Die Solarbranche hat ihren ersten Skandal: Reinecke + Pohl räumte am vergangenen Wochenende Unregelmäßigkeiten im zweiten Quartal dieses Jahres ein. So sollen Umsätze in Höhe von 1,8 Millionen Euro verbucht worden sein, für die keine Aufträge existierten. Weitere Umsätze in Höhe von 3,2 Millionen Euro müssen auf Grund von Rechnungslegungsfehlern korrigiert werden, so Medienberichte. In Folge der Querelen um schlechte Zahlen trat Vorstandssprecher Schulz-Colmant zurück. Bereits vor einigen Wochen hatte Reinecke + Pohl eine Gewinnwarnung veröffentlicht und darin angekündigt, dass das Unternehmen die angestrebten Ziele bei Umsatz und Gewinn im Jahr 2006 nicht erreichen könne. Die neuerliche Hiobsbotschaft ist ein weiterer Schlag für Aktionäre: Innerhalb nur eines Monats hat sich die Aktie fast halbiert. Noch vor Monaten schwamm das Unternehmen gemeinsam mit anderen Hoffnungsträgern der Solarbranche auf der Erfolgswelle und konnte seinen Kurs mehr als verdreifachen.
Doch gab es bereits in Zeiten der Euphorie kritische Stimmen zum Geschäftsmodell des Unternehmens: Vereinzelt wurde Reinecke + Pohl sogar als „Mode-IPO“ bezeichnet. Nicht nur die jüngsten Kursverluste, sondern vor allem die Unregelmäßigkeiten bei den veröffentlichten Zahlen rücken das Unternehmen und indirekt auch die gesamte Branche in ein schlechtes Licht. Kommen bei weiteren Solartiteln Unregelmäßigkeiten zu Tage, dürften sich einige Anleger an die unrühmlichen Zeiten des Neuen Marktes erinnert fühlen und der gesamten Branche zukünftig deutlich kritischer gegenüberstehen. Noch ist Reinecke + Pohl glücklicherweise ein Einzelfall. In Anbetracht des großen „Finanzierungsdrucks“, der auf Unternehmen aus Trendbranchen vor einem Börsengang lastet, sind weitere Negativschlagzeilen aus diesem Sektor jedoch nicht ausgeschlossen.
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