Aktie der Woche ist ohne Frage das Papier des Solarzellenherstellers Conergy: Annähernd 100 Prozent konnten Anleger mit dem Pennystock binnen weniger Tage verdienen. Grund für die Kursexplosion war einerseits die Zulassung einer Klage gegen einen Zulieferer sowie ein neuer Auftrag. Inzwischen hat sich die Conergy-Aktie allerdings bereits deutlich von ihren Höchstkursen um 1,20 Euro verabschiedet und pendelt um 0,85 Euro – noch immer rund 20 Cent über den Kursen zu Beginn der Woche. Doch sollen die Kursgewinne des angeschlagenen Solarzellenherstellers nicht über die Probleme der gesamten Branche hinwegtäuschen.
Zwar gewinnen Q-Cells und auch Solarworld heute mehr als 3,5 Prozent, doch sehen Analysten den Preiskampf unter Solarzellenherstellern zunehmend skeptisch – ein Umstand, den auch Aktionäre von Conergy nicht außer Acht lassen sollten. Schließlich gilt das Hamburger Unternehmen im Vergleich mit Solarworld und Q-Cells als eher gering kapitalisiert.
Analysten sind bei Solarwerten skeptisch
Insbesondere die Konkurrenz aus Fernost belastet die Margen deutscher Hersteller. Die asiatische Konkurrenz fertigt Solarmodule teilweise 30 Prozent günstiger und nutzt diesen Vorteil, um aggressiv Marktanteile zu gewinnen. Da gleichzeitig für Hersteller wie Q-Cells, Solarworld, Solon oder Conergy staatliche Subventionen gesetzlich geregelt schwinden, stehen deutsche Solarunternehmen unter Rationalisierungsdruck: Mittels Senkungen der Personalkosten sowie einer effektiveren Produktion sollen die Wettbewerbsnachteile im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz abgebaut werden.
Ob diese Maßnahmen allerdings gelingen, steht für zahlreiche Marktbeobachter in den Sternen. Nicht umsonst senkten Analysten die Kursziele für deutsche Solarzellenhersteller in dieser Woche teilweise deutlich: Die NordLB sieht Solarworld nach zuvor 20 Euro nun bei 16 Euro, die CreditSuisse erwartet nach 14,30 Euro nun gar lediglich Kurse um 13,60 Euro für die Aktie des Branchenprimus. Auch bei Q-Cells bleiben Analysten skeptisch: Equinet erwartet Kurse um 10 Euro und sieht einen „hohen Preisdruck“ bei gleichzeitig „schwacher Nachfrage“, so die Analysten. Unter anderem belaste das mögliche Aus des Solarpark-Projekts mit MEMC den Ausblick für Q-Cells. Auch das krisengeschüttelte Unternehmen Solon steht scheinbar vor einer schweren Zukunft: Die HSBC bewertete Solon mit „untergewichten“ und legte das Kursziel auf 7,50 Euro fest. Die Liquiditätslage des Unternehmen sei „weiterhin besorgniserregend“.
Solar-Anleger sollten sich in Geduld üben
Da viele Analysten die Beobachtung der Conergy-Aktie mittlerweile eingestellt haben, gibt es hierzu von großen Banken wenig Kommentare. Lediglich kleinere Analystenhäuser mahnen die Aktionäre von Conergy weiterhin zur Vorsicht. Der jüngste Erfolg vor Gericht sei nicht mehr als ein Teilerfolg. Die hohen Kursgewinne in dieser Woche seien daher kaum gerechtfertigt, schreibt beispielsweise Equinet in einem Kommentar von dieser Woche.
Der gesamte Solarsektor befindet sich in einer schwierigen Situation. Bei einigen Unternehmen wie Solon und Conergy kommt zusätzlich zur schwachen Marktlage noch eine von manchen Beobachtern als bedrohlich eingeschätzte Liquiditätslage hinzu. Auch charttechnisch befinden sich bis auf den „Zocker-Titel“ Conergy die meisten Papiere in einer eher durchwachsenen Lage. Anleger sollten daher abwarten, wie sich die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen deutscher Hersteller auswirken oder gleich ein Auge auf Solarzellenhersteller aus China werfen.