Die Redaktion des Börsenbriefs Rohstoffraketen sieht den jüngsten Kurseinbruch bei russischen Rohstoff-Produzenten als Chance. Ähnlich wie bereits bei Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowski, wird Igor Sjusin, dem Hauptaktionär des größten Kohleförderers Mechel vorgeworfen, an eine Tochtergesellschaft in der Schweiz Kohle zu einem Viertel der Weltmarktpreise verkauft zu haben. Anschließend soll der Energieträger zu regulären Preisen weiterverkauft worden sein.
Der hierdurch entstandene Steuerausfall für den russischen Staat erzürnte Ministerpräsident Wladimir Putin, der dem herzkranken Kohle-Milliardär im Geheimdienstjargon geraten hat, diese Praxis künftig zu unterlassen: „Sonst müssen wir einen Doktor schicken, der alle Probleme lösen wird!“ Aus Sorge vor weiteren Enteignungen wie bereits bei Yukos, zogen ausländische Investoren ihre Mittel aus russischen Gesellschaften ab und sorgten so für deutliche Kursverluste.
Unterstützt wird diese Panik zusätzlich durch den Umstand, dass Robert Dudley, CEO des britisch-russischen Öl-Joint-Ventures TNK-BP, Russland fluchtartig verlassen musste, nachdem seine Arbeitserlaubnis abgelaufen war. Nach seiner Rückkehr warf Dudley den kreml-treuen russischen Oligarchen Michail Friedman, Viktor Wechselberg und Len Blavnik, welche zur Hälfte an dem Öl-Projekt beteiligt sind, massive Schikanen bis hin zur Erpressung vor.
Der Börsenbrief Rohstoffraketen geht dennoch davon aus, dass Rohstoff-Gesellschaften, welche sich an russische Gesetze und Gepflogenheiten halten, schon bald mit Erleichterungen zu rechnen haben und die derzeitigen Tiefstkurse daher Möglichkeiten zum Einstieg in russische Rohstoff-Blue-Chips bieten. Insbesondere die Aktien von Gazprom, Norilsk Nickel, Lukoil, Rosneft oder Novolipetsk Steel sind nach Einschätzung der Redaktion Favoriten bei einer Erholung am Rohstoffmarkt.