Während der vergangenen Jahren ist Gold unter Anlegern salonfähig geworden. Ein Gold-Anteil von bis zu zehn Prozent am Portfolio sei normal, schreiben selbst etablierte Wirtschaftsmedien. Die große Nachfrage nach dem Edelmetall wird nicht zuletzt durch Zertifikate, Exchange Traded Commodities (ETC) oder so genannte Goldkonten befriedigt. Dabei stellt sich allerdings die Frage, inwiefern dieses verbriefte „Papiergold“ den Ansprüchen sicherheitsorientierter Anleger tatsächlich gerecht werden kann. Ist Gold tatsächlich noch viel knapper, als uns die großen Marktteilnehmer glauben lassen und sind Anlageprodukte auf Gold nur Teil einer großen Manipulation?
Erst in diesem Sommer sorgte ein Deal über 14 Milliarden US-Dollar für Aufsehen: Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BiZ) hat Anfang des Jahres ein so genanntes Swap-Geschäft mit einer Gruppe von Banken getätigt. Dabei haben 380 Tonnen Gold den Besitzer gewechselt. Über die genauen Hintergründe des Geschäfts kursieren mehrere denkbare Szenarien. Eine Erklärung ist, das verschuldete Portugal könnte seine Goldreserven in Höhe von 380 Tonnen zu Geld gemacht haben, um den maroden Haushalt zu sanieren. Andere Stimmen gehen davon aus, die BiZ habe ihre Goldvorräte aufstocken müssen, um im Falle steigender Goldpreise handlungsfähig zu bleiben. Wer Swap-Partner gewesen sein soll und woher das Gold kam, bleibt in diesem Fall ungewiss.
Geschäftsbanken und BiZ: Stehen 380 Tonnen Gold doppelt in den Büchern?
Gold-Experte Adrian Douglas hält es dagegen für möglich, dass Teile des 380-Tonnen-Goldschatzes aus Beständen von Privatbanken stammen und ursprünglich dazu dienen sollten, verschiedene Anlageprodukte auf Gold zu besichern. Er wirft den Banken also vor, die Sicherheiten ihrer Kunden zu Geld zu machen. Doch damit nicht genug: Douglas schließt nicht einmal aus, dass solche Swap-Geschäfte dazu dienen, die vorhandene Goldmenge künstlich aufzublähen und eine riesige „Papiergold“-Blase zu kreieren.
Im Falle des im Sommer bekannt gewordenen 380-Tonnen-Gold-Deals soll das folgendermaßen vonstatten gegangen sein: Großbanken besorgen sich gegen Zahlung von 14 Milliarden US-Dollar 380 Tonnen physisches Gold von einer oder mehreren Zentralbanken. Dieses Edelmetall wird für den selben Betrag scheinbar an die BiZ weiterverkauft. Mit dem feinen Unterschied, dass sich die BiZ mit einer virtuellen Buchung zufrieden gibt und das Recht erhält, künftig 380 Tonnen Gold geliefert zu bekommen. Unterm Strich verfügen nun die beteiligten Großbanken über physisches Gold und die BiZ über virtuelle Goldreserven in selber Höhe.
Was passiert, wenn die „Papiergold“-Blase platzt?
Ob obiges Szenario realistisch ist oder nicht, wird wohl nie abschließend geklärt werden. Dennoch mehren sich die Stimmen seriöser Marktbeobachter, die zwischen Gold und „Papiergold“ eine große Diskrepanz sehen. Jeff Christian vom Vermögensverwalter CPM Gold Group aus New York beobachtet den Rohstoffmarkt seit über 25 Jahren und geht davon aus, dass für jede physisch vorhandene Unze Gold 45 virtuelle Unzen in Form von Derivaten und sonstigen Finanzprodukten existieren.
Selbst wenn dieses Verhältnis statt 1 zu 45 nur 1 zu 3 wäre – was angesichts der großen Anzahl virtueller Anlageformen für Gold nicht unrealistisch ist – würde die plötzliche Nachfrage nach „echtem“ Gold den Goldpreis rapide steigen lassen, meinen Marktkenner: „Sobald diejenigen, die Papiergold-Produkte besitzen, anfangen, echtes Gold nachzufragen, erreicht die Gold-Nachfrage ihren Siedepunkt“, prophezeit John Embry von Sprott Asset Management. „Dies könnte erklären, wieso Geschäftsbanken und die BiZ möglicherweise ein solches Geschäft eingegangen sind – es gibt den Geschäftsbanken die Möglichkeit, durch Goldverkäufe das Unvermeidliche noch etwas hinaus zu zögern“, erklärt der Gold-Experte weiter.
Das Unvermeidliche ist für Gold-Bullen wie Embry ein noch stärker steigender Goldpreis. Dies könnte eintreten, sofern der Umtausch von „Papiergold“ in physisches Gold schleichend erfolgt und große Marktteilnehmer ihren Verpflichtungen durch „echte“ Goldkäufe nachkommen. Für dieses Szenario spricht, dass der Goldmarkt im Vergleich zu anderen Märkten noch immer klein ist und es beim heutigen Goldpreis unwahrscheinlich ist, dass große Marktteilnehmer durch Gold-Geschäfte in Schieflage geraten. Tritt eine solche Schieflage allerdings trotzdem auf und kann ein großer Marktteilnehmer einer „Gold-Schuld“ nicht mehr nachkommen, dürfte der elektronische Handel mit Gold-Futures wegen des Vertrauensverlusts beeinträchtigt werden. Für das Gros der Privatanleger hätte Gold als Anlageobjekt dann einiges an Vertrauen verspielt.
Weit gespannter Lage gibt es bei Silber, wo JP Morgan unrealistisch große Mengen Silber verkaufen versucht, die keineswegs durch die Produktion oder Reserven gedeckt werden können.
Und die Vermutung der Ablenkung durch ETCs und dubiose ETFs ist natürlich korrekt. Ohne solchen Fonds hätte das ganze Betrug schon früher aufgeflogen.
Bitte: sind daher sog. ETF’s nicht mehr sicher?
Müsste man physisches Gold nehmen?
mfg
Welch Frage. Natürlich ist man mit dem Besitz von physischem Gold immer auf der sicheren Seite.
Wer nur die Rechte auf Gold besitzt gerät in Krisensituationen ins Hintertreffen, denn Gold was nicht da ist kann auch nicht geliefert werden.
Gold, das nur in Form von Nullen und Einsen besteht würde mir auch kein sicheres Gefühl einer wirklichen Anlage geben.