Der Titel klingt nach Verschwörung. Er verspricht Spannung und Geheimnis. Es dreht sich bei „Das Silberkomplott“ allerdings nicht vordergründig um das Edelmetall, sondern um Geldsysteme. Der inzwischen verstorbene Experte Reinhard Deutsch begeisterte sich für die Einführung einer privaten, edelmetallgedeckten Währung. Seinen Überzeugungen von der finanziellen Stabilität einer solchen „ehrlichen“ Währung, wie Deutsch sie bezeichnet, möchte ich sehr gern glauben, gerade in der aktuellen Finanzkrise, in der sich vermutlich so mancher nach Alternativen umsieht. Gleichwohl scheiden sich gerade hierin die Geister…
Eingangs wird der Leser polemisch aufgefordert, sich mit Zauberei zu beschäftigen – schließlich bilde sie die Basis für die Geldpolitik, jedenfalls seit sie von Zentralbanken gemacht wird, so Deutsch. Der Zaubertrick bestehe im Verschleiern der andauernden Geldentwertung bei gleichzeitigem unbegrenzten Druck von Geld – dem „fiat money“ oder „Falschgeld“. Diese Begriffe verwendet der Autor synonym. Abgelenkt werde der Bürger mit der Behauptung, die steigenden Preise seien schuld an der Inflation.
Es folgen ausführliche Beschreibungen, wie sich Geld über die Jahrhunderte entwickelt hat. Nach einer recht düsteren Prognose für die Zukunft unseres Finanzsystems stellt Deutsch Theorien vor, wie man es besser machen könnte. Begründet wird die aktuell negative Entwicklung mit Konjunkturwellen, die regelmäßig – bisher alle 60 Jahre – in einem Tal enden. Deutsch macht auf die allgemein hohe Verschuldung von Staaten und Banken aufmerksam. Das riesige Ausmaß dieser Verschuldung sei nicht mehr beherrschbar. Daraus folgt Deutschs zentrale Frage: Wann bricht das System zusammen?
Originell finde ich Deutschs Bild, wonach die meisten Menschen glauben, die Zentralbank sei der „Papa mit der dicken Brieftasche“, der uns alle rettet, indem er legal „Falschgeld“ druckt, so wie „Papa“ es für nützlich hält. Ein Blick auf die aktuellen Geschehnisse in den USA lässt diese Vision Realität werden. Erst seit es Zentralbanken gibt, ist die Geldmenge auf das Achtzigfache dessen, was zum Welthandel notwendig ist, angestiegen. Aber auch die Lizenz zum Gelddrucken wird den Crash nicht verhindern, sagt Deutsch voraus. Glück hat, wer dann physisches Gold oder Silber besitzt. Wie stark viele Länder der Welt wirtschaftlich miteinander verflochten sind, wird durch die Lektüre des „Silberkomplotts“ deutlich – so sehr, dass die These, wonach ein Dominoeffekt entstehen könne, wenn es an einer Stelle kriselt, plausibel wird.
Beeindruckt von den Gedanken Alan Greenspans aus der Zeit vor seiner Fed-Präsidentschaft nimmt der Autor auch dessen Aufsatz „Gold und wirtschaftliche Freiheit“ vollständig in sein Buch auf. Im letzten Drittel lenkt Deutsch die Aufmerksamkeit auf die Diskussion um alternative Geldsysteme. Die Vorschläge verschiedener Gruppen reichen von der Einführung einer Weltwährung durch eine Weltzentralbank bis zur Privatisierung des Geldes mit Abschaffung des Geldmonopols sowie mehr Wettbewerb bei der „Herstellung“ von Geld. Zuletzt beschreibt Deutsch seinen Favoriten: den Aufbau eines nicht staatlich gelenkten Gold- und/oder Silber-Währungssystems parallel zum Papiergeld. Klingt abenteuerlich. Reizt aber zum Mitmachen.
In den USA gingen die Gesetzeshüter jedoch gegen bisherige Versuche, diese Idee umzusetzen, rigide vor. Zeitlich liegen die jüngsten Ereignisse nach Veröffentlichung des Buches, so dass der Autor nicht darauf eingehen konnte. Abgerundet wird „Das Silberkomplott“ gegen Ende durch das am Spieleklassiker Monopoly orientierte Spiel „Inflation – Deflation“: Hier kann der Leser spielerisch erfahren, was passieren könnte, wenn es richtig ernst wird.
Fazit: Jedem, der sich vor einem Finanzdesaster schützen will, empfehle ich dieses Buch. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Es gibt keine Lücken durch unbeschriebene Seiten vor neuen Kapiteln oder übermäßig große und häufige Überschriften. 19,90 Euro für 310 Seiten sind insbesondere in diesen Krisenzeiten gut angelegtes Geld.
Hallo,
ausgenommen das Schreibversehen (im vorletzten Absatz in der vorletzten Zeile muss es statt „orientierten“ richtig „orientierte“ heißen) kann ich alles unterschreiben! Hoffentlich wird nicht auch noch alles wahr!
Vielen Dank für die Rezension und freundliche Grüße
A. Mayer
Der Fehler wurde korrigiert. Schön, dass Ihnen die Rezension gefallen hat und vielen Dank für den Hinweis!
Hoch interesant!
Ich bin aus Mexiko und betreibe Silberminen und Silberproduktion, aber auf unserem Land gibt es kaum Informationen. Wie kann man mehr davon wissen?
Danke