nachrichten von Rettungspaketen aus den USA, Europa und auch Japan führten zu Wochenbeginn zu einem freudigen Anstieg der Indizes. Und auch unsere Telefone klingeln wieder. Das Vertrauen kehrt zurück. Alle Rettungspakete sehen nur in geringem Maße direkte Finanzhilfen vor und bieten zum Großteil Sicherheiten in Form von Bürgschaften. In Deutschland geht die Kanzlerin von einer fünfprozentigen Risikoquote aus – immerhin 20 Milliarden. Die darf der Finanzminister dann auch mehr aufnehmen für den Bundeshaushalt. Wenn es so weit kommt.
Auf der anderen Seite müssen sich die Banken die Frage gefallen lassen, wie sie diese Zustände in Zukunft vermeiden wollen. Es ist nicht im Sinne irgendeines Beteiligten am Markt, dass zyklisch Keynesianismus gefordert wird, um Vertrauenstrümmer aufzusammeln und wieder zusammenzusetzen. Und die Politik wird sich die Frage stellen müssen, wer schlussendlich die Zeche zahlen muss und wie wirksam diese Aktionen langfristig sind. Ist eine Eigenkapitalbeteiligung bei den Banken vorgesehen? Dann ist es unerlässlich, dass die Politik auch aufzeigt, wie sie diese nutzen will.
Das Vertrauen kehrt immer langsamer zurück als es verlustig gegangen ist. Doch hoffen wir, dass es bleibt und dass das Bleiben auch berechtigt ist. Und ebenso, wie die Ratingagenturen eine Mitschuld tragen, dass es zu Überbewertungen kam, müssen Medien und Wirtschaftsexperten nun aufpassen, die Hoffnung und das Vertrauen nicht kaputtzureden. Denn davon leben wir alle, sei es der Facharbeiter am Hamburger Hafen oder die Bankangestellte, der Geschäftsführer eines Autohauses oder der Sparkassenanleger.
Der Autor Hendrik Theis ist Gründer und Geschäftsführer des Hanseatic Brokerhouse aus Hamburg. Hier konnten Kunden in Deutschland ab dem Jahr 2000 erstmals über eine hauseigene Plattform eine britische Finanzinnovation namens Contracts for Difference (CFD, auch Differenzkontrakt) handeln. CFDs beziehen sich auf einen Basiswert – Aktie, Index oder Rohstoff – und bilden diesen nahezu 1:1 ab. Anders als im klassischen Brokerage können Sie Titel nicht nur kaufen (Long Trade), sondern auch leer verkaufen (Short Trade), d. h. mit fallenden Kursen gewinnen. Sie profitieren also auch von stürmischen Börsenzeiten. Mehr Informationen unter www.hansetrader.de.
Etwas mehr Vertrauen würde den Märkten sicher gut tun aber das ist ja leichter gesagt als getan. Ich finde die Bürger und die Medien müssen damit anfangen. Die Banken haben ja jetzt auch schon ihre Bürgschaften. Eigentlich stehen die Zeichen für eine Normalisierung nicht schlecht. Die Gespräche der Leute gehen nur noch um die Krise vielleicht ein KOntraindikator?
Auf der einen Seite ist es die pure Panikmache. Alles und jeder noch so kleine Hoffungs-Funke wird kaputt geredet. Allerdings, was auch und möglichst sehr schnell passieren muss. In den Banken muss aufgeräumt werden, mit Managern, falschen Beratern usw. Denn diese tragen einen sehr großen Anteil der Schuld.
Und der Markt wird damit leben müssen, das in naher Zukunft, die Kleinanleger ihr Geld weniger an die Börse bringen.
Stimme zu, dass man die Strukturen verändern sollte. Nur jetzt ist in meinen Augen der denkbar schlechteste Zeitpunkt um staatliche Hilfen an populistische Forderungen und Auflagen zu knüpfen. Erst die Scherben wegkehren, dann sehen, wie man so ein Chaos künftig verhindert. Da ich kurz davor stehe, mit dem kaputtreden anzufangen, höre ich besser auf 😉
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