Sinkender Alkoholkonsum auf der Insel: Pub-Betreiber Punch Taverns pessimistisch

Briten schauen nicht mehr so tief ins Glas (Foto:Morguefile)“What shall we do with a drunken sailor / Early in the morning?”- Betrunkene Seeleute am Morgen sind schon längst nicht mehr das größte Alkoholproblem der Briten: Vielmehr haben das 2007 in Großbritannien eingeführte Rauchverbot in Kneipen und Restaurants, die Anhebung der Getränkesteuer sowie die Rezession der vergangenen zwei Jahre den Alkoholkonsum der einst so trinkfreudigen Briten derart stark gesenkt, dass die traditionellen Pubs im Königreich mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Auch Pub-Betreiber wie Punch Taverns spüren die Flaute.

Die neuen Trinkgewohnheiten der Inselbewohner gefährden dabei die Existenz kleiner Kneipenwirte und großer börsennotierter Pub- und Restaurant-Betreiber gleichermaßen und sorgen für Katerstimmung in der gesamten Branche. Nach Angaben der British Beer & Pub Association (BBPA) sank der Alkoholkonsum pro Kopf allein im vergangenen Jahr um sechs Prozent. Lediglich die Fußballweltmeisterschaft konnte im Sommer 2010 diese Entwicklung aufhalten und den Getränkeumsatz in den rund 52.500 noch existierenden britischen Pubs vorübergehend ankurbeln.

Punch Taverns: Expansion auf Pump – wer zahlt die Zeche?

Der britische Branchenführer Punch Taverns präsentierte zuletzt dennoch tiefrote Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2009/2010. Neben dem sinkenden Bierabsatz belasten das Unternehmen auch hohe finanzielle Altlasten, denn Punch Tavern war zwischen 2003 und 2006 noch von einer positiven Entwicklung der britischen Gastronomiebranche ausgegangen und hatte in diesem Zeitraum eifrig expandiert und entsprechende Schulden angehäuft: 2003 wurde der britische Mitbewerber Pubmaster für 1,2 Milliarden Pfund (davon eine Milliarde Pfund übernommene Schulden) geschluckt, 2004 folgte der Kauf von InnSpired für 593 Millionen Pfund (einschließlich der Übernahme von 258 Millionen Pfund Schulden sowie 1064 zusätzlichen Pubs), und 2005 erwarb Punch Taverns schließlich das eigens im Jahr 2002 ausgegliederte Unternehmen Spirit Group für einen Rekordpreis von 2,69 Milliarden Pfund (davon 1,25 Milliarde Pfund übernommene Schulden) und erhöhte seinen Kneipenbestand somit abermals um 1800 Pubs.

Die Einkaufstour machte das 1997 gegründete Unternehmen nicht nur zum größten Pub-Betreiber Großbritanniens, sondern auch zu einem hochverschuldeten Unternehmen, das seine Pubs nun wieder kontinuierlich veräußern muss: Die Zahl der mehrheitlich an externe Gastronomen vermieteten Kneipen schrumpfte bereits in den vergangenen drei Jahren von 7500 auf zuletzt 6700. Und die aktuelle Prognose des Managements gibt ebenfalls wenig Hoffnung auf ein Wachstum der britischen Trinkkultur: Mittelfristig plant das Unternehmen einen weiteren Abbau der Kneipenzahl auf insgesamt 4700.

Zwar konnten im Geschäftsjahr 2009/2010 auch die Nettoverbindlichkeiten um 322 Millionen auf nunmehr 3,143 Milliarden Pfund und der Vorsteuerverlust nach Sonderfaktoren von 406 Millionen im Vorjahr auf 160 Millionen Pfund gesenkt werden. Doch trotz der leichten Geschäftsbelebung im vierten Quartal 2010 bleiben die Prognosen des Managements pessimistisch: „Obwohl uns die jüngste Entwicklung sowohl bei den vermieteten als auch bei den selbst geführten Betrieben durchaus zuversichtlich stimmt, bleibt das Geschäftsumfeld überaus schwierig, und in vielen unserer Geschäftsbereiche besteht weiterhin großer Optimierungsbedarf“, erklärte CEO Ian Dyson in einer aktuellen Pressemitteilung des Pub-Betreibers.

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