Die Aktionäre des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor sind schlechte Nachrichten über ihr Unternehmen seit Jahren gewohnt. Nun scheint sich die Situation des Essener Konzerns allerdings zuzuspitzen: Medien berichten, ein Lieferant von Arcandor habe seine Leistungen eingestellt, weil in der Vergangenheit keine Rechnungen bezahlt wurden. Mittlerweile soll sich der Aufsichtsrat des Konzerns sogar auf eine außergewöhnliche Sitzung am kommenden Sonntag geeinigt haben, berichtet das österreichische Wirtschaftsblatt. Beobachter sind sich seit Wochen einig, dass Arcandor offenbar kurz davor steht, Staatshilfen zu beantragen. Nun hat ein Arcandor-Sprecher den dringenden Kapitalbedarf des Unternehmens bestätigt: Bis Juni müssen Kredite über 950 Millionen Euro refinanziert werden. Zusätzlich bestehe ein Kapitalbedarf von 900 Millionen Euro. Arcandor will sich nun an den Bund wenden.
Im Superwahljahr verspricht ein solcher Plan durchaus Aussicht auf Erfolg. Bereits im April hatte Arcandor-CEO Karl-Gerhard Eick ein Überleben seines Unternehmens ohne Staatshilfen infrage gestellt und angekündigt, das Unternehmen künftig neu auszurichten und sich von der Premium-Strategie mit Luxus-Kaufhäusern zu verabschieden. Insbesondere durch die Neuausrichtung zur Mittelschicht wurden nach Einschätzung von Beobachtern schon damals die Voraussetzungen für Staatshilfen geschaffen.
Die Aktie des Handels- und Touristikkonzerns verlor gestern rund 15 Prozent ihres Wertes und beendete den Höhenflug der vergangenen Wochen abrupt. Auch in den ersten Handelsminuten am Dienstag gab die Aktie weiter nach. Ein öffentliches Gezerre um Staatshilfen könnte die Aktie weiter belasten und in die Nähe ihres Jahrestiefs bei 1,20 Euro drücken. Arcandor-Konkurrent Metro mahnte bereits an, mögliche Staatshilfen gingen zu Lasten der profitabel arbeitenden Konkurrenz. Diesem Argument stehen 53.000 Arcandor-Mitarbeiter sowie der Wille der Politiker gegenüber, sich im Superwahljahr als Retter zu inszenieren. Das Gezerre um Arcandor dürfte nun erst richtig losgehen.
Update
Arcandor hat mittlerweile dementiert, Probleme mit Lieferanten zu haben.
und wer hilft hertie????
Und wer Woolworth?
Für Hertie gibt es scheinbar wieder Hoffnung:
http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/hertie-macht-sich-wieder-hoffnungen/
Habe auf die Schnelle nur die Taz dazu gefunden 😉
Kaufe jetzt auf Malle eine Villa – kann ich zwar nicht bezahlen;
aber wozu gibt´s denn Staatshilfen?
Was sind das für Zeiten, in denen Manager für Misswirtschaft noch
überhöhte Prämien kassieren? Die werden noch dafür belohnt, dass
sie die Karre an die Wand fahren. Ein ganz „normaler“ Arbeitnehmer
wird fristlos gekündigt – andere erhalten dafür Prämien und Abfindungen.