„Schurkenstaat“ Iran und USA-Kritiker Venezuela haben auf einem gemeinsamen Treffen am vergangenen Wochenende eine „Allianz gegen den Imperialismus“ gegründet. Dabei wollen die Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und Hugo Chavez gemeinsam Staaten der Dritten Welt unterstützen und von den USA unabhängiger machen. Weiterhin regeln mehrere Abkommen Kooperationen in den Bereichen Energie und Wirtschaft. Zukünftig wollen Iran und Venezuela besonders bei der Erdölförderung, der Flugzeug- und Automobilproduktion sowie der Zementproduktion zusammenarbeiten. Nebenbei sprachen sich Ahmadinedschad und Chavez auch für eine Senkung der Fördermengen der Opec-Staaten aus. Beobachter halten diesen neuen Schulterschluss zwischen Venezuela und Iran für sehr bedeutsam. Beide Länder gehören der Opec an und beide Länder verbindet der gemeinsame Hass auf die USA. Neben einer größeren Macht innerhalb der Opec könnte dieses neue Bündnis auch Einfluss auf die Preise anderer Rohstoffe ausüben.
Der geplante Fonds zur Entwicklungshilfe in Ländern der Dritten Welt richtet sich insbesondere an afrikanische Staaten. Gerade auf dem afrikanischen Kontinent finden sich große Rohstoffvorkommen: Neben Diamanten und Gold verfügt Afrika auch über Uran. Auch wenn Iran und Venezuela mit ihrem Dritte-Welt-Fonds nicht sofort und unmittelbar Erfolg haben, so zeigt diese neue Allianz doch eines ganz klar: Die Rivalen von USA, Europa und China um die Vorherrschaft auf dem internationalen Parkett organisieren sich. Das gemeinsame Statement für eine Angebotsverknappung im Rahmen der Opec zeigt, welche Macht beide Staaten innerhalb des Kartells beanspruchen. Die USA erhalten noch immer rund fünfzehn Prozent des importierten Erdöls aus Venezuela. Es scheint, als hätte der Iran in diesem neuen Bündnis eine weitere Trumpfkarte im Konflikt mit den USA gezogen.
Eine kriegerische Intervention gegen Teheran scheint nunmehr für die USA fast unmöglich zu sein. In jedem Fall würde ein Erdöl-Lieferstopp Venezuelas an die Vereinigten Staaten zu stark steigenden Ölpreisen führen. Sorgten Konflikte im Nahen Osten in der Vergangenheit für steigende Ölpreise, so sollten sich ähnliche Probleme künftig sogar noch deutlicher auswirken. Im Erdöl haben Venezuela und Iran ein erstes ernstzunehmendes Druckmittel gefunden – für den Weltmarktpreis für Erdöl kann dieses Bündnis langfristig nur eine weitere Verteuerung bedeuten.
Und wem wollen die Schurkenstaaten ihr Öl verkaufen? Mir scheint das ganze eine ziemlich aktionistische „Drohung“ zu sein, um irgendwie noch den Ölpreis zu stabilisieren. Und überhaupt „Staaten der Dritten Welt von den USA unabhängiger zu machen“ ist einfach grotesk, wenn man die „Wohltäter“ mal sieht – Dikatutren, in denen die Bevölkerung unfrei und äußerst arm lebt. Wie sollen sie da denn helfen?
Chavez hat ja schon ein Programm das „Öl für Bedürftige“ oder ähnlich heißt. Ich glaube auch nicht an Wohltaten, aber wenn der ein oder andere afrikanische Staat mitmacht geht die Rechnung von Iran und Venezuela auf. An USA-kritischen Staatsoberhäuptern mangelt es Afrika ja auch nicht. Dass Demokratie und Bürgerrechte in den meisten Teilen der Welt klein geschrieben werden stört diese „Revolutionäre“ wohl ebenfalls nicht – Hauptsache der Hegemon verliert an Macht.
Mit Irans militärischer und wirtschaftlicher Macht sind sie nicht mehr weit davon entfernt auch international eine größere Rolle zu spielen. Im Nahen Osten haben sie bereits eine klare Vormachtstellung. Wenn diese Macht noch durch weitere Staaten legitimiert wird, wird es schwer gegen den Iran anzugehen. Im Golfkrieg haben wir ja gesehen, dass jeder noch so mickrige Staat den USA zur Koalition der Willigen verholfen hat – zumindest in begrenzter Weise hat dies ja auch für zusätzliche Legitimität gesorgt.