„GB Mining ist der neueste Star unter den Phosphat-Aktien!“ Mit diesen Worten wandte sich im Mai der kostenlose Aktien-Newsletter „Börse Inside“, welcher bereits durch Empfehlungen von Aktien wie Powerbags eine zweifelhafte Bekanntheit erlangt hat, an Privatanleger und verschaffte sich prompt Gehör: Überzeugte Käufer sorgten für Kurse um sechs Euro und „Börse Inside“ lieferte den Anteilseignern zuversichtliche Prognosen über eine der, so der Newsletter wörtlich, „heißesten Neuemissionen im hochexplosiven Bereich der Phosphat-Aktien“. Heute notiert die Aktie von GB Mining deutlich unter einem Euro. Was ist geschehen?
GB Mining startete im Mai unter optimalen Bedingungen an die Börse: Öl eilte von Rekord zu Rekord und die steigenden Nahrungsmittelpreise erreichten die Massenmedien. Kein schlechtes Umfeld für eine Gesellschaft, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, Phosphate zur Herstellung von Kunstdünger im westafrikanischen Guinea-Bissau zu fördern. Mit 62 Prozent sei man an einem „riesigen Phosphat-Projekt“ beteiligt, so „Börse Inside“ im ersten Newsletter zu GB Mining.
Zweifelhafter Deal mit chinesischem Investor
Dennoch sollte die Aktie nicht mehr annähernd zu Preisen im Bereich der Erstnotiz den Eigentümer wechseln. Bereits Ende Mai kamen in Anlegerforen Gerüchte auf, wonach GB Mining kein rechtmäßiger Eigentümer der Phosphat-Liegenschaft sei. GB-Mining-CEO Reto Hartmann, dem in der Schweiz nachgesagt wird, in seiner Manager-Karriere bereits mehrere Posten Hals über Kopf verlassen zu haben, beschwichtigte in einem Interview mit „Börse Inside“: „GB Mining verfügt über die einzige und das gesamte Abbaugebiet umfassende Lizenz zur Phosphate-Gewinnung in Guinea-Bissau.“ Der Aktienkurs schenkte dem Manager allerdings nur wenig Glauben und steuerte auf die Ein-Euro-Marke zu.
Als der Aktie von GB Mining bereits ein Ende als Pennystock zu drohen schien, überraschte die Gesellschaft im August mit einer Meldung, welche angesichts des mittlerweile schwachen Marktumfeldes von vielen Beobachtern angezweifelt wurde. GB Mining vermeldete den Verkauf ihres Anteils an der Phosphat-Liegenschaft an einen chinesischen Investor für 150 Millionen Euro. „Bei 15 Millionen Aktien entspricht dies einem Betrag von 10 Euro pro Aktie“, rechnete „Börse-Inside“ vor.
GB Mining widerspricht Marktgerüchten – Zweifel bleiben
Trotz aller Begeisterung von „Börse Inside“ erreichte die Aktie bereits am Tag der Veröffentlichung des Newsletters ein neues Zwischenhoch und verlor anschließend weiter an Wert. Die Gerüchte über ungeklärte Eigentumsverhältnisse hielten sich weiterhin hartnäckig in Anlegerforen und gipfelten in einer vermeintlichen Bekanntmachung der Regierung von Guinea-Bissau, wonach sämtliche Verträge zwischen GB Mining und dem Staat gekündigt worden seien. GB Mining reagierte ihrerseits mit einem Dementi und der Behauptung, die Bekanntmachung entspräche nicht der offiziellen Position der Regierung.
Mittlerweile hat „Börse Inside“ sogar ein vermeintliches Regierungsdokument präsentiert, welches das Dementi von GB Mining stützt. Noch am Montag hatte das GB-Mining-Management in einer von „Börse Inside“ angekündigten „Telefonkonferenz“ zum Preis von 0,99 Euro pro Minute die weitere Strategie des Unternehmens vorgestellt. Die gefrusteten Anleger scheint dies indes nicht mehr zu interessieren – die Aktie von GB Mining stürzte gestern erneut unter die Marke von einem Euro. Das reicht nicht einmal für eine Minute Telefonkonferenz.
Hallo,
habe soeben diesen Artikel gelesen und möchte dazu ein kurzes Statement hinterlassen. Ich habe heute mit der zuständigen Botschaft telefoniert und dort ist man sehr zuversichtlich, daß gb mining die Lizenz behält. Anscheinend war der Minister, der die Kündigung aussprach, nicht berechtigt dazu. Ausserdem wurde aus fadenscheinigen Gründen gekündigt. GB mining erbringt der Regierung gegenüber gerade den Nachweis für die weitere Finanzierung des Projektes, indem man einen Vertrag mit chinesischen Investoren vorlegt. Ausserdem hat sich anscheinend auch schon der Präsident Guinea-Bissaus diesbezüglich geäußert und eine Berichtigung, in der die Lizenzrechte bestätigt werden, soll umgehend folgen.
Gruß,
R. Kienzle
Dieses Statement weckt Hoffnung, mehr aber auch nicht. Die Aktionäre von GB Mining schwanken seit Monaten zwischen Hoffen und Bangen. Es wird Zeit, dass endlich Fakten geschaffen werden. Selbst wenn die Sache aus der Welt geräumt würde, blieben Zweifel an GB Mining und den beteiligten Behörden zurück.
Jetzt auch noch ein Putsch in Guinea:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598109,00.html
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