In Asien wird gerne Reis gegessen. Doch genau wie auch im Europa des 20. Jahrhunderts mit zunehmendem Wohlstand der Appetit auf exotische Speisen zugenommen hat, sorgt auch der Boom in Asien für eine Veränderung der Essgewohnheiten. Wohlhabende Chinesen begeistern sich bereits heute für Fleisch, Kaffee, Milch und Schokolade. Setzt sich dieser Trend bei weiter steigenden Wachstumsraten in Asien durch, entsteht dort ein enormes Nachfrage-Potential für regenerative Rohstoffe.
Doch nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung von Schwellenländern sorgt für eine steigende Nachfrage für nachwachsende Rohstoffe wie Weizen, Mais, Soja oder Zucker: Die stetig wachsende Weltbevölkerung steigert die Nachfrage unabhängig von der ökoniomischen Entwicklung. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass nachwachsende Rohstoffe innerhalb der vergangenen Monate zu einem der bevorzugten Investment-Themen geworden sind. Einige Experten sehen die wichtigsten Getreidearten wie Weizen und Mais bereits vor Kursaufschlägen zwischen achtzig und einhundert Prozent.
Hinzu kommt, dass das bereits durch hohes Bevölkerungswachstum in ärmeren Regionen der Welt stark nachgefragte Getreide in Amerika und Europa zur Energiegewinnung genutzt wird. Steigende Öl- und Gaspreise haben in den Industrieländern einen Paradigmenwechsel ausgelöst: Innovative Energiequellen sollten möglichst regenerativ sein. Die wirtschaftliche Prosperität in Asien, das weltweite Bevölkerungswachstum und die Konsequenzen aus den steigenden Energiepreisen haben sich für nachwachsende Rohstoffe zu einer explosiven Mischung vereint. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre hat sich der Preis für ein Scheffel Weizen mehr als verdreifacht. Gleichzeitig haben die Lagerbestände um annähernd zwei Drittel abgenommen.
Neben der vielversprechenden Nachfragesituation ist die Angebotsseite bei regenerativen Rohstoffen immer wieder von externen Schocks bedroht. Vor allem Umwelteinflüsse spielen bei landwirtschaftlichen Produkten eine Rolle. Die innerhalb der vergangenen Jahre deutlich gestiegenen Risiken für Unwetter und Naturkatastrophen wirken sich auch auf Agrarprodukte aus. Schnell können Wetterkapriolen zu Ernteausfällen führen und die Preise für nachwachsende Rohstoffe weiter treiben.
Investments in regenerative Rohstoffe oder Soft Commodities können mittels Zertifikaten erfolgen. Verschiedene Emittenten bieten mittlerweile entsprechende Produkte an. Neben Hebelzertifikaten auf einzelne Rohstoffe wie Weizen oder Orangensaft fassen Basket-Zertifikate mehrere Rohstoffe zusammen und sorgen so für die Streuung des Risikos. Als Grundlage bietet sich hier der S&P-GSCI-Agriculture-Total-Return-Index an, in dem die wichtigsten Agrarrohstoffe zusammengefasst werden. Gewichtet sind in diesem Index Weizen mit 22,95 Prozent, Kansas-Weizen mit 9,19 Prozent, Mais mit 22,42 Prozent, Sojabohnen mit 14,64 Prozent, Baumwolle mit 9,24 Prozent, Zucker mit 12,21 Prozent, Kaffee mit 7,13 Prozent und Kakao mit 2,22 Prozent. Doch auch die Hersteller von Erntemaschinen oder Düngemittel profitieren vom Boom der Soft Commodities: Unternehmen wie K + S, John Deere, AGCO oder CNH Global konnten ihren Börsenwert innerhalb der vergangenen Monate teilweise deutlich steigern.
Das Investment in nachwachsende Rohstoffe kann auch direkt über Aktien erfolgen. Da sind einmal die Bioenergie-Firmen. Aber es gibt auch Werte, die sich im Bereich der stofflichen Nutzung der Nawaros bewegen. Zu nennen sind z.B. die Firma Steico (Hanf) und Asian Bamboo (Bambus) oder Beteiligungsfirmen, die partiell in diesem Bereich agieren New Value hat eine Beteiligung an einer Schmierstofffirma, die Öle aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt und vertreibt und Low Carbon Accelerators, die die größte britische Hanffirma finanziert.
Klaus-Martin Meyer