Der deutsche Sport- und Modeartikelhersteller Puma verdächtigt seine griechischen Joint-Venture-Partner der systematischen Veruntreuung und Hinterziehung von Unternehmensgeldern in Millionenhöhe. Insgesamt rechnet der Konzern aufgrund der kriminellen Machenschaften des Managements der griechischen Tochtergesellschaft Puma Hellas mit Abschreibungen von rund 115 Millionen Euro.
Das Geschäftsergebnis für das Jahr 2010 wird durch die Unregelmäßigkeiten beim Griechenlandgeschäft voraussichtlich mit rund 15 Millionen Euro belastet. Die restlichen rund 100 Millionen Euro betreffen vornehmlich die Jahre 2008 und 2009. Allerdings werden im vierten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres weitere Kosten von 15 Millionen Euro verbucht, die Puma für die Restrukturierung der griechischen Landesgesellschaft aufwenden muss. Als neuer Griechenland-Chef wurde nach Aussage der Konzernführung in Herzogenaurach bereits Miguel Andrade eingesetzt, der zuvor als Frankreich-Chef und seit 2006 als Geschäftsführer der European Economic Area (EEA) für den Puma-Konzern arbeitete.
Betrugsskandal überschattet positives Quartalsergebnis
Die Fehlbeträge beim griechischen Joint-Venture-Partner wurden im Rahmen einer internen Sonderprüfung aufgedeckt und später von der unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bestätigt. Einer aktuellen Mitteilung zufolge haben Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns bereits beschlossen, „alle zivil- und strafrechtlichen Ansprüche der PUMA Hellas S.A. und der PUMA AG gegen den Minderheitsgesellschafter des griechischen Joint Ventures und Mitglieder des griechischen Managements geltend zu machen“.
Die unheilvolle Botschaft über die Sonderbelastungen durch das vermeintlich betrügerische Vorgehen des griechischen Joint-Venture-Partners verkündete Puma rund 24 Stunden vor Veröffentlichung des turnusmäßigen Quartalsberichts mit einem entsprechenden Hinweis auf den Folgetag: „Der Zwischenbericht zu den Geschäftsergebnissen des dritten Quartals, der am 26. Oktober veröffentlicht wird, wird auf den Sachverhalt entsprechend hinweisen“.
Trotz guter Zahlen: Stimmung unter Aktionären getrübt
Ob eine konkrete Kommunikationsstrategie hinter diesem Vorgehen steht, ist nur schwer zu erkennen. Deutlich wurde derweil, dass die Investoren und Analysten die Bekanntmachung der Millionenabschreibungen am Vortag des Quartalsberichts bereits durchaus zur Kenntnis genommen hatten und die Aktie zwischenzeitlich mit einem entsprechenden Minus von über vier Prozent gehandelt wurde, während die Veröffentlichung der positiven Quartalsergebnisse am Folgetag kaum noch Anleger beeindruckte.
Dabei steigerte der Konzern seinen Umsatz im dritten Quartal immerhin um 16,5 Prozent auf 784,3 Millionen Euro, das operative Ergebnis vor Sondereffekten um 15,3 Prozent auf 113 Millionen Euro und den Gewinn je Aktie von 4,50 auf 5,16 Euro. Darüber hinaus will das Management den Konzernumsatz bis zum Jahr 2015 auf über 4 Milliarden Euro steigern. Doch selbst mit diesem ehrgeizigen Ziel konnte das Puma-Management kein Freudenfest mehr unter den Börsianern auslösen.