Am vergangenen Donnerstag hat Pulsion seine Bilanz für 2007 veröffentlicht. Die Geschäftszahlen waren – mit Ausnahme des Nettoergebnisses, wo es aufgrund von Steuereffekten einen Rückgang gab – bereits bekannt und somit kein Aufreger mehr. Der Geschäftsbericht enthält aber doch einige interessante Fakten, die für eine rosige Zukunft unseres Depotwerts sprechen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
Entscheidend für die weitere Entwicklung des Unternehmens, das sich auf Geräte für die Überwachung der Herz-Kreislauf-Funktion bei Schwerkranken spezialisiert hat, ist ein erfolgreicher Markteintritt in den USA, dem mit einem Anteil von 55 Prozent wichtigsten Medizintechnik-Markt weltweit. Bislang ist man in den Vereinigten Staaten faktisch nicht vertreten (während der Marktanteil in Europa bei über 40 Prozent liegt). Der Grundstein für einen Erfolg auch in Übersee wurde aber in 2007 gelegt, so dass das abgelaufene Jahr trotz ungewohnt geringem Wachstum als gutes Jahr gesehen werden muss: Mit PiCCO2 hat man eine Nachfolgeversion für die bestehende Monitoring-Plattform erfolgreich am Markt platziert und die FDA-Zulassung erhalten. Das neue Modell besticht nicht nur mit einer einfacheren Bedienerführung, sondern vereinigt mehrere Technologien, die es Pulsion ermöglichen, das etablierte Geschäftsmodell zu erweitern.
Zur Erinnerung: Pulsion verdient kaum an den abgesetzten Monitoren. Stattdessen stammen rund 80 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf von Einmalartikeln wie Sonden und Katheter, die als Verbrauchsmaterial beim Betrieb der Überwachungssysteme benötigt werden. Ziel muss es also sein, die Zahl der installierten Module zu erhöhen, um sich damit laufende Einnahmen zu sichern. 2007 wurde die Zahl der allein stehenden PiCCO-Monitore um 14 Prozent auf über 5000 ausgebaut. Dazu gibt es über 10.000 Module, die in Geräten von Kooperationspartnern integriert sind. Die geplante Kooperation mit GE Healthcare könnte die Zahl der installierten PiCCO-Module ab 2008 deutlich erhöhen. Eine Absichtserklärung zur Lizenzierung der Technologie an die General Electric-Tochter wurde bereits unterzeichnet. Gelingt der Deal, wäre man bei allen bedeutenden Medizintechnik-Herstellern an Bord.
Neben PiCCO2 hat man mit ICG-Pulsion ein weiteres chancenreiches Produkt im Portfolio. Das Diagnostikum, das hauptsächlich in der Augenheilkunde und Neurochirurgie eingesetzt wird, wurde ebenfalls im vierten Quartal in den USA zugelassen. Auch an der Kostenschraube wird gedreht: Durch den Aufbau eines neuen Produktionsstandorts soll die hohe Bruttomarge (zuletzt 73 Prozent) gehalten werden, selbst wenn es zu stärkerem Wettbewerbsdruck kommt.
Mit der neuen PiCCO-Technologie, der Zulassung des Diagnostikums ICG-Pulsion sowie der beabsichtigen Zusammenarbeit mit GE Healthcare hat unser Musterdepotwert also die Weichen für langfristig hohes Wachstum gelegt. Die Prognosen des Managements fallen entsprechend ambitioniert aus. Für das laufende Jahr soll der Umsatzzuwachs zwischen 20 und 30 Prozent, die EBIT-Marge 15 Prozent erreichen. Bis 2010 wird ein Umsatz von 100 Millionen Dollar (entsprechend rund 65 Millionen Euro) angestrebt. Das entspreche einem weltweiten Anteil am adressierten Markt von 20 Prozent. Die EBIT-Marge soll dann auf über 20 Prozent klettern.
Wir sind bei unseren Prognosen betont konservativ (lassen und aber gern positiv überraschen) und gehen von Zuwachsraten von 20 Prozent und einer operativen Marge von 14 (2008) bzw. 15 (2009) Prozent für die nächsten Jahre aus. Selbst auf dieser Basis ergibt sich ein Potenzial für die Aktie bis über sieben Euro.
Global Performance Empfehlung: KAUFEN
2007 | 2008¹ | 2009¹ | |
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Umsatz | 28,3 Mio. Euro | 34 Mio. Euro | 41 Mio. Euro |
EPS | 0,26 Euro | 0,38 Euro | 0,46 Euro |
KGV | 21 | 14 | 12 |
¹) Erwarteter Umsatz bzw. EPS |
Über den Autor:
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Wachstumswerte-Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von mehr als 24 Prozent – obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes fällt.
Interessanter Artikel und ein gutes Thema. Ist es denn üblich, dass Hersteller von Medizintechnik hochwertige Produkte fast ohen Gewinn verkaufen um an Folgeaufträge bei Einmalartikeln zu kommen? Können diese Artikel nicht auch von anderen Unternehmen passend hergestellt werden oder ist das lizenzrechtlich geregelt?
ein ähnliches (und überaus erfolgreiches) Geschäftsmodell betreibt Gilette: Hier werden die Rasierapparate günstig verkauft, die Klingen sind dann teuer. Vergleichbar sind auch die Hersteller von Druckern, die hauptsächlich Geld mit Tinte bzw. Toner verdienen.
Pulsion verfügt über ein breites Portfolio an Patenten (per 31.12.2007: 156), u.a. auch auf Einmalartikel. Zudem kann man ein solches Geschäftsmodell auch über Abnahmeverpflichtungen sichern.
Danke für die Hinweise. Ich dachte beim medizinischen Geräten immer an sehr teure Hochtechnologie. Scheinbar ist im Vertrieb von Pulsion ja auch alles in Ordnung sonst wären die Prognosen nicht so günstig.An die Abnahmeverpflichtungen hatte ich auch nicht gedacht, jetzt bin ich schlauer! MfG, A.Leib
Infolge des immensen Kostendrucks im deutschen Krankenhaussektor, DRG`s, höherer Investitionen der Klinken, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auch nur mässiger Gewinne bleibt der medizintechnischen Industrie oftmals nichts anderes übrig, als hochtechnische Geräte kostenfrei den Kliniken zu überlassen und im Folgenden ihre Gewinne mit Verbrauchsartikeln zu gestalten!
Die Industrie kann sich schon glücklich schätzen wenn ein Klinikkunde einem Mietkauf, Leasing oder Zielkauf zustimmt.
Grundsätzlich ist diesem „Überlassungsprozedere“ auch nichts Negatives oder Nachteiliges nachzusagen, es ist ein seit langen Jahren übliches Geschäftsmodell.
Sogenannte Abnahmeverpflichtungen sind zwiespältig zu betrachten. Solche werden zwar im Rahmen von Vereinbarungen zw. Klinik und Handel unterzeichnet, bedeuten aber keine rechtliche Bindung. So geschieht es durchaus, dass, sollte zum „Leihmonitor“ adäquates Equipment eines „Fremdanbieters“ kompatibel -und günstiger- sein, der Kunde dahin umstellt, ohne sich an Abnahmeverpflichtungen zu halten. Dies ist ein übiches Prozedere der Kliniken…, nach dem Motto: …dumm für Dich gelaufen…, wir müssen sparen!
Ein Unternehmen wie Pulsion wird sich diesem Geschäftsmodell sicher weiter stellen. Gerade im Segment hämodynamisches Monitoring und Perfusionsdiagnostik ist ein stetiges Wachstum vorprogrammiert. Insbesondere der Bereich Perfusionsdiagnostik scheint eine große Zukunft zu haben, da invasive Techniken, sowohl im operativen wie auch diagnostischen Bereich, einem stetigen Wachstum unterliegen.